Man stelle sich einmal vor, ein Rechenzentrum änderte sich von selbst, je nachdem wie sich die Anforderungen einer Organisation verändern. Nehmen wir zum Beispiel ein Rechenzentrum, das erkennt, dass eine bestimmte Server-Anwendung mehr Speicher braucht oder ein bestimmter Desktop-Computer mehr Rechenleistung, und stellen wir uns vor, dass es diese und andere anspruchsvolle Anpassungen bei Bedarf ohne Eingriff des Administrators oder zusätzliche kundenspezifische Software eigenständig vornimmt.
Diese Vision nennen ich und andere ein Software-definiertes Rechenzentrum. Es verspricht mehr Flexibilität, einen durchgängigen Datenfluss durch Provisionierung, eine intelligente Verwaltung, und ein Bewusstsein für Applikationen. Letztere kann es bei Bedarf aktivieren und entsprechende Ressourcen bereitstellen.
Das Ziel ist ehrgeizig: Es geht darum ein zentrales Problem mit der IT zu lösen, indem man die IT-Infrastruktur direkter an die Produktivität neuer Anwendungen bindet. Ich sage voraus, dass Software-definierte Rechenzentren das große Dilemma der IT lösen werden. Während Intel das Preis-/Leistungsverhältnis seiner Chips rund alle 18 Monate verdoppelt, schafft ein erfolgreiches Unternehmen vielleicht 10 bis 15 Prozent Produktivitätsgewinn pro Jahr und das Wachstum entwickelter Volkswirtschaften beträgt selten mehr als 3 Prozent. Wenn wir es schaffen, auch nur ansatzweise die Vorteile von Moore’s Law auf die IT-Infrastruktur zu übertragen, dann verbessern wir nicht nur unsere IT, sondern wir werden auch Wachstum und den Lebensstandard für alle verbessern.
Der Teil eines Software-definierten Rechenzentrums, in dem ich Erfahrung vorweisen kann, ist Software-definierter Storage (SDS). Denn ich bin CEO eines Unternehmens, dessen Ziel darin liegt, Software-definierten Speicher Wirklichkeit werden zu lassen. Bevor ich jedoch damit anfange darüber zu schreiben, was SDS im Detail ist, möchte ich erklären, was es nicht ist. Denn man kann bereits beobachten, dass Hersteller herkömmlicher Speichersysteme ihre Marketingbudgets hochschrauben. Ihr Ziel ist es, die Auffassung dessen, was SDS bedeutet, zu verwässern, nämlich eine fundamental neue Art, IT bereitzustellen.
Einige Bemerkungen dazu:
SDS kann prinzipiell nicht von Programmier-Schnittstellen von einzelnen Herstellern von Speicher-Hardware vorangetrieben werden. Und selbstredend geht es hier nicht um Speicher-Software, die nur mit der Hardware eines Herstellers arbeiten kann. Nur weil ein Hersteller Storage-Hardware mit Software verwalten kann oder sich mit dem Speichermanagement mehrere Systeme verwalten lassen, klassifiziert dies die Systeme noch längst nicht als Software-definiert.
SDS ist per se nichts, was von einem Hersteller althergebrachter Storage-Hardware vertrieben werden kann. Eine Hardware-Firma kann sich zwar das Etikett anhängen, eine Software-Firma zu sein, weil sie einige Softwareentwickler eingestellt hat – dies macht sie allerdings noch lange nicht wirklich zu einer solchen.
SDS bietet dagegen eine vereinheitlichte Speicherlösung über virtuelle und physische Infrastrukturen hinweg; er ist also nicht nur als Speicher für virtualisierte Umgebungen geeignet. Außerdem darf SDS keine bedeutenden Speicherfunktionen opfern. Im Gegenteil, muss er gerade diese Funktionen enthalten, für die Großunternehmen gegenwärtig so hohe Budgets locker machen. Denn je größer die Organisation, desto höher ist der Nutzen eines Software-definierten Ansatzes.
Was genau also ist Software-definierter Storage?
SDS abstrahiert die darunter liegende Hardware für Datenspeicher und Datenmanagement. Es löst damit das Versprechen der Virtualisierung ein, Flexibilität und Dynamik zu verbessern, eben auch auf der Ebene der Speicherverwaltung. Der Speicher muss durch die Software definiert werden. Das bedeutet, dass der Speicher auf die Anforderungen des Rechenzentrums bei Bedarf reagieren kann.
SDS muss ein offenes System sein, das von On-Disk Formaten durch APIs bis zu Geschäftsmodellen verlängert werden kann. Es muss außerdem weit verfügbar sein und mit allen gängigen Protokollen arbeiten können. Somit müsste es entweder Open Source sein, oder komplett frei, um weite Verbreitung zu finden. Außerdem muss es Block-, Datei- und Objektprotokolle bedienen können.
Abstraktion, also die Trennung von Daten auf der Datenkontrollebene, ist ebenso wichtig. Alles sollte als Software geliefert, die soweit es geht, alle Attribute des Speichers, Servers oder eines JBODs von einer zentralen Stelle ändern kann: RAID, Hochverfügbarkeit, Replikation, NFS, CIFS und andere Protokolle.
Um ein Produkt als Software-definiert einzustufen, muss es die Möglichkeit bieten, Anforderungen des Service Level von der Prozessorebene oder der Geschäftslogik des Rechenzentrums zu erben. VMware, CloudStack und OpenStack gehen allesamt in die gleiche Richtung, was ihre Fähigkeit angeht, Anforderungen der Provisionierung von Applikationen und die Verwaltungsebene an den gesamten Stack weiterzugeben – Es ist nun Sache des Speichers, dies Anforderungen auch zu nutzen und umzusetzen.
Ein Software-definiertes Produkt muss die Datensicherung auf dem Speicher ebenso übernehmen wie Replikation oder Cloning. Oftmals befinden diese sich für einen bestimmten Einsatzzweck bereits auf der Speicher-Hardware. Ironischerweise bedeutet dies manchmal, dass diese Speicherfähigkeiten zunächst von der Speicher-Hardware entfernt werden muss, damit SDS Dienste liefern kann, die auf dem Gerät realisiert werden.
Falls es die Speicherindustrie richtig macht, können wir zukünftig einen offeneren und grundlegend flexibleren Speicheransatz etablieren. Dabei geht es um mehr als Nexenta oder die Speicherbranche. Nur wenn viele Kräfte zusammenarbeiten – Hersteller, Partner, Kunden – kann das Potenzial von Moore’s Law ausgeschöpft werden. Dann könnten Unternehmen schneller auf Anforderungen des Marktes reagieren und wir würden die Welt schlauer und wohlhabender machen.
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