LiMux – CSU-Stadträte wollen Windows-Laptops

Mux, Kolab, ESG, München (Kollage: silicon.de)

Nur “sehr eingeschränkt benutzbar” seien die mit Linux ausgerüsteten mobilen Rechner, heißt es in einem Antrag von zwei Münchner CSU-Stadträten. Daher sollten statt der speziellen Ubuntu-Limux-Version neue Windows- und Office-Lizenzen nachgekauft werden.

In einem öffentlichen Antrag an den Oberbürgermeister der Stadt München beschweren sich zwei Stadträte darüber, dass die für die Stadträte 2014 angeschafften Notebooks, Tablets und Smartphones “nur sehr eingeschränkt benutzbar” seien.

Die beiden CSU-Politiker Sabine Pfeiler und Otto Seidl begründen ihren Antrag mit den Worten: “Unter anderem können keinerlei Programme (Textbearbeitungsprogramme, Skype, Office, etc.) selbst nach installiert werden, welches einen normalen Gebrauch verhindert.”

Das sorge für “umständliche Benutzbarkeit”, die durch Inkompatibilitäten und der fehlenden Benutzerrechte noch verstärkt werde. Daher fordern die Räte, die Ubuntu-Version zu deinstallieren und Windows sowie Office auf den Geräten zu installieren.

Der Antrag wurde am 28.07.2015 eingereicht und bislang liegt noch keine offizielle Antwort auf das Schreiben vor.

Eigentlich sollte auf den leistungsfähigen Intel-Core-i7-Rechnern mit SSDs neben dem Limux-Client, eine Weiterentwicklung von Ubuntu, auch LibreOffice standardmäßig installiert sein. Zudem sollte auch Skype installierbar sein, allerdings wird das von der Stadt-IT-Verwaltung nicht als sicher eingestuft.

LiMux_logo

Dennoch beschweren sich die beiden Politiker: “Viele Stadträte verwenden aufgrund der beschriebenen Probleme weiterhin ihre privaten Notebooks und ein großer Teil der angeschafften Geräte altert ungenutzt vor sich hin. Um dies zu verhindern empfiehlt sich ein bedarfsgerechtes nachrüsten.” [sic!]

Pfeiler, MBA und Diplom-Informatikerin, ist immerhin stellvertretende Sprecherin des IT-Ausschusses der Stadt München. Die Stadtverwaltung hat international mit der Migration von Windows auf Linux für Aufsehen gesorgt und inzwischen ist der Limux-Client auf mehr als 15000 Arbeitsplätzen installiert.

Noch vor einem Jahr hatte der ehrenamtliche Stadtrat Otto Seidl die Kritik an Limux als “sachfremde Einzelmeinung” eingeordnet. Allerdings scheint die politische Unterstützung für das System in der Stadtverwaltung insgesamt im Schwinden begriffen zu sein.

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Auch der SPD-Politiker Dieter Reiter hatte wiederholt öffentlich Kritik an dem Limux-Projekt geäußert und unter anderem erklärt, dass Open Source hinter proprietären Produkten hinterherhinkt. Allerdings würde eine Rückkehr in die Windows-Welt der Stadt alleine für Windows-7-fähige Hardware mindestens 3,1 Millionen Euro kosten. Für Windows 8 lägen die Kosten noch höher. Mit Lizenzen und weiteren Windows-Infrastrukturen hingegen würden sich die Kosten auf etwa 14 Millionen Euro summieren, so die Schätzung eines IT-Dienstleisters der Stadt.

Auch Dieter Reiter hatte vergangenes Jahr mit seinem Diensthandy zu und anderen IT-Problemen zu kämpfen, dabei wurden auch Gerüchte über Rückkehrpläne zu Windows laut. Reiter hatte damals in einer Antwort festgehalten: “Insgesamt geht es mir hierbei nicht primär um die Frage des Betriebssystems, sondern um die Gewährleistung einer zukunftsfähigen städtischen IT.”

Richtfest Microsoft Deutschlandzentrale

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Microsoft zieht von Unterschleißheim nach München. Im Sommer 2016 soll die neue Niederlassung eingeweiht werden. (Bild: Martin Schindler)

Ganz einfach dürfte das Thema für Reiter und sowie die gesamte Stadtverwaltung nicht sein. Zwar wird – etwa von den Grünen – immer wieder das Projekt als gelungen gelobt, doch ist die Landeshauptstadt von Bayern auch künftig Heimat für die Deutschlandzentrale von Microsoft. Daher kommt schnell der Verdacht auf, dass Aussagen und Anträge wie der der von Stadträtin Pfeiler auch politisch motiviert sein könnten. Im Oktober vergangenen Jahres hatte Reiter zudem ein weitere Prüfung der Stadt-IT anberaumt. Die Ergebnisse sollen in der ersten Jahreshälfte 2016 vorliegen.

Sollte sich die Rückkehr auf Windows jedoch auf die Stadträte beschränken, dann müsste die Stadtverwaltung München 62 Lizenzen von Windows und Office einkaufen.