Modulares Java – Streit zwischen Oracle, Red Hat und IBM spitzt sich zu
IBM und Red Hat stellen sich gegen Pläne, Java künftig in verschiedene Module aufzuteilen. Oracle erhebt nun schwere Vorwürfe.
Oracle kritisiert IBM und Red Hat für deren Weigerung, Java künftig modular weiterzuführen. Am 8. Juni soll das Ergebnis der Community-Abstimmung JSR 376 veröffentlicht werden. Dieses Java Platform Module ist ein zentraler Bestandteil von Project Jigsaw, mit dem die Architektur von Java künftig in Form einzelner Module weitergeführt werden soll.
IBM und Red Hat hatten jedoch bereits im Vorfeld angekündigt, bei dieser Wahl gegen die Änderung zu stimmen. Nun wettert Mark Reinhold, bei Oracle Chef der Java Platform, und nennt IBMs Haltung bezüglich des Java 9 Module System (JPMS) “enttäuschend”, “überraschend” und sieht darin sogar eine Bedrohung für Java. Sollten die Mitglieder gegen JSR 376 stimmen, würde das die weitere Entwicklung von Java verzögern und könnte auch den Community Prozess selbst behindern, warnt Reinhold.
“Viele EG-Mitglieder (Expert Group) erklärten, dass wir noch nicht fertig sind”, kontert Tim Ellison, der IBM-Vertreter im JPMS, in einem Blog. Ellison hält die weitere Entwicklung ebenfalls für wichtig, sieht aber noch Verbesserungsbedarf und meldet auch an, dass es in dieser Frage wenig Konsens gibt.
Scott Stark von Red Hat Middleware erklärt, dass der Entwurf in der aktuellen Version möglicherweise zu bestehenden Java-Apps nicht kompatibel ist. Zudem sei die neue Architektur noch nicht in großen, komplexen Installationen erprobt worden. Viele dieser Installationen seien mit Jigsaw nicht möglich und müssten neu aufgebaut werden.
Auch die JBoss-Middleware von Red Hat basiert zu großen Teilen auf Java. “Die Implementierung von Jigsaw könnte möglicherweise für Millionen Nutzer und Autoren im Java-Ökosystem bedeuten, dass sie größere Veränderungen an Anwendungen und Libraries vornehmen müssen, vor allem wenn sie mit Services, Class Loading oder Reflection zu tun haben”, warnt Stark.
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Oracle-Vertreter Reinhold aber kritisiert auch Red Hat, weil es ebenfalls Bedenken über JPMS angemeldet hat. Reinhold macht in seinem Blog klar, dass der Prozess nicht vorschreibt, dass alle einer Meinung sein müssen und das “aus gutem Grund”. Den Leitern wurden weite Rechte zugesprochen und zwar deshalb, um einzelne Gruppenmitglieder davon abzuhalten, die weitere Entwicklung einzuschränken und ihre eigenen Interessen zu verteidigen. Stelle man daher künftig diese Autorität in Frage, gefährde man den weiteren Prozess.
An die Adresse von Red Hat gerichtet erklärt er, dass dessen Position nicht überrasche. Denn damit versuche der Anbieter die eigene, nicht Standard-konforme, modulare Entwicklung zu schützen. Reinhold spielt damit auf Red Hats modularen WildFly Application Server an, der modular aufgebaut ist.