Auch dieses Jahr bin ich wieder nach Hannover gefahren, um an der CeBIT teilzunehmen. Für mich ist die Messe immer eine gute Gelegenheit, in wenigen Tagen an nur einem Ort viele Anbieterfirmen zu treffen, mit Anwendern aus vielen verschiedenen Ländern zu sprechen und unterschiedliche Stimmungen einzufangen.
Die CeBIT 2014 stand unter dem Zeichen eines ‘ Neuanfangs ‘. Der Fokus lag auf dem Fachpublikum. Man verzichtete auf Neuheiten oder Angebote im Konsumentenbereich. In den fünf Veranstaltungstagen hatte ich nicht nur Gelegenheit, meine eigenen Beobachtungen anzustellen und Vergleiche zu den vorhergehenden Jahren zu ziehen, sondern diese auch in vielen Gesprächen mit Ausstellern und Besuchern zu diskutieren. Als Fazit dieser CeBIT kann ich für meinen Teil resümieren: Es gab einiges an Licht, aber auch an Schatten. Doch der Reihe nach.
Wieder wurden die altbekannten ‘Megatrends’ wie Cloud, Mobile, Social und Big Data als Topthemen der CeBIT positioniert, komplettiert durch das diesjährige Kunstwort und Leitthema ‘Datability‘. Doch im Grunde wurde kaum Notiz davon genommen. Ich fand das durchaus positiv, da die eigentlichen Probleme wieder in den Vordergrund rückten, was sich auch in der Präsentation der allermeisten Ausstellerstände und deren Botschaften niederschlug. Kaum einer verwendete noch so nichtssagende Allgemeinplätze wie in den vergangenen Jahren – dabei stellte SAP eines der wenigen Negativbeispiele dar.
In nahezu allen Gesprächen wurde angeführt, dass es an echten Innovationen fehle. Doch seien wir mal ehrlich: Es kann nicht jedes Jahr etwas Neues und Umwälzendes geben. So symbolisierte für mich, stellvertretend für die zuvor genannten Megatrends, das ‘Trusted Cloud‘ Programm des BmWI die Reife des Themas ‘Cloud Computing’. Das Ende 2010 ins Leben gerufene Projekt nähert sich so langsam seinem Ende und kann einige Ergebnisse vorweisen. Ist das sexy? Vermutlich nicht, aber hilfreich und somit förderlich zu bewerten.
Zweifelsohne hatte die Halle mit den Start-Ups im Rahmen der Code_n Initiative noch am meisten innovativen Charakter. Allein die Gestaltung des Designergespanns Kram/Weisshaar war interessant. Das Ziel, junge Firmen und deren Geschäftsideen mit etablierten Unternehmen zusammenzubringen, mag gelungen sein. Doch zu meinem Bedauern konnte ich auch hier viel zu wenige interessierte Besucher der ‘nächsten Generation’ entdecken, was sicherlich mit der Neuausrichtung der CeBIT zu tun hatte und worauf ich im Punkt “Die Besucher” nochmals eingehen werde.
Dieses Veranstaltungsformat war bis dato immer einer meiner Favoriten auf der CeBIT. Anwenderberichte und spannende Diskussionen zu den verschiedensten Themen lockten mich, so wie offensichtlich auch viele andere, zu den Vorträgen. Doch dieses Jahr war es anders. Nicht nur, dass man vom Convention Center in eine Halle gegangen ist, nein, auch die Teilnahme war kostenpflichtig. Wer sich das ‘Early Bird’-Angebot gesichert hatte, konnte zu einem Fünftel des doch recht hohen regulären Preises ein Tages- oder Wochenticket ergattern. Diese ‘dynamische‘ Preisgestaltung verwunderte nicht nur mich, sondern auch viele andere (potenzielle) Besucher.
Ergebnis: Ich war an allen fünf Veranstaltungstagen immer wieder einmal vor Ort. Und selbst bei so interessanten Vorträgen wie der von Rene Honig zur IT-Strategie von Shell oder Forrester’s Analyst Ted Schadler zum Thema ‘The Mobile Mind Shift’ war gerade mal ein Bruchteil der Plätze belegt, ohne natürlich beurteilen zu können, wie viele die Beiträge online verfolgten. Mein ehrliches Mitleid galt den Referenten auf den zwei anderen Podien ‘Power Stage’ und ‘Open Stage’. Dorthin haben sich nur wenige verirrt, es füllte sich nur dann, wenn Referenten noch von ihren Mitstreitern begleitet wurden oder sich Besucher zum Kaffee bzw. Mailen niederließen.
Wieder einmal wurde ein Besucherschwund verzeichnet. Und ja, es war ruhig dieses Jahr. Einhellig wurde von den Ausstellern als positiv bewertet, dass man länger und intensiver mit den Kunden sprechen konnte. Auf die Feststellung der CeBIT, dass aufgrund der Neuausrichtung über 90 Prozent der Besucher Fachbesucher gewesen
seien, zitiere ich gerne einen Gesprächspartner: “Überwiegend Fachbesucher? Da müsste man aber vielen sagen, dass es sich bei ihnen um Fachbesucher handelt.”
Und auch wenn viele Aussteller genau diese Ruhe angenehm fanden, so fehlten doch die Gespräche mit den Besuchern, die früher wegen der Angebote für Gamer und Konsumenten gekommen sind. Denn neben den Kugelschreiber- und Tüten-Sammlern, die der Messe weiterhin erhalten geblieben sind, gab es in den Jahren zuvor auch Interaktion mit der ‘nächsten Generation’ oder den sogenannten ‘digital natives’, was sich jetzt auf ein Minimum reduziert hat.
Falls das Ziel der CeBIT war, wieder ‘unter sich’ zu sein, hat man dies vermutlich erreicht. Die Besucher, die nicht nur zu den ‘digital natives’ zählen, sondern die künftige Generation von (IT-)Fachkräften, Unternehmern und Konsumenten bilden, hat man aus meiner Sicht ausgeschlossen.
Dass gerade die oft angeführte ‘Konsumerisierung’ die Industrie und ihre Angebote verändert, und eben durch diese Konsumenten angestoßen wird, hat man wohl vergessen. Folglich wird man das ‘Spannende’ und ‘Nächste’ wohl eher bei Veranstaltungen wie der Berlin Web Week finden, und eben nicht mehr in Hannover. Schade…
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