Bayern kooperiert mit österreichischer Spitzenforschung, um Endkunden vor Fake-Shops zu schützen
Desinfektionsmittel in der Pandemie, E-Bikes im Sommer, Brennholz in der Energiekrise,Spielzeug vor Weihnachten: Fake Shops entwickeln sich nach Trends und locken mit täuschend echt und seriös aussehenden Angeboten im Internet zu Schnäppchenpreisen. Wer dort bestellt, wartet vergebens auf die bezahlte Ware.
Um Bayern im Kampf gegen den Online-Betrug noch besser aufzustellen, hat Bayerns Justizminister Georg Eisenreich vergangenen August gemeinsam mit Dr. Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security des AIT Austrian Institute ofTechnology in Wien, eine Kooperationsvereinbarung im Justizpalast in München unterzeichnet. Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) mit dem KI-basierten FakeShop Detector für Ermittlungen im Internet noch besser zu rüsten.
Justizminister Eisenreich: “Fake Shops sind zu einer echten Internet-Plage geworden. Allein in einem einzigen bei der ZCB geführten Ermittlungskomplex wurden etwa 1.600 Geschädigte um etwa 500.000 Euro betrogen. Die Shops tauchen im Internet auf und verschwinden meist auch schnell wieder, sobald der Betrug aufgeflogen ist. Gemeinsam mit den österreichischen Spezialisten wollen wir den erfolgreichen Fake-Shop Detector auf die besonderen Anforderungen der Strafverfolgungsbehörden zuschneiden und weiterentwickeln.”
Was kann der Fake-Shop Detector?
Das Tool ist eine Entwicklung des AIT, der größten außeruniversitären Forschungseinrichtung Österreichs, in enger Kooperation mit dem Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und dem österreichischen IT-Lösungsanbieter X-Net. Der Fake-Shop Detector (https://www.fakeshop.at/) ging aus mehreren österreichischen icherheitsforschungsprojekten (u. a. SINDBAD, RIO) hervor und wurde u. a. durch Mittel des Österreichischen Bundesministeriums für Finanzen und des undesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus in der KIRAS Förderschiene finanziert. Ziel ist es, unbekannte Online-Shops mithilfe Künstlicher Intelligenz in Echtzeit auf mehr als 21.000 Merkmale zu überprüfen. Ist ein Shop verdächtig, warnt der Detector. Eisenreich: “Für die Ermittlungen der ZCB ist ein möglichst frühzeitiger Zugriff auf Domains und Server entscheidend.
Der Einsatz des Fake-Shop Detectors bietet erhebliches Potential, Fake Shops mithilfe Künstlicher Intelligenz frühzeitig zu identifizieren. Die Ermittler bekommen so einen wertvollen Vorsprung. Das Tool könnte zudem dazu beitragen, dass die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) noch besser die hinter den Taten liegenden Strukturen erkennen und ihre Ermittlungen in diesem Kriminalitätsbereich noch effizienter gestalten könnte. Denn in den vergangenen Jahren beobachten unsere Spezialisten, dass auch im Bereich Fake Shops zunehmend Organisierte Kriminalität am Werk ist.”
Bedrohungen verlangen mehr gemeinsame Anstrengungen
Dr. Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security des AIT: “Durch eine beispielgebende enge Kooperation von Datenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern und Domänenexpertinnen und -experten konnte mit dem Fake-Shop Detector ein effektives KI-Werkzeug mit echtem Mehrwert für den Menschen im digitalen Raum entwickelt werden. Dabei ist vor allem eine permanente Qualitätskontrolle der KI durch den Menschen inhärenter Teil der KI-basierten Lösung. Die wachsenden Bedrohungen durch Desinformation, Hate Speech und betrügerische Angriffe im Internet verlangen noch mehr gemeinsame Anstrengungen, um digitalen Nutzerinnen und Nutzern Werkzeuge und Hilfsmittel für die Aufrechterhaltung ihrer Souveränität zur Verfügung zu stellen.”
