Haie und kleine Fische im OpenStack-Meer

Eine Open-Source-Organisation kann über Mangel an Aufmerksamkeit der Presse nun wirklich nicht klagen: OpenStack. In den bisher fünf Jahren ihres Bestehens hatten aber vor allem markante Namen aus dem Cloud-Spektrum wie NASA oder Rackspace als Initiatoren des Projekts die Journalisten gereizt. Seit dem OpenStack-Summit von Vancouver Ende Mai dieses Jahres ist die Berichterstattung massiv angestiegen.

Das kann daran liegen, dass OpenStack quasi eine kritische Masse erreicht hat: Es ist das größte Open-Source-Projekt überhaupt: knapp 25.000 Mitglieder, rund 500 unterstützende Unternehmen und etwa 150 Organisation. Dabei sind Branchengrößen wie AT&T, Canonical, HP, IBM, Intel, Rackspace, Red Hat und SUSE als “Platinum”-Förderer sowie 16 “Gold Members”, darunter Mirantis neben weiteren bekannte Namen der IT-Branche.

Die Berichterstattung verrät eine gewisse Überraschung darüber, dass hier etwas gewachsen ist, was nicht nur Entwickler anzieht. In Vancouver konnte, wer wollte, jede Menge Topmanager von IT-Firmen antreffen, beinahe inkognito in Jeans und ohne Krawatte. Dieses Detail entgeht Journalisten gemeinhin nicht. Sie haben bemerkt, dass die Haie im Jagdfieber sind. Dabei schaute es für manchen Beobachter bisher so aus, als wäre OpenStack doch nicht die Erfolgsgeschichte. Den Startups in dieser Szene ging das Geld aus.

Noch im April dieses Jahres hat mit Nebula ein bekannter Name unter den OpenStack-Startups dicht gemacht, Oracle hat viele der Entwickler übernommen. Die gleiche Firma hatte vorher schon Nimbula gekauft. Der Storage-Spezialist Nirvanix gab schon 2013 auf. EMC vereinnahmte erst Cloudscaling, dann den Cloud-Management-Anbieter Virtustream. Kurz nach dem Summit kauften IBM und Cisco die Firmen Blue Box beziehungsweise Piston Computing, beides prominente OpenStack-Förderer. Wiederholt ist bei Verkäufen davon die Rede gewesen, Startups hätten nicht das Kapital, gegen die Großen durchzustehen, während der Business-Erfolg von OpenStack noch auf sich warten lasse.

In Wahrheit bringen sich die Großen vor allem in Position, denn sie wittern Big Business. Red Hat erwartet von OpenStack laut “Business Insider” nicht weniger als “the next Billion dollars”. Bei VMware ist OpenStack der am schnellsten wachsende Einnahmebereich. In solchen Situationen verhilft der Kauf von Startups nicht nur zu Marktpositionen, sondern verschafft auch Technologien, die sich überraschend als viel versprechend entpuppt haben.

Der Erfolg von OpenStack ist dadurch noch nicht garantiert. Über den entscheiden letztlich die Anwender. Bei den größeren ist gerade das Ende der Testphase zu erkennen. Sie stellen auf breite OpenStack-Nutzung um. Der entscheidende Impuls ist da. Und das beste für die Anwender ist eins: Die Big Names der IT haben offensichtlich erkannt, dass die Anwender sich nicht in die Lock-in-Fallen der Cloud locken lassen. Letztlich ist Offenheit der entscheidende Erfolgsfaktor von OpenStack.

BTW: Für deutsche Interessenten an OpenStack finden am 23. und 24. Juni in Frankfurt die deutschen OpenStack Tage statt.

Redaktion

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