Deloitte und TÜV Nord entwickeln Plattform für digitale Homologation

Software-definierte Fahrzeuge verändern sich permanent. Insbesondere Updates müssen rechtssicher genehmigt werden.

Die Transformation zum softwaredefinierten Fahrzeug (SDV) hat folgenschwere Auswirkungen auf aktuelle Flotten: Während Lastwagen und Pkws früher als ‘fertig’ galten, sobald sie ausgeliefert wurden, verändern Softwareupdates Fahrzeuge nun während des gesamten Lebenszyklus´ – inklusive Auswirkungen auf ihre Sicherheit. Solche Updates unterliegen der Homologation, also einer behördlichen Freigabe.

Vor diesem Hintergrund haben Deloitte und der TÜV Nord eine Lösung entwickelt, mit der sich der Prozess der Homologation digitalisieren lassen soll. Das Modul ist Teil der ‘Deloitte SDV Operate’-Plattform, die das Lebenszyklusmanagement von vernetzten Fahrzeugen unterstützt. Im Hinblick auf die Homologation sollen OEMs eine Lösung ehrhalten, die die Verwaltung neuer Fahrzeugsoftware durchgängig abbildet, von der Einführung bis zu drahtlosen (OTA) Updates. Die Plattform soll Ende dieses Jahres verfügbar sein.

Rechtssicherheit

Deloitte-Partner Elmar Pritsch erklärt dazu: „Derzeit stehen SDVs noch am Anfang, aber wir erwarten zukünftig immer häufigere und kürzere Intervalle bei Softwareupdates. Damit die Transformation Richtung SDV nicht ins Stocken gerät, ist eine schnelle, effiziente und digitale Homologation essentiell.“

Insbesondere Updates zum autonomen Fahren, der Brems- und Motorensteuerung sowie im Bereich Cybersecurity können weitreichende Auswirkungen auf die Sicherheit von Fahrzeugen haben. Eine fehlerhafte Software kann in extremen Fällen Menschenleben gefährden. „Es ist unerlässlich, solche Funktionen gründlich zu prüfen und zu genehmigen. Unsere SDV Operate Plattform digitalisiert und beschleunigt den Prozess, schafft rechtliche Sicherheit für OEMs und mehr Sicherheit auf unseren Straßen. Das ist in dieser Form bislang einmalig“, so Pritsch.

Kommunikation mit Zertifizierer

Die Plattform integriert verschiedene Module und Funktionen, um eine effiziente und transparente Homologation zu gewährleisten. Dazu gehört ein Marktplatz, der die Integration, Verwaltung und Monetarisierung von Drittanbieter-Anwendungen ermöglicht. Hinzu kommt der sogenannte Compliance AI Hub, der aus einer regionalen Analyse-Engine und einem Homologations-Wörterbuch besteht, die bei der Einhaltung internationaler Vorschriften unterstützen.

Teil der Plattform ist auch das sogenannte OEM-Portal zur Verwaltung von Software-Updates, Fahrzeugtypen und Automatisierung von Berichtsanalysen. Zudem gibt es eine Managementlösung für Simulationstestergebnisse und Fahrzeugbestandsdaten, um virtuelle Tests und Modelländerungen zu unterstützen. Ebenso sind Funktionen für die Verwaltung des Flotten- und Kampagnenstatus sowie die Bereitstellung neuer Fahrzeugfunktionen Teil der Plattform.

„Mit der SDV Operate Plattform zeigen TÜV Nord und Deloitte einen innovativen Ansatz zur Verwaltung der digitalen Homologation von Software-definierten Fahrzeugen. Die Plattform lässt sich individuell auf die Bedürfnisse des Kunden zuschneiden und bietet flexible und skalierbare Lösungen. Dabei deckt sie den gesamten Prozess ab, von der Einführung neuer Fahrzeuge bis hin zu OTA-Updates“, betont Leif-Erik Schulte, Leiter des Instituts für Fahrzeugtechnik und Mobilität (IFM) bei TÜV Nord.