Nikolaus Dürk, Gründer und Geschäftsführer der X-Net: „Durch die hervorragende Kooperation zwischen AIT, ÖIAT und X-Net wurde der Grundstein für ein pitzenprodukt geschaffen, das sich zunehmender Wahrnehmung im eutschsprachigen Raum erfreut. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Bündelung von Wissen und Ressourcen ermöglicht nun in einem weiteren Schritt die Schaffung eines nachhaltigen europaweiten Produkts. Wesentliches Ziel dabei ist es, die Internetkriminalität in Europa durch gezielte Präventivmaßnahmen einzudämmen. Der Fake-Shop Detector befähigt die öffentliche Hand, seinen Bürger:innen ein sicheres und einfach anzuwendendes Tool in die Hand zu geben, und damit vorbeugend eine Schwächung der Europäischen Kaufkraft und Schädigung des Europäischen Wirtschaftsraums um Milliardenbeträge zu verhindern.
Verbraucherzentrale Bayern bietet Fakeshop-Finder
Während der Fake-Shop Detector für die speziellen Erfordernisse der Ermittlungen weiterentwickelt wird, bietet die Verbraucherzentrale Bayern einen Fakeshop-Finder für Verbraucherinnen und Verbraucher an. Die automatisiert erstellte Blacklist warnt vor möglichen Betrügern im Internet unter www.fakeshopfinder.de.
Marion Zinkeler, Vorständin der Verbraucherzentrale Bayern: “Mit dem Fakeshop-Finder der Verbraucherzentralen können Nutzer selbst prüfen, ob ein Online-Shop potenziell betrügerisch ist. Mit diesem präventiven Ansatz ergänzt unser Tool die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden ideal, indem es Bürgerinnen und Bürger davor bewahren kann, überhaupt zu Opfern zu werden.” Der Fakeshop-Finder wird bereits sehr gut angenommen. Marion Zinkeler zu den Zahlen: “Täglich werden durchschnittlich 3.800 Internet-Adressen im Fakeshop-Finder eingegeben und 2.300 neue Fakeshops pro Monat erkannt. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen diese Form der Cyber-Kriminalität.”
Suchmaschine für das Darknet
Im Kampf gegen Online-Kriminalität setzt die bayerische Justiz auf internationale Kooperationen und technische Innovation. Die ZCB entwickelt beispielsweise auch mit niederländischen Spitzenforschern den “Dark Web Monitor” – eine Art Suchmaschine für das Darknet. Eisenreich: “Mit dem Fake-Shop Detector bekommen die Spezialstaatsanwältinnen und -anwälte ein weiteres Werkzeug an die Hand, das passgenau für ihre Bedürfnisse entwickelt wird.”
Neben der erfolgreichen deutsch-österreichischen Zusammenarbeit freut sich das Team rund um den Fake-Shop Detector über die Prämierung mit dem IT Wirtschaftspreis eAward am 16.10.2023 in Wien. Der Fake-Shop Detector belegte in der Kategorie „Machine Learning und KI“ den ersten Platz! Die Auszeichnung mit dem eAward leistet einen sehr wesentlichen Beitrag dabei, das öffentliche Bewusstsein für die Bedrohungen im E-Commerce weiter zu schärfen und die Verbreitung dieser wichtigen Technologie zu fördern.
Im Rahmen der ITSA (Europas führender IT-Security Messe) in Nürnberg wurde der Fake-Shop Detektor am Gemeinschaftsstand der Wirtschaftskammer Österreich vorgestellt. Darüber hinaus präsentierten X-Net und AIT unter dem Titel Sharing Innovation mit weiteren österreichischen Partnerunternehmen Cybersecurity-Lösungen im Bereich Big Data Analyse, Cryptoasset Forensic, Quantum Computing Security, IT-/OT Security & Netzwerktechnologie sowie individuelle Hardware- und Softwarelösungen.