Java-Nutzer appellieren an Oracle wegen Java EE
Oracle wirke nicht mehr an der Weiterentwicklung von Java mit. Erneut erhebt eine Nutzervereinigung Vorwürfe gegen Oracle.
Erneut geht ein Appell an Oracle, die Weiterentwicklung von Java nicht zu behindern. So fordert aktuell die Java User Groups e.V. (iJUG) von Oracle, das Projekt Java EE 8 “zügig” voranzubringen.
In einer Mitteilung der iJUG heißt es: “Obwohl Oracle als Mitglied des Java Community Process (JCP) für die Weiterentwicklung von Java EE verantwortlich ist, hat das Unternehmen seit November 2015 seine Mitarbeit an dem Projekt eingestellt. Kunden, die Java EE als strategisches Projekt betrachten, machen sich große Sorgen.”
Vor einigen Wochen hatte Oracle für den Herbst weitere Informationen in Aussicht gestellt. Oracle hatte damit bereits auf Kritik reagiert, dass sich Oracle nicht im ausreichendem Maße für Weiterentwicklung von Java einsetze.
Die Folge war, dass sich einige Entwickler und Anwender zu der Gruppe der Java EE Guardians zusammengeschlossen haben. Diese schlagen unter anderem vor, dass Oracle den Code als Open Source frei verfügbar macht und unterstreichen diese Forderung mit einer Online-Petition. Die Java EE Guardians haben auch festgehalten, wie sich die Teilnahme Oracles an der Entwicklung seit 2015 entwickelt hat.
Markus Eisele, stellvertretender Leiter der DOAG Java Community spricht derzeit von einem “momentanen Stillstand”. Eisele spricht von mehreren Alternativen für die Zukunft von Java EE, von denen jedoch keine wirklich ideal scheint. Immerhin, im Juli hatte ein Oracle-Sprecher neue Features in Aussicht gestellt.
“Oracle steht hinter Java und hat ein sehr genau definiertes Proposal für die nächste Version der Java EE Spezifikation – Java EE , das Entwickler beim Erstellen neuer Anwendungen unterstützt, die Micro-Services auf großen verteilten Rechnern und Container-basierte Umgebungen in der Cloud nutzen”, so Oracle-Sprecher Mike Moeller in einem Interview mit dem Branchendienst “The Register”.
“Egal, welche Lösung Oracle auf der JavaOne aus dem Hut zaubert, letztendlich ist in jedem Fall der JCP und damit die Community brüskiert”, erklärt Markus Karg von der Java User Group Goldstadt (JUG PF). Oracle halte sich hier an keinerlei Regeln des JCP hält und “drückt der Welt seine Interessen ohne jegliche weitere Diskussion oder Abstimmung auf”. Experten würden dafür keine mehr gehört. Karg scheint ohnehin davon überzeugt zu sein, dass für Oracle der Beschluss, Java nicht weiter zu entwickeln bereits seit Jahren fest stehe.
Eine weitere Möglichkeit seit die Weiterentwicklung von Java EE in Form eines Forks. Aber auch diese Option ist mit Nachteilen für die Community und die Anwender verbunden.
Zudem hatte Thomas Kurian, Oracle President für die Produkt-Entwicklung, vor wenigen Tagen in einem Interview die Ziele von Oracle für Java EE bekannt gegeben. Allerdings will sich Karg damit nicht zufrieden geben. “Diese Ziele sind bereits seit Jahren bekannt, aber bisher nicht in die Tat umgesetzt worden. Was wir umgehend brauchen, sind entsprechende JSRs, Zeitpläne, Early Drafts etc.”
Tobias Frech, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des iJUG setzt dem Anbieter sogar eine Art Ultimatum: “Wenn Oracle zur JavaOne nicht umgehend ausreichend Ressourcen für den JCP und die JSRs vorsieht, dann wird die Community kein weiteres Vertrauen in Oracle setzen und nach anderen Alternativen suchen.”
Für Frech bedeute das, dass Oracle die Möglichkeit vergebe, die Zukunft von Java EE, und damit auch die einer möglichen Basis für Cloud-Dienste, zu gestalten.