Mit der Digitalisierung von Inhalten wird der Urheberrechtsverstoß zum Massenphänomen, so Mirko Brander von Arxan. Für den Schutz digitaler Inhalte wird seiner Ansicht nach noch immer zu wenig getan.
Die Umwälzungen im Zuge von Digitalisierung und Mobile Computing haben unseren Medienkonsum von Grund auf verändert. Online-Streaming-Dienste und mobile Apps für Smartphones und Tablet-PCs ergänzen beziehungsweise ersetzen klassisches Fernsehen, Kinobesuche, Stereoanlage oder Spielekonsole. Für die Medienbranche bedeutet diese Entwicklung neue Chancen in Sachen Kundengewinnung, konfrontiert sie aber auch mit der Herausforderung, ihre Produkte vor unbefugten Zugriffen und Piraterie zu schützen. Tatsache ist: Digitale Urheberrechtsverletzungen sind zu einem Massenphänomen geworden.
Welche Ausmaße die illegale Vervielfältigung und Verbreitung urheberrechtsgeschützter Inhalte im Internet mittlerweile angenommen hat, führen uns Studien und Untersuchungen allenthalben vor Augen. Dabei gilt: Je beliebter Filme, Serien, Games, Unterhaltungs-Apps oder E-Books sind, desto größer ist auch die Zahl an illegalen Kopien, die im Internet zum kostenlosen Download angeboten werden. Den weltweiten Piraterie-Rekord brach Berichten zufolge die US-amerikanische Erfolgsserie Game of Thrones. Mehr als acht Millionen Mal ist das Staffelfinale des beliebten Serien-Epos im vergangenen Jahr illegal heruntergeladen worden und steht somit an der Spitze der unrühmlichen Charts der am meisten raubkopierten TV-Serien des letzten Jahres. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 stand mit 20 Millionen illegalen Downloads ebenfalls hoch im Kurs der Piraten.
Auch der jüngst veröffentlichte ‘State of Application Security Report‘ von Arxan bestätigt, dass die Piraterie von Software und digitalen Medien floriert wie nie zuvor. Im Zeitraum von Januar 2012 bis März 2015 wurden demnach rund 20 Prozent der veröffentlichten Filme und Serien sowie 12 Prozent aller veröffentlichten Musiktitel illegal vervielfältigt. Bei den E-Books und digitalen Zeitschriften beträgt der Anteil urheberrechtsverletzender Veröffentlichungen sogar 25 Prozent.
Die Schäden und Umsatzverluste, die digitale Piraterie nach sich zieht, lassen sich grundsätzlich nur schwer bemessen. Laut Report liegt der Wert aller im Jahr 2014 illegal vervielfältigten Inhalte allerdings bei mehr als 800 Milliarden Dollar. 91 Mrd. Dollar hat dabei allein die Film- und Fernsehwirtschaft zu beklagen, die Musikindustrie erlitt Schäden von immerhin rund 12 Mrd. Dollar. Am schlimmsten traf es jedoch die Software-Branche: Der Wert aller 2014 veröffentlichten Raubkopien summiert sich hier auf 650 Mrd. Dollar.
Piraterie hat viele Seiten und umfasst amateurhaftes Abfilmen der Kinoleinwand ebenso wie Streaming-Material, das gecrackt und anschließend illegal in einen App-Store hochgeladen wurde. Einen absoluten Schutz vor Urheberrechtsverletzungen und Piraterie kann es daher niemals geben! Und doch sollten Eigentümer und Anbieter von digitalen Medien, Spielen oder Software ihr Bestes geben, um Betrügern den Zugang zu ihren Inhalten oder das Nachbauen von Anwendungen so schwer wie möglich zu machen.
Ein wichtiges Projekt der vergangenen Jahre bestand darin, Digital Rights Management (DRM)-Lösungen zu implementieren, die es ermöglichen, Inhalte an Trägermedien zu binden, ihre Nutzungsdauer zeitlich zu begrenzen und das Kopieren zu beschränken. Urheberrechtsverletzungen und Missbrauch soll dadurch Einhalt geboten werden. Doch nicht nur hinsichtlich mangelnder Nutzerfreundlichkeit, auch in Sachen Sicherheit sind viele DRM-Lösungen bis heute nicht zufriedenstellend: Für geübte Hacker ist es in der Regel kein Problem, gängige DRM-Systeme zu überwinden und so etwa den Kopierschutz aufzuheben oder Anwendungen illegal rückzuentwickeln.
Ich denke, dass trotz aller DRM-Lösungen in Sachen Piraterieschutz von Anwendungen und mobilen Apps zu wenig getan wird. Das gilt insbesondere für hochwertige Software und Applikationen, die Zugriff auf wertvolle digitale Medien wie High Definition- und Ultra HD (4K)-Inhalte verschaffen. Sie bedürfen eines wirksamen geräteunabhängigen Schutzes.
Doch leider wird dieser zu selten umgesetzt. Laut einer Untersuchung von Verzion sind ca. ein Viertel aller Sicherheitsvorfälle bei Anwendungen auf Memory Scraping zurückzuführen, eine Hacking-Methode, die Angreifern den Zugriff auf ungeschützte kryptographische Schlüssel und Daten ermöglicht. Dabei wäre es ein Leichtes, kryptographische Schlüssel mittels White Box Kryptographie (WBC) wirksam zu sichern. Effektiver Laufzeitschutz schützt Applikationen zudem vor Manipulation und dem Einschleusen von Malware. Immerhin spielen raubkopierte Veröffentlichungen bei der Verbreitung extrem schädlicher Malware eine entscheidende Rolle und verursachen bei Unternehmen wie Verbrauchern enorme Kosten.
Wichtig ist allerdings, dass die Sicherheitslösungen die Nutzerfreundlichkeit nicht aus den Augen verlieren: Keinesfalls sollten sie etwa die Performance der Anwendung beeinträchtigen. Denn letztlich sollten alle auf ihre Kosten kommen – Konsumenten und Anbieter digitaler Medien.