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Abhängigkeit von Cloud-Providern vermeiden

Inzwischen setzen mehr als zwei Drittel der deutschen Unternehmen einen Cloud-Service ein. Sie möchten damit vor allem die Skalierbarkeit und Flexibilität erhöhen, aber auch Kosten senken. Nach den anfänglichen Erfolgen macht sich nun so langsam Ernüchterung breit. Denn mit der Nutzung steigt auch die Abhängigkeit, da beim „-as-a-Service“-Modell der Kunde wenig Alternativen hat, auf Preiserhöhungen zu reagieren. Auch wenn angekündigte Funktionalität doch nicht implementiert oder existierende gar abgekündigt wird, entstehen unerwartete Probleme. Als Lösung zur Vermeidung des gefürchteten Vendor Lock-in bietet sich die Multi-Cloud an. Doch hier fürchten Unternehmen komplexes Management und mögliche Sicherheitslücken. Wie sollen sie am besten vorgehen?

Die Public Cloud ist auch in Deutschland inzwischen allgegenwärtig. Doch häufig hat sie sich anders entwickelt, als es noch vor wenigen Jahren erwartet wurde. Auf die Euphorie, die von agilen Innovationsführern vorangetrieben wurde, sowie die zögerliche Akzeptanz nach anfänglichen Sicherheitsbedenken folgt nun das Erwachen aus anderer Hinsicht: Auch technisch lassen sich nicht alle Applikationen im Handumdrehen vollständig in die Public Cloud verlagern. Die Folgen sind ein zum Teil hoher Aufwand oder gar ein Scheitern der Projekte.

Andere Unternehmen haben gelernt, dass sie sich mit einer „Alles in eine Cloud“-Strategie in die Abhängigkeit eines einzigen Lieferanten begeben. Sie müssen dessen Produktzyklen und Preisgestaltung wohl oder übel akzeptieren und beeinträchtigen damit eventuell sogar die Innovationskraft für das eigene Kerngeschäft. Denn Public Cloud bedeutet neben Flexibilität und Skalierbarkeit auch, dass nur globale Standards zur Verfügung stehen, die mal besser und mal weniger gut für die eigenen Bedürfnisse geeignet sind.

Die Multi-Cloud als Lösung

Entsprechend wollen schon viele Unternehmen die Multi-Cloud vor allem deswegen nutzen, um einen Vendor Lock-in zu vermeiden. Der Hauptgrund für eine Multi-Cloud liegt aber weiterhin in der strategischen Option, Workloads genau dort zu betreiben und Daten dort vorzuhalten, wo dies am technologisch sinnvollsten oder preisgünstigsten ist.

Eine Studie von Gartner kommt zu der Erkenntnis, dass sich die Zahl der Cloud Managed Services Provider bis 2020 verdreifachen und dann bis 2023 „massiv“ konsolidieren wird. Daher sollten Unternehmen den Markt kontinuierlich beobachten, um optimal von innovativen und geeigneten Angeboten zu profitieren. Die Auswahl verschiedener Provider führt laut Gartner dazu, dass bereits 2021 drei von vier Unternehmen eine Multi-Cloud betreiben oder einen hybriden Ansatz fahren werden. Die Folge von diesen Entwicklungen ist, dass sich fast alle Unternehmen mit Hybrid Cloud und Multi-Cloud beschäftigen – ob als langfristige Lösung zur Erfüllung der jeweils aktuellen Anforderungen oder als Übergangstechnologie für mehrjährige Migrationszyklen.

Die richtige Herangehensweise

Doch wie sollen Unternehmen nun konkret mit den Herausforderungen und Lösungen rund um die Multi-Cloud umgehen? In den letzten Monaten reifte in vielen Unternehmen die Idee, anfangs mit nur einer Public Cloud Erfahrungen zu sammeln und Pilotprojekte zu starten, die Multi-Cloud aber als langfristiges strategisches Ziel auszurufen. Sie soll quasi ab Phase 2 dabei unterstützen, mehr Freiheitsgrade und Flexibilität in der IT-Nutzung und damit auch eine höhere Zukunftssicherheit für das eigene Geschäft zu erlangen.

Hierbei spielt sicherlich auch eine wichtige Rolle, dass es Fachabteilungen und IT-Entscheidern immer schwerer fällt, den eigenen Bedarf für die Zukunft vorherzusagen. Zu groß sind die Innovationssprünge der Anbieter geworden und zu verlockend erscheinen die Möglichkeiten durch die DevOps-Methodik und agile Entwicklung, als dass man sich frühzeitig festlegen möchte. Langfristige Planungen mit mehrjährigen Abschreibungszyklen sind zwar noch üblich, erscheinen aber kaum mehr zweckmäßig und zeitgemäß, wenn gleichzeitig Agilität und Public-Cloud-Nutzung als Ziele verfolgt werden.

Multi-Cloud heißt aber auch, die strategischen Entscheidungen zu einem großen Teil wieder selbst zu treffen. Wer Flexibilität und Agilität in der Multi-Cloud sucht, wird diese vor allem in Eigenregie finden, nicht aber dem Full-Outsourcing-Ideal folgend mit einem wie auch immer dazwischen geschalteten IT-Partner. Denn hier sind immer Abstimmungsschleifen und Meetings nötig, die eine gewisse Zeit erfordern, vor allem bei grundlegenden Themen. Der Vorteil im Outsourcing liegt in der Erledigung von Routineaufgaben oder festgelegter Arbeitsabläufe mit klaren Zielen durch eine hohe Fachexpertise des Dienstleisters, aber nicht beim schnellen Agieren und Weiterentwickeln der genutzten Plattformen als Reaktion auf sich verändernde eigene Anforderungen und Bedürfnisse.

Fazit

Aufgrund solcher Erfahrungen gibt es bereits ein Umdenken im Markt. Beispielsweise tendiert das produzierende Gewerbe dazu, Infrastruktur-Komponenten wie Colocation, Netzwerk und Cloud verstärkt wieder in Eigenregie zu verwalten, aber für das Orchestrieren und Implementieren geeignete und austauschbare Dienstleister ins Boot zu holen. Die Kombination aus Infrastruktur-Komponenten unter eigener Kontrolle mit externen Services und Dienstleistungen erhöht die Flexibilität und vermeidet Migrationsblockaden – und genau so entfaltet auch die Multi-Cloud ihre volle Wirkung.

Redaktion

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