Kürzlich bin ich über einen Artikel im Business Insider gestolpert. Darin hieß es, Google habe gerade die Führung in einem gefährlichen Spiel namens “Race to Zero”, also im “Wettrennen zum Nullpunkt”, übernommen. Daraufhin zog ich die Augenbrauen hoch und dachte mir, es lohnt sich, einen Moment darüber nachzudenken.
Der Artikel thematisierte den neuen Google-Dienst Google Photo, der es dem Nutzer ermöglicht, in unbegrenzter Menge und zum Preis von “NULL” Fotos in der Cloud zu speichern. Google ist in dieser Hinsicht nicht der erste Anbieter. Amazon stellt den Amazon Prime-Kunden mit der iCloud bereits 5 GB kostenlosen Cloud-Speicher für Fotos zur Verfügung, und registrierte Nutzer des Microsoft-Produktes Office 365 dürfen gratis Daten ablegen, ohne über eventuelle Begrenzungen nachdenken zu müssen.
Während sich Amazon, Google und Microsoft die Speicherkapazitäten der Cloud zu anderen Zwecken noch bezahlen lassen, ist Julie Bort als Autorin des Textes davon überzeugt, dass Cloud-Speicher eines Tages ausnahmslos gratis nutzbar sein wird – weil die Anbieter mit diesem “Wettrennen zum Nullpunkt” um die Gunst der Kunden buhlen. Das Speichern als Dienstleistung mag gratis angeboten werden, die dafür erforderlichen Infrastrukturen und Datendienste werden aber weiterhin Kosten verursachen. Der Aufbau gigantischer Datenzentren verschlingt Milliardenbeträge; die Cloud-Anbieter müssen sich folglich andere, “einzigartige” Cloud-Dienste ausdenken, damit die bei ihnen lagernden “Gratis-Informationen” irgendwie gewinnbringend vermarktet werden können. Per Smartphone aufgenommene Fotos offenbaren dabei vielfältige Erkenntnisse: Wo und wann ein Bild aufgenommen wurde, auch die Vorlieben und das persönliche Verhältnis des Fotografen zum jeweiligen Gegenstand können analysiert werden. Indem diese Art der Überwachung persönlicher Daten über Speicherkapazitäten in der Cloud kostenlos angeboten wird, können die eigenen Kosten der Cloud-Betreiber mehr als wettgemacht werden.
Kostenlose Speicherkapazität gegen passgenaue Werbung: Wenn es um die Ablage von Familienfotos geht, mag das noch ein akzeptables Geschäft sein. Womöglich würden Sie es als potenzieller Kunde sogar begrüßen, wenn Sie auf Sonderangebote Ihrer liebsten Schuhmarke im nächstgelegenen Geschäft oder Online hingewiesen werden. Kunden, die in der Cloud Unternehmensdaten speichern, werden damit aber bestimmt nicht einverstanden sein. An dieser Stelle sei Greg Knieriemen genannt, der für HDS arbeitet und das erfolgreiche Podcast-Angebot Speaking Tech auf The Register betreibt. Er hat sich mit der Notwendigkeit beschäftigt, dass Unternehmen die Kontrolle über ihre Daten behalten müssen. Dabei weist Knieriemen auf eine jüngst in The Economist veröffentlichte Studie hin, nach der sich 87 Prozent der befragten Firmenvertreter ernsthafte Sorgen machen, wenn es um die Sicherheit und den Datenschutz von Firmeninformationen geht. Ich selbst bin davon überzeugt, dass Unternehmenskunden kostenlosen Speicherplatz kaum nutzen werden, solange der Anbieter die Sicherheit und den Schutz der Daten nicht versichern kann.
Mag sein, dass Cloud-Anbieter weiterhin kostenlosen Speicherplatz anbieten und die Kontrolle den Nutzern überlassen werden – als Möglichkeit, Nutzern noch andere Dienste anzubieten. Über kostenlosen Cloud-Speicher können Kunden mit den Cloud-Diensten insgesamt verbandelt werden, zumal es schwierig ist, große Datenmengen via Internet eben mal so von einem Cloud-Provider zum anderen zu verschieben.
