Telekom will 15 Millionen Supervectoring-Anschlüsse
Der ursprünglich für 2019 geplante Supervectoring-Ausbau wird vorgezogen. Den erreichten Haushalten verspricht es Geschwindigkeiten bis zu 250 MBit/s, mindestens aber 100 MBit/s. Das Pilotprojekt beginnt im Rheinland.
Nach internen Planungen der Deutschen Telekom sollen 15 Millionen Haushalte bis zum Jahresende Internetzugänge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 MBit/s erhalten. Für die schnelleren Anschlüsse will das Unternehmen den Ausbau von Supervectoring vorziehen, der eigentlich erst ab dem nächsten Jahr vorgesehen war. Tarife für die neuen Anschlüsse sollen jedoch noch nicht feststehen.
Das berichtet die Tageszeitung Die Welt und beruft sich auf Planungsdokumente, die ihr teilweise vorliegen. Bereits im Mai beginnt demnach der erste Pilotversuch mit Supervectoring im Rheinland. Grund für das Voranpreschen ist offenbar die spürbare Konkurrenz der Kabelnetzbetreiber, die bereits Anschlüsse mit 200, 400 oder 500 Megabit pro Sekunde bewerben.
Supervectoring 35b ist eine Weiterentwicklung des Standards VDSL2, bei dem die Bandbreite am Endanschluss von 17 MHz auf 35 MHz ausgeweitet wird. Das Vectoring soll laut Telekom elektromagnetische Störungen ausgleichen, die in den Kupferleitungen auf dem Weg zwischen den Kabelverzweigern und den Haushalten auftreten. Dadurch sollen Übertragungsgeschwindigkeiten von zunächst bis zu 100 MBit/s und mit Supervectoring bis zu 250 MBit/s möglich werden. Die benötigte Technik installiert die Telekom in den Kabelverzweigern, also an den Übergangsstellen von den Glasfaserleitungen zu den Kupferleitungen.
Dem Welt-Bericht zufolge rechnet die Telekom mit 27,5 Millionen deutschen Haushalten, die sie Ende 2018 mit Vectoring erreicht, davon 15,4 Millionen mit Supervectoring. Für das bisher angebotene Vectoring sagt der Provider bis zu 100 MBit/s zu. Supervectoring soll für eine Geschwindigkeit bis zu 250 MBit/s gut sein, mindestens aber für 100 MBit/s.
Die Branchenverbände der Telekom-Wettbewerber kritisieren schon länger ein “weitreichendes Quasi-Monopol zum Vectoring-Ausbau in den sogenannten Nahbereichen”, das die Bundesnetzagentur der Deutschen Telekom eingeräumt habe. Grundsätzlich halten sie zudem die Entscheidung, Haushalte per Kupferkabel anzubinden und nicht den Netzausbau mit Glasfaser bis direkt ins Gebäude oder die Wohnung voranzutreiben, für nicht zukunftssicher.
Vectoring und Supervectoring kann die Telekom zunächst schneller und kostengünstiger umsetzen als bis in die Gebäude führende Glasfasernetze (FTTH), was ihr kurzfristige Wettbewerbsvorteile verspricht. Doch selbst die Telekom sieht ihr Vectoring als Zwischenschritt zu einem konsequenten Glasfaser-Ausbau. Im Januar kündigte sie an, 33 Gewerbegebiete mit Glasfaser anzubinden. Damit sollen rund 7.600 Unternehmen in diesem Jahr Internetverbindungen mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 1 GBit/s erhalten.
Der aktuelle Koalitionsvertrag gibt außerdem das Ziel flächendeckender Glasfaser-Anschlüsse möglichst bis in die Gebäude hinein vor. Diesen Ausbau fördern soll ein Investitionsfonds mit Mitteln von 10 bis 12 Milliarden Euro aus einer weiteren Frequenzversteigerung.