Unternehmen kehren Musk den Rücken
1 Jahr nach der Übernahme von Twitter. Werbekunden und professionelle Anwender fahren ihre Aktivitäten auf X weiter zurück.
Vor knapp einem Jahr, Ende Oktober 2022, hat US-Milliardär Elon Musk die Plattform Twitter übernommen. Auch Unternehmen in Deutschland, die Twitter respektive X nutzen, zeigen sich angesichts der seither vollzogenen Veränderungen verunsichert – einige planen, ihre Präsenz dort gänzlich zu löschen.
So veröffentlichen 43 Prozent der Unternehmen, die X nutzen, seit der Übernahme durch Musk weniger Beiträge auf der Plattform oder haben eigene Posts ganz eingestellt. 36 Prozent posten im selben Umfang wie zuvor und 9 Prozent veröffentlichen mehr Beiträge oder haben erst nach der Musk-Übernahme damit begonnen.
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 600 Unternehmen in Deutschland ab 20 Beschäftigten, darunter 192 Unternehmen, die auf X ein eigenes Profil beziehungsweise einen eigenen Account haben. Urheber der Analyse ist der Digitalverband Bitkom. Demnach schalten 36 Prozent der Unternehmen, die X nutzen, dort weniger oder keine kostenpflichten Anzeigen mehr, seit Elon Musk die Plattform übernommen hat. 21 Prozent schalten Anzeigen im selben Umfang wie zuvor, 3 Prozent haben ihre Werbemaßnahmen auf Twitter verstärkt oder erst nach der Übernahme aufgenommen. 29 Prozent werben generell nicht auf Twitter, also weder vor noch nach der Übernahme.
Hassrede führt zu Verunsicherung
„Der Anstieg von Fake News, die Zunahme von Hate-Speech oder die Äußerung teils extremer politischer Haltungen haben bei vielen Unternehmen offenbar zu massiver Verunsicherung geführt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.
Auch eine komplette Löschung des eigenen Firmenprofils ist für einige Unternehmen eine Option. So planen oder diskutieren insgesamt 21 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die X nutzen, ihren Unternehmens-Account beziehungsweise ihr Unternehmens-Profil dort gänzlich zu entfernen: 2 Prozent noch innerhalb dieses Jahres, 12 Prozent spätestens innerhalb des nächsten Jahres und weitere 7 Prozent ohne konkreten Zeithorizont. Bei 71 Prozent ist die Profillöschung aktuell kein Thema und 8 Prozent machen dazu keine Angabe. Für einige Unternehmen hat X aber weiterhin große Bedeutung: Für 43 Prozent der Unternehmen, die Twitter nutzen, ist die Plattform ein wichtiger Kommunikationskanal.
Insgesamt fordern 74 Prozent aller Unternehmen – also auch solche, die auf X nicht vertreten sind – Twitter solle stärker kontrolliert werden. 52 Prozent sagen, die Plattform beschleunige die gesellschaftliche Spaltung. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) meint sogar, deutsche Unternehmen sollten sich gänzlich von Twitter zurückziehen.