Digitale Überforderung – Auch im Urlaub gibt es kein Abschalten

Bitkom (Bild: Bitkom)

Die Mehrheit der Mitarbeiter ist auch während des Urlaubs erreichbar. Öfter als der Chef sind es die Kollegen, die den wohlvedienten Urlaub stören. Jüngere Mitarbeiter hingegen wollen häufiger ganz vom Job abschalten.

Rund 71 Prozent der Berufstätigen sind auch im Urlaub für Kollgen, Kunden, Partner oder den Chef erreichbar. Das hat eine repräsentative Umfrage des Branchenverbandes Bitkom ergeben. Das ist etwas mehr als noch vor einem Jahr. Damals gaben 67 Prozent der Angestellten an, auch in den Ferien erreichbar zu sein.

Bitkom (Bild: Bitkom)

59 Prozent der Berufstätigen lesen Kurznachrichten wie iMessage oder WhatsApp. 58 Prozent stehen auch telefonisch bereit. Immerhin 38 Prozent rufen auch im Urlaub ihre Mails auf. Meist ist es aber nicht der Chef, der die Mitarbeiter im Urlaub aufscheucht.

Vielmehr seien es in der Regel die Kollegen, die sich während des Urlaubs melden. Sechs von zehn der im Urlaub erreichbaren Berufstätigen erhielten im vergangenen Jahr einen Anruf oder eine Nachricht von einem Kollegen. Bei 23 Prozent der Angestellten meldete sich der Chef. Kunden sind etwas zurückhaltender: Lediglich 13 Prozent der Mitarbeiter wurden kontaktiert. Aber rund ein Viertel der Angestellten konnte den Urlaub trotz erklärter Erreichbarkeit genießen.

Der Strandbesuch, die letzte Bastion eines noch nicht von Apps geregelten Lebens, wurde im vergangenen Jahr von Vodafone gestürmt. (Bild: Vodafone)
Der Strandbesuch, die letzte Bastion eines noch nicht von Apps geregelten Lebens, wurde im vergangenen Jahr von Vodafone gestürmt. (Bild: Vodafone)

Interessant ist, dass vor allem jüngere Arbeitnehmer den Urlaub nutzen, um den Job völlig auszublenden. Knapp vier von zehn Berufstätigen zwischen 14 und 29 Jahren wollen dann nicht erreichbar sein. In der Gruppe der Über-30-Jährigen ist es dagegen nur jeder Vierte.

Wie eine Studie des Beratungshauses Sopra Steria Consulting zeigt, scheinen es aber gerade jüngere Mitarbeiter nötiger zu haben, sich gegen die “digitale Überforderung” abzugrenzen. Junge Menschen finden bei digitalen Hilfsmitteln zwar schneller einen Einstieg, aber das führe in einer digitalen Geschäftswelt nicht unbedingt dazu, dass auch effektiver gearbeitet wird, so die Autoren der Sopra-Studie.

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“Der Abbau medialer Hürden ist zwar gut für das Geschäft und sollte Ziel jedes Unternehmens in der digitalen Transformation sein”, sagt Matthias Frerichs, Senior Manager Digital Banking bei Sopra Steria Consulting. “Die Kehrseite ist, dass die wegfallenden künstlichen Hürden die Konzentration bei der Arbeit deutlich erschweren. Hier sind zusätzliche Kompetenzen gefragt, um trotz Informationsflut Ergebnisse zu produzieren.”

Ergebnisse der aktuellen Bikom-Umfrage zur beruflichen Erreichbarkeit in den Ferien (Grafik: Bitkom)
Ergebnisse der aktuellen Bikom-Umfrage zur beruflichen Erreichbarkeit in den Ferien im Überblick (Grafik: Bitkom)

Nachdem die Kommunikationshürden weitgehend abgebaut sind, müssen Unternehmen nun über neue Mechanismen für eine Abgrenzung nachdenken, vor allem in der Urlaubszeit. Ein One-Size-Fits-all-Ansatz sei hier aber fehl am Platz, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. “Die Unternehmen, ihre Mitarbeiter und jeweiligen Aufgaben sind sehr unterschiedlich. Mit einer Standardregelung nach Schema F wird man allerdings nicht jedem Einzelfall gerecht.”

Rohleder weiter: “Zur Erreichbarkeit während des Urlaubs sollten individuelle Absprachen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern getroffen werden, die der jeweiligen Situation bestmöglich entsprechen. Im Mittelpunkt muss dabei die Erholung des Mitarbeiters stehen.” Eine rechtliche Verpflichtung, auch im Urlaub ansprechbar zu sein, gebe es meist nicht, so Rohleder weiter.

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