Vergangene Woche ging mit der Hannover Messe die größte Industrie-Messe der Welt zu Ende. Dieses Jahr stand sie unter dem Motto Industrie 4.0 – ein Begriff, der in den letzten Wochen eine steile Medienkarriere hingelegt hat. Seit er auf der CeBIT als Teil des Shareconomy-Konzepts, das mir im Übrigen keiner vor Ort so richtig eindeutig definieren konnte, einem größeren Publikum bekannt wurde, trifft man den Begriff quasi täglich in den Medien – selbst Handelsblatt, Süddeutsche und Co. widmen dem Thema ganze Sonderbeilagen. Was hat es also damit auf sich?
Eigentlich ist Industrie 4.0 nur die konsequente Fortsetzung des Trends zur Vernetzung unserer Welt. Im privaten Bereich sind Begriffe wie Car-to-Car-Kommunikation (C2C) oder Smart Home bereits ein paar Jahre alt. Die sogenannte vierte industrielle Revolution bedeutet nichts anderes als Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) oder Smart Factory – also das Zusammenwachsen der Fertigungsindustrie mit dem Internet und die Steuerung von Entwicklung und Produktion über ebendieses. Laut Branchenverband Bitkom sehen 81 Prozent der IT-Unternehmen hier in den kommenden Jahren ein wichtiges Geschäftsfeld. Fast jedes dritte IT-Unternehmen hält die Industrie 4.0 aktuell bereits für sehr wichtig, während jedes zehnte schon spezielle Lösungen anbietet.
Prinzipiell soll mit dieser Entwicklung die zentrale Steuerung in Fabriken und großen Fertigungsanlagen überflüssig gemacht werden, so dass der gesamte Fertigungsprozess automatisch abläuft, indem die einzelnen Komponenten wissen, was sie wann und wo tun sollen und diese Prozesse eigenständig optimieren. Wichtige Einsatzgebiete wird es wohl in den Bereichen Mobilität und Energie geben, aber auch die Gesundheitsindustrie ist ein großer Markt.
Was Industrie 4.0 konkret bedeuten kann, wird am Beispiel Logistik deutlich. So können etwa Lebensmittel melden, wenn die Kühlkette unterbrochen wird oder intelligente Fabriken die Bestellungen für Just-in-Time-Fertigung selbstständig mit den Fabriken der Zulieferer regeln. Auch individuelle Produkte lassen sich leichter umsetzen, wie etwa von der Stange produzierte Maßanzüge von Bekleidungsherstellern. Mögliche Szenarien diese Art sind vielseitig denkbar und in allen Branchen und Prozessen einsetzbar. Eines muss dabei aber beachtet werden: Soll das Potenzial einer vernetzten Welt voll ausgeschöpft werden, muss die verfügbare Bandbreite ausreichen.
Doch hier darf man momentan berechtigte Zweifel haben. Bei Verträgen für mobiles Internet war es schon immer üblich nach dem Erreichen eines bestimmten Datenvolumens die Surfgeschwindigkeit zu drosseln. Jüngst hat auch die Deutschen Telekom bestätigt, dieses Vorgehen in Zukunft auch für ihre DSL-Anschlüsse einzuführen. Was nichts anderes bedeutet als die Drosselung der Geschwindigkeit von Breitband auf Schmalband. Der Hintergrund: Sowohl der Datenverbrauch als auch die Kosten, die dieser für die Provider verursacht, explodieren. Wenn jetzt auch noch die Maschinen in den deutschen Fabriken und dem Rest der Welt anfangen, über diese Leitungen und Mobilnetze zu kommunizieren, muss man nur eins und eins zusammenzählen, um zu sehen, wohin das führt.
Der Erfolg all dieser Innovationen und Zukunftsszenarien hängt also davon ab, wie zuverlässig, flexibel und skalierbar die kabelgebundenen und mobilen Netze sind. Mobile Backhaul-Netzwerke, die Mobilfunksendemasten mit den Core-Netzwerken verbinden, haben besonders großen Einfluss auf die Verbindungsqualität und müssen optimiert werden, um Bandbreiten-intensive Dienste zu ermöglichen. Diese Core-Netzwerke müssen weiter ausgebaut werden, um den steigenden Traffic bewältigen zu können. Hochleistungsnetze mit optischen Fasern und intelligente Software-gesteuerte Netze spielen dabei eine entscheidende Rolle.
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