WaaS und DaaS: Anbieter und -Produkte im Überblick
Die Angebote von Workplace/Desktop as a Service präsentieren sich wegen des frühen Entwicklungsstadiums des Marktes derzeit noch sehr heterogen. Im Folgenden grundlegende Informationen über wichtige Anbieter und ihre Produkte, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind und deren Anbieter hier Präsenzen unterhalten.
Amazon Web Services:
Mit Amazon WorkSpaces hat Amazon Web Services (AWS) seit April 2014 ein WaaS-Produkt auf dem Markt, das zumindest auf europäischen Rechenzentren gehostet wird. In den USA war der Dienst schon einen Monat früher verfügbar. Hinsichtlich der Umsätze von AWS und erst recht derer mit WaaS-Diensten gibt sich der Konzern bedeckt, auch länderspezifische Umsätze und Mitarbeiterzahlen für die deutschen Niederlassungen in München und Berlin werden nicht kommuniziert. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 117300 Mitarbeiter. Zu erfahren ist auch der weltweite Umsatz 2013 (74,45 Milliarden Dollar), denen am Ende wegen der regen Investitionen unter dem Strich ein Minus von über vier Milliarden Dollar vor Finanzmaßnahmen gegenüberstehen. Im dritten Quartal 2014, zu dem bei Redaktionsschluss bereits Zahlen vorlagen, betrug der Nettoverlust bei Umsätzen von über 20 Milliarden Dollar über 400 Milliarden Dollar. Amazon sieht radikales Wachstum ohne Rücksicht auf Profitabilität nach Aussagen des Managements etwa auf der Kongressmesse Powering the Cloud als längerfristig tragfähiges Geschäftsmodell. Anwender müssen selbst entscheiden, was sie von dieser Strategie halten.
Canopy Cloud:
Canopy Cloud hat seinen Sitz in London, greift in Deutschland aber auf Ressourcen der ehemaligen Siemens-Tochter Atos zurück. Seit sechs Monaten ist der Canopy Enterprise Workplace auf dem Markt, den der Anbieter auch über EMC und VMware vermarktet. Daher kann das Unternehmen auch noch keine Referenzkunden nennen, angestrebt werden als Zielgruppe aber auf jeden Fall Großunternehmen.
HP:
Bei dem IT-Allrounder gehören Workplace-Services zum Profi-Marktsegment und sind daher von der bevorstehenden Firmenaufspaltung weniger betroffen. Wie auch Amazon macht HP keine Angaben zum Umsatz mit WaaS oder zum Umsatz in Deutschland. Die deutsche Zentrale befindet sich in Böblingen bei Stuttgart. Zu erfahren ist die Zahl der weltweiten Mitarbeiter mit etwa 300000, die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland beträgt derzeit rund 9000. Aus Europa stammen rund 38 Prozent des weltweiten Umsatzes. Das in der Marktübersicht dargestellte Produkt ähnelt über weite Strecken einer outgesourcten VDI-Lösung, wird aber trotzdem berücksichtigt, da HP es selbst als WaaS-Produkt begreift. Ab 2015 hat HP auch eine Office-365-Lösung analog Microsoft im Programm, die aber aus Termingründen nicht mehr in diese Marktübersicht einfließen kann.
Login2work GmbH:
Login2Work aus dem fränkischen Städtchen Sennefeld wurde 2006 explizit mit dem Ziel gegründet, virtuelle Workplace-Angebote zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Die Privatfirma beschäftigt heute 13 Mitarbeiter und setzt im Jahr 1,5 Millionen Euro um, zu 95 Prozent innerhalb Deutschlands. Workplace-Services machen mehr als 90 Prozent vom Umsatz aus, wobei der Fokus auf mittelständischen Kunden liegt, von denen bisher rund 65 gewonnen werden konnten. Der Hersteller legt Wert auf die Flexibilität seiner Umgebung Virtual Workplace, die Kunden in einem standardisierten Rahmen die Möglichkeit bietet, beliebige Applikationen einzubinden. Erweitert werden soll die standardisierte Plattform demnächst um Funktionen wie Softphone oder eine Social-Media-Lösung.
