Netzbetreiber kündigen Praxistest der Breitbandtechnik G.fast an
G.fast nutzt Kupferdoppeladern für die Datenübertragung. Allerdings eignet sich die Technik dem Bundesverband Breitbandkommunikation zufolge nur bedingt für den flächendeckenden Breitbandausbau auf dem Land. Im Fokus des Tests steht vor allem eine Bandbreitenerhöhung über die Kupfer-Hausverkabelung.
Die Netzbetreiber des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (Breko) wollen noch in diesem Jahr die Breitbandtechnik G.fast in der Praxis testen. Sie verwendet die zum Teil bereits vorhandenen Kupferdoppeladern. Allerdings soll sie deutlich höhere Datenraten ermöglichen. Alcatel-Lucent und Huawei haben die Technik entwickelt.
Bei eigenen Feldtest erreichte Alcatel-Lucent Mitte 2013 eine Übertragungsgeschwindigkeit von 1,1 GBit/s bei weniger als 70 Metern Entfernung. In Laborversuchen konnten sogar 1,3 GBit/s erzielt werden. Unter idealen Bedingungen sei mit der Technik bei einer Entfernung von 100 Metern noch 700 MBit/s möglich. Im Feld könne durchschnittlich mit 500 MBit/s gerechnet werden. In Kooperation mit der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen wollen das die Breko-Mitglieder in der Praxis überprüfen.
Im Februar hatte bereits die Deutsche Telekom Praxistests für G.fast geplant Das bestätigte damals Technikchef Bruno Jacobfeuerborn der Wirtschaftswoche. Übertragungsraten von bis zu 500 MBit/s oder mehr seien das Ziel.
In Wien hat der österreichische Netzbetreiber A1 schon Mitte Oktober einen Test von G.fast gestartet. Der Anbieter bezeichnet die Technik als rasch implementierbare Brückentechnologie bis zur Einführung von “Glasfaser bis in die Wohnung”. Momentan erwartet A1, dass sich rund 30.000 Gebäude mit über 400.000 Haushalten in Wien für den Ausbau mit G.fast eignen. Allerdings erwartet das Unternehmen, das als Ultra-Breitband-Services bezeichneten Angebot erst 2016 einführen zu können.
G.fast ist aufgrund der hohen Frequenzbereiche, die es nutzt, anfällig für Störeinflüsse. Aus diesem Grund muss Vectoring eingesetzt werden, um den Effekt des Übersprechens zwischen den verschiedenen Adern in einem Leitungsbündel zu minimieren. Daher ist die Technologie lediglich für Strecken von maximal 250 Metern ab dem Einspeisepunkt geeignet. Entscheiden ist nun, wo dieser liegt – also ob am Hausanschluss oder einem speziellen Einspeisepunkt (dem sogenannten FTTdp – Fibre To The Distribution Point). In Deutschland gibt es nach Angaben von Breko nur sehr wenige solcher Verteilerpunkte. Ein Teil der Vorteile von G.fast geht verloren, da diese eigens errichtet werden müssten. Unproblematisch ist es allerdings, G.fast zur Beschleunigung der Hausverkabelung zu nutzten.
Breko-Geschäftsführer Stephan Albers hält daher den Einsatz von G.fast per FTTdp für den flächendeckenden Ausbau mit schnellen Breitbandanschlüssen im ländlichen Raum nur bedingt für sinnvoll. Dort sei es angebracht, die Glasfaser direkt bis in die Häuser zu verlegen. Zugleich erklärt Albers aber: “Bis die Glasfaser direkt in jede Wohnung gelegt werden kann, stellt G.fast einen sinnvollen Weg dar, um Menschen und Unternehmen sehr hohe Bandbreiten zu wirtschaftlichen Konditionen zur Verfügung stellen zu können.”
Allerdings warnt der Verband davor, einzelnen Unternehmen exklusive Nutzungsrechte – etwa der Hausinfrastruktur – zur Verwendung des kommenden Standards einzuräumen. Technologiebedingt kann G.fast durch die Koppelung mit Vectoring immer nur von einem Unternehmen zwischen Einspeisepunkt und Endkunde eingesetzt werden. “Es muss von vornherein sichergestellt werden, dass G.fast von allen Netzbetreibern zu fairen und chancengleichen Bedingungen eingesetzt werden kann. Quasi-Monopole darf es im Jahr 15 der TK-Liberalisierung nicht mehr geben”, wird Breko-Vizepräsident und Versatel-Chef Johannes Pruchnow in einer Pressemitteilung zitiert.
[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]