Microsofts-Zellteilung – Kein Aprilscherz?

Jahrelang hat sich Microsoft erfolgreich gegen eine Zerschlagung des Konzerns gewehrt. Immer wieder haben Wettbewerbshüter den Versuch unternommen, den Quasi-Monopolisten bei Desktop-Betriebssystemen und Office-Lösungen zu schwächen. Am Ende blieben schwere Auflagen für einen ansonsten unangetasteten Marktherrscher. Jetzt, wo Microsofts Position längst nicht mehr unangreifbar ist, scheint CEO Satya Nadella die Aufteilung des Unternehmens selbst voranzutreiben – diesmal zur Stärkung.

Danach könnte sich Microsoft nach dem Vorbild anderer Technologiekonzerne in zwei getrennte Segmente aufteilen, die mit sauber abgegrenzten Geschäftsmodellen und Technologiebereichen ihren Markt finden – und in einem durchaus heftigen Wettbewerbsumfeld zu neuer Dominanz heranzureifen. Das gilt insbesondere für die wachstumsstarken Sparten Cloud und Artificial Intelligence, deren Entwicklungsarbeiten in einer neu sortierten Unit zusammengefasst werden sollen. Dazu wird die bisherige Windows and Devices Group (WDG) geteilt. Der Bereich Experiences and Devices wird künftig von Vice President Rajesh Jha geführt, die Cloud und AI-Gruppe von Scott Guthrie. Windows- und Devices-Chefentwickler Terry Myerson verlässt das Unternehmen.

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Was derzeit noch als interne Aufspaltung dargestellt wird, könnte durchaus der Beginn einer Neuausrichtung des Konzerns in mehrere, schlankere und getrennt von einander operierende Unternehmen sein. Denn die Märkte entwickeln sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten: Während das Cloud-Geschäft boomt und der Bereich Artificial Intelligence zum nächsten ganz großen Ding für Microsoft zu werden verspricht, wächst das PC-Geschäft kaum noch – wenn überhaupt. Gleichzeitig mehren sich Spekulationen, dass Satya Nadella plant, wieder stärker ins Hardware-Geschäft einzusteigen. Eine Device-Company aber würde nach anderen Regeln operieren als ein Cloud-Anbieter.

Denn Hardware – das sind nicht nur Surface-Tablets. Der Erfolg von Amazons Echo, der wachsende Markt für Virtual Reality und Daten-Brillen, die Kombination von künstlicher Intelligenz und Autos, Robotern und Drohnen könnte zu ganz neuen Marktsegmenten führen. Wenn sie schon nicht mit eigener Hardware bestückt werden können, sollte wenigstens das Betriebssystem für diese Systeme Windows heißen.

Deshalb arbeitet Microsoft hart daran, mit Windows jenen Wandlungsprozess zu wiederholen, der schon mit der Office-Suite gelungen ist. Denn schneller als selbst vom Management in Redmond erwartet, wenden sich die Office-Kunden der Cloud-Variante Office 365 zu. Das ist mit Microsoft 365 noch einmal das Ziel: dabei werden Windows-Funktionen mit Zusatzdiensten aus der Cloud für Sicherheit und Interoperabilität angereichert, mit denen nutzungsorientierte, wiederholbare Umsätze erzielt werden können.

Wie sehr jedoch alles bei Microsoft in Zukunft auf der Cloud und darin wiederum auf Artificial Intelligence aufbaut, zeigen einige andere Reorganisationsmaßnahmen, die am 29. März in einem internen Memo von Satya Nadella angekündigt wurden. So werden AI-Services wie Azure Machine Learning, Cognitive Computing und das Bot-Framework in einer neuen Organisation unter dem Titel „AI Platform, Tools and Cognitive Services“ zusammengefasst. Parallel dazu entsteht mit dem Team unter dem Titel „AI Perception and Mixed Reality Services“ eine zweite Entwicklertruppe, in der die HoloLens, Sprach- und Bilderkennung und sogenannte Mixed Reality-Lösungen zusammengefasst werden.

Noch, so heißt es aus Redmond, wird das Berichtswesen unverändert bleiben. Aber die Basis ist gelegt für eine langfristige Trennung der Einheiten in eine stärker auf „Devices“ und eine auf „Advices“ ausgerichtete Company – beide beflügelt durch Cloud und Artificial Intelligence. Ob es wirklich auch zu einer fiskalischen und rechtlichen Trennung kommen wird, wie es Google mit der Alphabet-Holding unternommen hat, steht in den April-Sternen. Aber ein Scherz ist es wohl nicht. Oder doch?

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