Microsoft:
Microsoft stellte seinen Office-365-Service im Juni 2011 online und hat seitdem nach Angaben auf Wikipedia rund eine Million Kunden gewonnen. Das Produkt ist in mehr als 30 Sprachen erhältlich. Wie alle Großen gibt sich auch Microsoft hinsichtlich der Zahlen und Fakten über seinen Service höchst bedeckt, es sind also keine Daten zum Anteil von SaaS/WaaS am Gesamtumsatz etc. zu erfahren. Im Finanzjahr 2014 setzte Microsoft insgesamt rund 87 Milliarden Dollar um und erzielte rund 22 Milliarden Dollar Gewinn. Die deutsche Zentrale befindet sich in Unterschleißheim, in Deutschland beschäftigt Microsoft 2700 Mitarbeiter. Primäre Zielgruppe des Office-365-Service sind KMUs.
Netzbest GmbH:
Die Netzbest GmbH gehört zu den auf Cloud fokussierten Newcomern. Die in Berlin 2008 gegründete Firma beschäftigt heute 13 Mitarbeiter, die rund eine Million Euro Umsatz erwirtschaften. Angepeilte Kundengruppe sind vor allem KMUs aus Deutschland, denen Netzbest eine möglichst vollständige Auslagerung ihrer IT ermöglichen will. 21 Kunden hat der Dienstleister schon gewonnen. Das hier einbezogene Angebot heißt Cloud Desktop. Es wurde 2014 von der Initiative Mittelstand mit dem Innovationspreis IT ausgezeichnet.
Pironet NDH Datacenter AG & Co. KG:
Pironet NDH wurde 1995 gegründet und gehört seit 2014 zur Cancom-Gruppe. Das Unternehmen mit Hauptsitz Köln setzte 2013 46 Millionen Euro um, beschäftigte 300 Mitarbeiter und erzielte vor Steuern einen Gewinn von 2,8 Millionen Euro. Rund ein Drittel des Umsatzes stammt aus WaaS/DaaS/VDI (Virtual Desktop Infrastructure)-Applikationen. Weitere Standorte befinden sich in Hamburg und Dresden. Das Unternehmen bedient derzeit etwa 75 Kunden, vor allem aus dem deutschen Mittelstand, mit Cloud-Dienstleistungen.
Tocario GmbH:
Das Stuttgarter Unternehmen Tocario bietet seit Oktober 2013 zwei Produkte an, und zwar einen Service Endkunden (deskServ) und Lizenzen für Provider, die auf der Lösung eigene Serviceangebote aufbauen möchten (TrueDaaS Technology). Die Firma beschäftigt derzeit 15 feste und einige freie Mitarbeiter. Der Umsatz liegt unter 10 Millionen Euro, er kommt zu 40 Prozent aus Deutschland, da die Services übers Internet auch im Ausland vertrieben werden. 60 Prozent der Umsätze werden mit Service erwirtschaftet, 40 Prozent mit Lizenzen. Tocario sieht sich als einziger Anbieter einer aus Europa stammenden Desktop/Workplace-as-a-Service-Technologie, die noch dazu BDSG-kompatibel ist.
VMware:
Einige Monate nach dem Ankauf von Airwatch mit seiner Horizon-Suite im Januar 2014 hat VMware auch einen Desktop/Workplace as a Service im Programm. Allerdings sei, so das Management, der Service noch so neu, dass man sich nicht an einer Marktübersicht beteiligen wolle. Auch dieser an sich wichtige Anbieter fehlt also in der Marktübersicht, ohne aber vergessen worden zu sein.
T-Systems/Telekom:
T-Systems taucht mit dem Angebot Dynamic Workplace nur in diesem einleitenden Teil der Serie auf, um klarzustellen, dass die Redaktion diesen wichtigen Anbieter nicht vergessen hat. T-Systems wurde wie andere angeschrieben, erklärte aber schriftlich, man habe “für das Ausfüllen des doch sehr umfangreichen Fragebogens zurzeit leider keine Kapazitäten frei”. Wir hoffen inständig, dass der Anbieter wenigstens genug Kapazitäten hat, seine Services potentiellen Kunden zu erklären und bedauern ausdrücklich, dass es die Umstände den Leserinnen und Lesern vorenthalten, auch die Serviceangebote von T-Systems im Vergleich begutachten zu können.
Lesen Sie auch die anderen Artikel aus unserer Serie über Desktop und Workspace as a Service, dort finden Sie auch Marktübersichten und Vergleiche von Leistungsmekrmalen aller derzeit in Deutschland verfügbaren DaaS- und WaaS-Angebote: