Brian Solis beispielsweise spricht von einem “Social Operating System”, einem integrierten Dashboard, in dem alle für einen Benutzer relevanten Informationen zusammenlaufen: Ein Platz, um zu kommunizieren, zusammenzuarbeiten, zu teilen, Neues zu entdecken und zu arbeiten. Ein Platz, um Dokumente zu teilen und an ihnen zu arbeiten, zur Koordination von Aufgaben, in dem relevante Dinge in Activity Streams zusammengeführt, E-Mail, Telefonie, Video und Audio Chat integriert werden.
Eine solche Vision ist nicht neu, zumindest nicht für das Social Dashboard für den Unternehmenseinsatz. IBM hat schon vor Monaten – zur Lotusphere 2010 – mit dem Project Vulcan skizziert und in ersten Demos gezeigt, wie so etwas aussehen wird. Neben der Zusammenführung von unternehmensinternen und externen Informationsströmen in Activity Streams und InPlace Editing von Aktivitäten sind dort zukunftsweisende Funktionen wie beispielsweise die automatisierte Zurverfügungstellung kontextrelevanter Informationen und Social Analytics für den künftigen (Enterprise) Social Workplace zu sehen, und das unter Berücksichtigung der Sicherheitsanforderungen von Unternehmen. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt, gerade wenn einige bereits über Google+ für den Unternehmenseinsatz sprechen, denn hier muss berücksichtigt werden, wie Unternehmen mit ihren betriebsrelevantem Daten umgehen wollen und müssen, wo und unter welcher Kontrolle sie diese speichern und verwalten.
Doch zurück zum “privaten” Google+. Jeff Bullas glaubt, dass Google+ Facebook ähnlichen Schaden zufügen kann wie Apple das Nokia angetan hat. Facebook sei ein soziales Netzwerk der ersten Generation und angesichts von Google+ dringend renovierungsbedürftig. Edd Dumbill http://radar.oreilly.com/2011/07/google-plus-social-backbone.html VMworldschreibt im O’Reilly Radar vom “Social Backbone” des Webs, einem neuen sozialen Layer, der Kollaboration überall ermöglichen wird. Dieser neue Layer reiße die Mauern derzeit isolierter sozialer Netzwerke (z.B. LinkedIn für berufliche Kontakte, Facebook für Privates etc.) ein und sei ähnlich richtungsweisend wie einstmals die Interoperabilität von E-Mail. Dumbill spricht Facebook ab, dieser neue Layer sein zu können, da man die Anwender auf und an Facebook als Plattform fesseln wolle. Google dagegen sei dem offenen Web verpflichtet.
Bei aller Innovation in Google+ erschrecken mich solche Bewertungen. Richard Stallman hat auf Spiegel Online einen Gastbeitrag unter dem Titel “Kämpft gegen die Netz-Moloche!” veröffentlicht. Unter anderem steht dort: “Facebook-Nutzer sind nicht Kunden, sie sind Ware.” Diejenigen, die Google+ derart in den Himmel heben, sollten sehr ernsthaft darüber nachdenken, ob dies nicht auch oder gerade für Google gilt. Bei aller Verpflichtung zu offenen Standards gibt mir ein Konzern zu denken, der Suche, Browser, (mobiles) Betriebssystem und nun auch das soziale Netzwerk beherrschen will. Mich bestürzt, dass gerade die vermeintliche Elite des Netzes, die Apple und Facebook (meist zu Recht) kritisch gegenüber steht, so blauäugig und überschwänglich gegenüber Google ist. Nicht nur ein bisschen mehr differenzierte Bewertung tut gut …
“Ein Platz, sie zu knechten, um alles zu finden, in Kreise zu treiben und ewig zu binden.” Brave new Google?
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Danke!
Ein solcher, differenzierter betrachtender Artikel zu den "sozialen Netzen", vor allem aber Google+ stand schon lange aus.
Augenscheinlich haben sich selbst renommierteste IP-Journalisten an die geschlossenen Verwertungsstrukturen von Facebook, Xing, Linkedin & Co gewöhnt, das sie die vergleichsweise "offener erscheinenden" Dienste von google+ allen Ernstes mit "offen" verwechseln.
Auch in Google ist der Nutzer Ware, eine "offene" Lösung im klassischen Sinne besteht aus offen definierten Protokollen und / oder offenen Referenzimplementierungen. Die "offene Zukunft" sozialen Netzwerkens kann daher nur auf offenen Protokollen aufsetzen - und damit als Dienst oder wie auch immer einem Unternehmen gehören.
Da gibt es offenbar noch einiges nachzuholen wie zu lernen...
Niels Dettenbach
http://www.syndicat.com/
Nun ja
sollte man ausgerechnet von einem Market Segment Manager für Collaboration Solutions und Social Business bei IBM Deutschland eine unabhängige und ausgewogene Einschätzung erwarten können?