Umso problematischer wird das, wenn der Cloud-Provider zur Aufnahme und Indizierung der Daten eine entsprechende App einsetzt. Damit ist auch der Gedanke nicht abwegig, dass Cloud-Anbieter womöglich noch über den “Nullpunkt” hinausgehen und Rabatte oder andere Anreize bieten werden, damit Kunden ihre Daten der Cloud überlassen – und sich auf diese Weise zugleich an andere, kostenpflichtige Services binden.
Eine Möglichkeit, solch eine “Gratis-Speicher-Falle” zu umgehen, besteht im Einsatz einer Content-Plattform. Solch eine Plattform bietet die vollständige Kontrolle über das Speichern, den Zugriff und den Schutz der Daten, ganz gleich, welchen kostenlosen Cloud-Service Sie gerade nutzen. So gestattet Ihnen die Hitachi Content Platform auch über die Firewall Ihres Unternehmens hinaus in vollem Umfang das Management Ihrer Datenbestände, die Speicherung an beliebigen Orten (auch in der Public Cloud), und den uneingeschränkten Zugriff auf die Informationen – eine entsprechende Berechtigung und Authentifizierung vorausgesetzt. Die Überwachung der Datenverschlüsselung liegt vollständig in Ihren Händen, ganz gleich, wo sich die Daten konkret befinden. Und Sie können die verschlüsselten Daten bei Bedarf löschen, ohne dass die geringsten Spuren übrig bleiben. Hitachi Content Platform ist ein wertvolles und flexibles Instrument, das Ihnen die Möglichkeit liefert, die Vorteile beider Welten zu kombinieren .
Kostenloser Cloud-Speicher ist schlicht ein zusätzliches Werkzeug, das einzelne Nutzer oder Unternehmen zur Handhabung ihrer individuellen Speicher-Bedürfnisse einsetzen können – vorausgesetzt, sie sind mit den damit verbundenen Voraussetzungen und Kompromissen vertraut.
Nichts ist kostenlos. Man spricht auch von dem Oxymoron des “Preises des Kostenlosen”. Mag sein, dass ein Service nicht mit Geld bemessen wird, aber in jedem Fall sind damit immer Abstriche verbunden. Im Einzelfall mag das akzeptabel sein. Kann sein, dass Sie etwas an Kontrolle aufgeben oder zusätzliche Management-Tools kaufen müssen, um sich der Sicherheit und Flexibilität zu versichern und Anbieter-Sperren zu umgehen.
Diese Woche bin ich beispielsweise in Europa unterwegs, dabei bleibe ich kostenlos mit meiner Familie in Verbindung und kann mich mit meinen Kindern unterhalten. Dafür nutze ich Face Time, und der Kompromiss besteht darin, dass all meine Familienmitglieder nunmehr ein Gerät von Apple besitzen. Dafür kann ich aber auch mit meinen Kollegen von Hitachi über das kostenlose WLAN meines jeweiligen Hotels Dokumente teilen und mit ihnen gemeinsam daran arbeiten, während ich dank HCP Anywhere zugleich die Gewissheit habe, dass alle Daten sicher sind.
Das größte Risiko im “Wettrennen zum Nullpunkt” liegt in der nachhaltigen Wirkung eines solchen Geschäftsmodells. Damit man immer vorne liegt, braucht es andauernd neue Weiterentwicklungen. Während sich die westliche Hemisphäre auf Public Cloud-Anbieter wie Amazon und Google konzentriert, gibt es auch Cloud-Betreiber in anderen Teilen der Welt, zum Beispiel Ali Baba. Und die könnten sich im “Race to Zero” noch als wesentlich aggressiver und innovativer erweisen.
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