Laut einer repräsentativen Umfrage von KPMG und Bitkom Research nutzten im vergangenen Jahr zwei Drittel aller Unternehmen in Deutschland die Cloud. Im Vergleich zum Jahr 2016 entspricht das einem Wachstum von lediglich einem Prozent. Das Thema ist zwar weiterhin attraktiv – jedes fünfte Unternehmen plant oder diskutiert den Cloud-Einsatz. Aber in den Jahren der großen Cloud-Begeisterung hat sich eben auch gezeigt, dass die Migration längst kein Selbstläufer ist. Wer ohne sorgfältige Vor- und Nachbereitung IT-Ressourcen in eine Cloud verlagert, dem drohen Performance-Probleme, Ausfälle und unzufriedene Nutzer. Abhilfe schafft ein planvolles Vorgehen in vier Schritten.
In einem ersten Schritt gilt es, die Ziele der Cloud-Migration zu definieren. Bis vor einigen Jahren ging es den Unternehmen dabei zumeist um Kosteneinsparungen, mittlerweile haben sie aber auch andere Vorteile erkannt, etwa die höhere Agilität. Drei zentrale Fragen sind zu klären. Erstens: Welche technischen Herausforderungen sollen mithilfe der Cloud bewältigt werden? Zweitens: Wie wirkt sich die Migration auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens aus? Drittens: Wie können Cloud-Services den Erfolg mittel- und langfristiger Geschäftsstrategien begünstigen? Sie sind im Vorfeld unbedingt zu beantworten.
Der zweite Baustein der Migrationsstrategie ist eine nüchterne Bestandsaufnahme. Nur wer die Applikationslandschaft und die darunterliegende IT- und Netzwerkinfrastruktur genau erfasst, kann fundiert entscheiden, welche Anwendungen sich für eine Migration eignen und welche nicht. Mainframe-Anwendungen etwa werden in aller Regel an ihrem angestammten Platz bleiben. Bei anderen Applikationen können beispielsweise Anforderungen an die Performance von Storage-, Server- und Netzwerkressourcen Ausschlusskriterien sein. Darüber hinaus ist entscheidend, die Wechselwirkungen der Anwendungen untereinander und deren eventuelle Abhängigkeiten von der IT-Infrastruktur transparent zu machen. Die Performance von Containern und virtualisierten Umgebungen hängt etwa wesentlich davon ab, welche Virtualisierungslösungen zum Einsatz kommen und welche Anforderungen virtualisierte Applikationen an das Netzwerk stellen. Typische Herausforderungen sind etwa zu hohe Latenzzeiten und Qualitätsschwankungen bei Weitverkehrsverbindungen (WANs), über die Anwender auf Cloud-Software zugreifen.
Nach Abschluss aller Vorarbeiten beginnt die eigentliche Migration in die Cloud. Dabei gilt es zunächst den passenden Cloud Service Provider zu finden, die Verantwortungsbereiche zwischen Provider und hausinterner IT-Abteilung abzugrenzen und die Konfiguration der internen IT-Infrastruktur sowie Applikationen an die Cloud-Dienste anzupassen. Bei der Providerwahl sollten Unternehmen nicht zuerst aufs Geld schauen, sondern auch Faktoren wie die Angebotspalette, die Performance und die Skalierbarkeit der Infrastruktur berücksichtigen. Auch die Einhaltung von Datenschutz-Vorgaben wie der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) muss aber sichergestellt sein.
Ist der Provider gefunden geht es an die eigentliche Migration. Die am besten geeigneten Anwendungen sollten dabei zuerst migriert werden, die kompliziertesten zuletzt. Damit es nicht zu Ausfällen kommt, kann es sinnvoll sein, die On-Premise-Applikationen noch eine Weile parallel laufen zu lassen. Andernfalls leiden die Nutzer unter der Umstellung und die zuständigen IT-Fachleute müssen Nachtschichten schieben, um etwaige Kinderkrankheiten einer neu aufgebauten Anwendung schnellstmöglich unter Kontrolle zu bekommen. Insgesamt bleibt die Perspektive dieser beiden Gruppen bei der Cloud-Migration zu häufig unberücksichtigt: Sowohl Endanwender als auch IT-Mitarbeiter muss die Chance gegeben werden, sich mit der Bedienung und dem Management der Cloud-Services vertraut zu machen, etwa im Rahmen von Schulungen. So lassen sich viele Probleme vermeiden, die im Rahmen von Migrationsprojekten typischerweise auftreten.
Cloud-Umgebungen zeichnen sich durch eine hohe Dynamik aus: Services kommen und gehen, vorhandene Ressourcen werden fortlaufend angepasst. Das macht es ungleich schwieriger, den Erfolg von Anwendungen aus betriebswirtschaftlicher und technischer Sicht kontinuierlich zu überprüfen. Auch der Vorher-Nachher-Vergleich wird bei der Cloud-Migration zur Herausforderung. Oftmals ist völlig unklar, ob sich die Nutzererfahrung durch die Umstellung verbessert oder sogar verschlechtert hat – etwa durch häufigere Verbindungsfehler oder höhere Antwortzeiten. Verhindert wird eine genaue Überprüfung durch den Umstand, dass die Anwendungsumgebung und gegebenenfalls auch die Struktur der Anwendung sich bei der Migration drastisch verändern. Historische Performance-Daten lassen sich deshalb nicht ohne Weiteres mit neuen Zahlen vergleichen, alte Metriken verschwinden und neue gewinnen an Relevanz. Ein Ausweg besteht darin, nicht nur einzelne technische Kennzahlen zu erfassen, sondern – vorher wie nachher – Geschäftstransaktionen zur Gänze zu vermessen. Denn auch wenn sich Anwendungen verändern, bleiben die Transaktionen die gleichen. Auf dieser Ebene bleiben Vorher-Nachher-Vergleiche also in jedem Fall möglich.
Wenn Unternehmen bei der Cloud-Migration systematisch vorgehen und die genannten vier Punkte nacheinander abarbeiten, haben sie beste Chancen auf eine erfolgreiche Umsetzung. Wer sich nach Abschluss des Projekts aber entspannt zurücklehnt, begeht einen Fehler. Nicht nur die Cloud-Umgebungen und Anwendungen wandeln sich unablässig, sondern auch externe Faktoren wie die Geschäftsstrategie, die Zahl der Nutzer und typische Zugriffsmuster. Um flexibel auf diese Veränderungen reagieren zu können, dürfen Unternehmen die Kontrolle über ihre Cloud-Assets auch nach der Migration nicht aus der Hand geben.
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