Wenn Führungskräfte deutscher Unternehmen heutzutage das Stichwort Digitalisierung hören, gibt es eigentlich nur zwei Standpunkte: Optimismus über die Chancen und Möglichkeiten oder Skepsis angesichts des richtigen Weges. Leider ist hierzulande die Skepsis immer noch weit verbreitet. Die immer weiter voranschreitende Bedeutung der Digitalisierung in allen Unternehmensbereichen löst noch viel zu oft Unsicherheit aus und gleicht für einige eher einem Tabubruch, denn einer erfolgsversprechenden Vision zum Beispiel der Industrie 4.0. Doch hinter dieser Zurückhaltung steckt mehr: Die Welt dreht sich aufgrund der rasanten technologischen Entwicklungen seit Jahren immer schneller, die Wirtschaft tut es ihr gleich, der Druck mitzuhalten wird immer höher. Da ist es kein Wunder, dass sich Unternehmer und Manager oftmals wie Getriebene fühlen, die unter steigendem Druck immer komplexere Strukturen und Abläufe bewältigen müssen. Laut einer McKinsey-Studie von 2013 haben viele Geschäftsführer und CEOs die Sorge, dass die Komplexität dieser Geschäftsprozesse mittlerweile notwendige Innovationskraft bremst und den Blick auf das Wesentliche verhindert. Und dies ist nicht unbegründet: Geschätzte zwei Drittel der IT-Budgets in Unternehmen werden heutzutage darauf verwendet, die Systeme am Laufen zu halten. Damit bleibt nur ein Drittel für Innovationen und die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells übrig. In die Zukunft gerichtete Geschäftstätigkeit sieht anders aus.

Was ist nun zu tun in diesem vermeintlichen Dilemma? Wie so oft, ist die Lösung am Ende so einfach wie radikal: Denken wir Digitalisierung doch einfach als Möglichkeit, Dinge zu vereinfachen, anstatt sie zu verkomplizieren. Jede technische Neuerung, jede Integration von neuen Programmen muss gewährleisten, Prozesse zu vereinfachen und den Fokus auf das zu legen, was wirklich zählt: das Geschäft mit den Kunden! Ein Leitgedanke, der zunächst überraschend wirkt, der aber schnell seine Wirkung entfaltet.

Zahlreiche Unternehmen haben bereits bewiesen, dass sich die Vereinfachung lohnt. Denken Sie einmal an den Wocheneinkauf, das Online-Shopping oder die nächste Möbelbestellung. Kunden genießen es, wenn es einfacher geht und das ist ihr gutes Recht. Komplexität ist zu bewältigen- und die Digitalisierung hilft dabei. Hier liegen Chancen für echtes Wachstum und die Optimierung des Geschäftsalltags.

Die Digitalisierung betrifft alle Branchen. Wie muss es also aussehen, wenn ein Unternehmen Prozesse vereinfachen will? Der Kern eines solchen „Simple Business“ setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Ein Unternehmen muss nahtlose Geschäftsprozesse aufsetzen und es muss verstärkt auf valide Daten zurückgreifen können. Daten sind die Grundlage eines jeden digitalisierten Unternehmens.  Nach einer IDC-Studie aus dem Jahr 2012 sind bis 98 Prozent aller Daten, die im Unternehmensumfeld erhoben werden, entweder versteckt und somit nicht auswertbar oder sie sind mehrfach vorhanden und lassen sich kaum miteinander korrelieren. Um dies zu ändern, müssen die Geschäftsprozesse digitalisiert werden.

Ein Beispiel dafür ist etwa der Textilhersteller Under Armour. Vor zehn Jahren lag sein Jahresumsatz bei 200 Millionen US-Dollar. Heute hat die Firma eine Marktkapitalisierung von 20 Milliarden US-Dollar und ist ein echter Global Player. Eine wahre Erfolgsgeschichte der Digitalisierung: Das Unternehmen hat seine kompletten Geschäftsprozesse auf eine einzige Plattform ausgerichtet. Durch diese Bündelung wird sowohl für die Interaktion mit Kunden, Zulieferern sowie firmeninterne Abläufe nur noch ein System benötigt. Das erhöht nicht nur die Nutzerfreundlichkeit, sondern ermöglicht eine gezieltere und damit entlastende Datenerhebung und eine leichtere Auswertung selbiger. Zudem bietet es dem Unternehmen Raum für Innovationen. Nach dem Firmenzukauf einer Lauf-App für Smartphones, mit der Nutzer ihre Trainingsergebnisse in Echtzeit teilen können, war es unkompliziert, diese Daten auch für das Unternehmen in Echtzeit verfügbar zu machen. Dadurch können Kunden für sie optimierte Angebote erhalten, was sichtlich zu eine erhöhten Kundenzufriedenheit führte.

Die Digitalisierung bietet auch Möglichkeiten, die physischen Grenzen von Wachstum zu ignorieren. Häfen auf der ganzen Welt verzeichnen in den letzten Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum. Allerdings ist es ihnen nicht immer möglich, auf dieses Wachstum durch erweiterte Flächen zu reagieren. Eine Lösung hierfür ist ebenfalls die Digitalisierung der Geschäftsprozesse. Durch die damit verbundenen Optimierungsoptionen können Häfen sozusagen wachsen ohne in der Fläche zu wachsen.

Unternehmensentscheider müssen sich jetzt an die großen Fragen wagen, wenn es um die Digitalisierung geht. Wir müssen in diesem Jahr den Startschuss für alle Unternehmen setzen, diesen Weg zu betreten. Die Roadmaps der Zukunft müssen gemeinsam von der Geschäftsleitung und den Digialisierungs-Experten in den IT-Abteilungen entwickelt werden. Viele Menschen scheuen das Risiko, wenn es etwas zu gewinnen gibt und wagen erst dann etwas, wenn der Druck hoch genug ist. Soweit sollten wir es als führende Industrienation nicht kommen lassen. Unternehmen, die sich der Digitalisierung nicht öffnen, werden in Zukunft den Vorreitern hinterherlaufen müssen.

Redaktion

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