Cloud-Backup: Carbonite schließt Übernahme von EVault ab
Für den Käufer waren insbesondere die Vertriebsstrukturen der ehemaligen Seagate-Tochter interessant. Sie will er nun nutzen, um auch hierzulande und bei den bislang von EVault vorrangig betreuten, größeren Firmen verstärkt auf den Markt zu drängen.
Carbonite hat die Übernahme der Seagte-Tochter EVault Europe abgeschlossen. Ab sofort sollen die kombinierten Produkte und Dienste nun über die zusammengeführten Vertriebswege vermarktet werden. Der Schwerpunkt von EVault liegt auf cloudbasierten Lösungen und Services. Funktionen wie Cloud-Failover erlauben es Kunden, auch nach dem physischen Ausfall eines Servers den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Damit gibt es technologisch zahlreiche Gemeinsamkeiten mit Carbonite, das allerdings eher einen hybriden Ansatz (also Cloud und lokal) bevorzugt und bislang eher bei kleineren Firmen erfolgreich war. EVault kann mit seinen Angeboten auch größere Unternehmen und komplexere IT-Umgebungen bedienen.
Kernprodukt von Carbonite ist die hybride Backup- und Recovery-Software Carbonite Server Backup. Sie wurde in Version 5 um Disaster-Recovery-Funktionen – Image Backup und Bare Metal Recovery – ergänzt. Damit soll eine schnelle Wiederherstellung nach Ausfällen von Produktivsystemen gewährleistet werden. Außerdem sollen Anwender damit in wenigen Schritten vollständige Abbilder ihrer Server samt Betriebssystem, Applikationen, Datenbanken und Einstellungen erstellen können. Die Funktion Bare Metal Recovery ermöglicht die Wiederherstellung einzelner Datensätze oder kompletter Abbilder. Dank Treibereinbindung während des Recovery-Prozesses können dabei Server-Images auch auf fremder oder neuer Hardware restauriert werden.
Carbonite Server Backup wird in den drei Varianten Carbonite Server Essentials, Carbonite Server Standard und Carbonite Server Advanced angeboten. Image Backup und Bare Metal Recovery sind nur in den Ausführungen Standard und Advanced integriert. Alle drei unterstützen jedoch die hybriden Datensicherung, verknüpfen also lokale Backups mit der externen und verschlüsselten Cloud-Archivierung, bei der Carbonite inzwischen auch auf ein deutsches Rechenzentrum setzt. Die zu transferierenden Dateien sind sowohl auf Dateiebene als auch auf dem Übertragungsweg verschlüsselt.
Im Markt für Backup und Recovery mit Cloud-Anbindung ist Carbonite aber längst nicht mehr allein. Beispielsweise bieten Teamviewer mit Airbackup und Barracuda Networks mit einem im April neu strukturierten Angebot aus Appliances, virtuellen Appliances, Cloud-Speicher und Software ähnliche Möglichkeiten. Ganz neu in dem Marktsegment ist Transtec, dass ebenfalls seit kurzem Cloud-Backup anbietet. Neben Funktionen wie Daten- und Image-Backup oder Desaster Recovery stellt der Anbieter auch in den Vordergrund, dass er ein deutscher Anbieter ist und den Dienst aus einem Rechenzentrum in Stuttgart liefert.
Schon länger bietet – unter ähnlichen Voraussetzungen Pironet einen vergleichbaren Dienst an. Dell offeriert seit vergangenem Jahr einen Cloud-Backup-Dienst. Das Unternehmen setzt dabei auf Microsoft Azure auf und nutzt seine bis vor kurzem als AppAssure bekannte, inzwischen jedoch als Rapid Recovery vermarktete Software. Sie fasst Backup, Replikation und Wiederherstellung zusammen.
Schon seit 2014 gibt es ein Cloud-Backup-Angebot von Oracle. Es ist auf Großunternehmen ausgerichtet, die eine Umstellung auf Hybrid-Cloud-Konzepte anstreben oder durchführen. Für sie gibt es seit wenigen Wochen auch in Deutschland mit “Cloud at Customer” identische Produkte wie in der Oracle-Cloud, die dann von Oracle beim Kunden hinter der Firewall installiert und betrieben werden. Damit soll die Nutzung von Hybrid-Modellen beziehungsweise einer Multi-Cloud vereinfacht werden.