Ex-Mitarbeiter: NSA verliert im Wust der Daten den Überblick
Das hat der ehemalige NSA-Mitarbeiter und Whistleblower William Binney im Interview mit der Nachrichtenseite RT erklärt. Die Sammlungen hätten noch keine Gewalttaten verhindert. Sie würden lediglich ausgewertet, wenn es schon zu spät sei.
Der ehemalige NSA-Mitarbeiter William Binney hat im Interview mit der Nachrichtenseite RT die Effizienz der von der NSA betriebenen Datensammlungen in Zweifel gezogen. Indem die NSA alle nur verfügbaren Daten über alle Menschen auf der Erde sammle begrabe sie sich selbst in einem Wust von Daten.
Auch deshalb habe sich mit den gesammelten Daten bisher kein Angriff verhindern lassen. Laut Binney sei General Keith Alexander vor dem Untersuchungsausschuss des Senats damit gescheitert seine Behauptung zu beweisen, dass durch die Auswertung der von der NSA gesammelten Daten in den USA bereits 54 Anschläge oder Gewalttaten verhindert worden seien. Tatsächlich habe für keine der Nachweis erbracht werden können.
“Tatsache ist doch, dass sie zu viele Daten haben um sie überhaupt auswerten und so Gefahrne im Vorfeld erkennen zu können. Sie habe keine Gelegenheit, sie aufzuhalten. Daher sind die Angriffe erfolgreich und Leute werden getötet. Dann konzentrieren sie sich darauf mit all den Daten, die sie über jedermann auf diesem Planeten gesammelt haben. Sie können dann den Angreifern zwar auf die Spur kommen, aber dann ist es schon zu spät”, so Binney.
Seiner Ansicht wird die NSA alleine durch die schiere Menge der Daten gelähmt. Statt alle greifbaren Daten zu sammeln, sollte der Geheimdienst seiner Ansicht nach lieber einen “professionellen, zielgerichteten Ansatz” verfolgen. Schließlich stelle sich immer wieder heraus, dass die Angreifer den Behörden schon vor der Tat bekannt waren. Daher sollten lieber diese Personen sehr sorgfältig überwacht werden. “Und wenn sie angefangen haben etwas zu tun, das so aussah, als ob es bedrohlich werden könnte, hätten sie eingreifen und sie aufhalten sollen.”
Dazu müsse man aber mit viel Professionalität und Disziplin vorgehen und zugunsten dieses Ansatzes lieber die massenhafte Sammlung von Daten aufgeben. Binney zufolge sei das Problem auch bei NSA und GCHQ bekannt. Man habe dort erkannt, dass man sehr gut darin sei, Daten zu sammeln, aber sehr schlecht darin, sie zu verstehen. Aber obwohl die Analysten intern das sehr wohl diskutierten würden das Führungsteam und die Politiker es nach außen hin leugnen, weil es um zu viel Geld gehe.
“Es werden in allen Geheimdiensten zusammen 5 bis 8 Milliarden Dollar pro Jahr für die Sammlung der Daten ausgegeben. Das ist viel Geld, beschäftigt viele Menschen, setzt viele Verträge mit Zulieferer voraus und sorgt bei diesen wiederum für eine ganze Menge Stellen, die davon abhängen”, so Binney.
Er verweist zudem auf ein ThinThread genanntes Programm in den 1990er Jahren, mit dem das damals schon als solche erkanntes Problem dadurch angegangen werden sollte, indem im Vorfeld Daten automatisch sortiert und gefiltert wurden, damit die Analysten intern nicht ihre Zeit damit verschwenden. Nur als relevant erachtete Daten – entweder zu bekannten Terroristen oder Personen, die aufgrund bestimmter Charakteristiken als verdächtig eingestuft wurden, etwa ihren Kontakten, den aufgesuchten Orten oder bestimmten Verhalten, seien dann noch verarbeitet worden.
Als Beispiel wie das funktionieren könnte, führt Binney einen Tipp von Anonymous zu einem in Vorbereitung befindlichen Anschlag in der texanischen Stadt Garland an. Die Anonymous-Aktivisten hätten zwei Tage vorher die Polizei informiert. Das sei möglich gewesen, weil ihnen in einem Sozialen Netzwerk jemand durch verdächtige Bemerkungen aufgefallen sei, den sie dann sehr genau beobachtet hätten Das wäre aber eigentlich die Aufgabe der Geheimdienste gewesen, die aber davon überhaupt nicht bemerkt hätten. “Der Grund dafür ist, dass sie sich den gesamten Planeten anschauen. Jemand von Anonymous hat sich jedoch auf die Sache konzentriert, die Bedrohung erkannt und die Polizei benachrichtigt.”
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