Categories: Software

Überraschendes Comeback: HTTP gründlich überarbeitet

Wer die 90er-Jahre erlebt hat, erinnert sich gerne an die damaligen technischen Neuerungen. Doch schon damals nervten das langsame Internet und die ewig ladenden Webseiten. Die Bandbreiten haben seitdem zwar deutlich zugenommen, aber noch heute liegt dem World Wide Web im Wesentlichen das HTTP-Protokoll aus dem Jahr 1997 zugrunde. Erst 2015 – also 19 Jahre später – wurde HTTP/2 eingeführt, das nun Zug um Zug HTTP/1.1 ablösen soll.

(Bild: Shutterstock/Haver)

HTTP (Hypertext Transfer Protocol), das Übertragungsprotokoll für Hypertext, bildet die technische Grundlage, auf der Anfragen (etwa der Klick auf einen Link) und die Antworten darauf (das Laden der zugehörigen Seite) im Web abgewickelt werden. Es wurde primär dafür entwickelt, Webseiten anzuzeigen und Informationen zwischen Organisationen auszutauschen. Das Web wird heute aber für Anwendungen genutzt, die ursprünglich nicht dafür vorgesehen waren. So werden über das Netz inzwischen weit größere Objekte übertragen und die Erwartungen an die Geschwindigkeit sind gewaltig gestiegen.

Das Internet hat sich verändert

1997 hatte das Internet gerade einmal 120 Millionen Nutzer. HTTP/1.1 lud die Inhalte auf einer Webseite sequentiell herunter und damals bestanden diese Seiten hauptsächlich aus Text und Scripting-Anweisungen. Seit dem letzten HTTP-Update – 1997 war auch das Jahr, in dem die Domäne Google.com registriert wurde – ist viel geschehen: 2001 ging Wikipedia an den Start, 2005 YouTube.com und 2007 brachte Apple das erste iPhone auf den Markt.

2005 ging YouTube an den Start (Bild: Gil C / Shutterstock.com)

Wie stark sich das Internet verändert hat, lässt sich gut am Beispiel der BBC Homepage erkennen: 1997 waren zum Laden der Startseite gerade einmal 16 HTTP-Requests (Anfragen) erforderlich, heute sind es 110, also siebenmal mehr. 1997 wurden beim Laden der Seite nur 36,5 KByte an Daten übertragen – heute sind es 1,7 MByte, also das 45-Fache. Zudem wird das Internet immer stärker mit anderen Techniken vernetzt, ob dem Internet der Dinge, vernetzten Autos, künstlicher Intelligenz oder Virtual-Reality-Spielen. So greift heute eine Vielzahl unterschiedlichster Geräte auf das Internet zu: Computer, Mobiltelefone, Tablets, Smartwatches, Kühlschränke oder Autos. Zudem enthalten Webseiten heute auch eine Reihe von Komponenten wie Flash-Animationen, Fotos, Grafiken, Videos und interaktive Medien.

Die Vorteile von HTTP/2

HTTP/2 ist also ein längst überfälliges Update für die Grundlagen des Web. Es bietet die Möglichkeit, all diese Content-Arten parallel und nicht wie bisher sequentiell zu laden, um das Nutzererlebnis deutlich zu verbessern. Es geht jedoch nicht nur um ein effizienteres Protokoll und schnellere Apps. Das Update kommt auch Entwicklern und Dienstleistern zugute und befreit sie von technischen Altlasten in Form von proprietären Plattformen und firmeninternen Systemen. Die Neuerungen in HTTP/2 verbessern spürbar die Kommunikation zwischen Browsern und Servern für eine schnellere Übertragung von Daten.

Außerdem implementiert HTTP/2 per Voreinstellung verschlüsselte Verbindungen. Das ist zwar auch schon in HTTP/1.1 möglich, erfordert aber technischen Aufwand. Nun ist es weitaus einfacher, die Kommunikation zwischen einer Website und den Besuchern über die internationalen Standards TLS (Transport Layer Security) und SSL (Secure Sockets Layer) abzusichern. Dies schützt besser vor Man-in-the-Middle-Angriffen, bei denen der Datenverkehr abgehört werden kann.

Um die Vorteile von HTTP/2 nutzen zu können, sollten die aktuellsten Browserversionen auf den Clientsystemen eingesetzt sowie alle an der Kommunikation beteiligten Webserver durch Updates auf den neuen Standard gebracht werden. Ist der Aufwand für das Aufrüsten der Server jedoch nicht umsetzbar, lässt sich ein “Application Delivery Controller” (ADC) als Vermittler einsetzen. So können die Vorteile von HTTP/2 zwischen den Anwendern und dem ADC genutzt werden, wobei der ADC in Richtung Webserver auf HTTP/1.1 umschaltet. Diese Full-Proxy Funktionalität verschafft den Administratoren Zeit, um das Aufrüsten der Server sorgfältig zu planen und umzusetzen.

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit Open-Source aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Redaktion

Recent Posts

Cloud-Beschleuniger Covid

Vielfach hat die Coronapandemie bestehende IT-Strukturen aufgebrochen oder gar über den Haufen geworfen – gefühlt.…

4 Jahre ago

Trends 2021 – Vier Entwicklungen bei (Graph)Datenbanken und Datenanalyse

Das Covid-Jahr 2020 konnte die digitale Transformation nicht ausbremsen. Sogar ganz im Gegenteil: Viele Unternehmen…

4 Jahre ago

Ein globales digitales Identitätssystem muss Vertrauen und Transparenz schaffen

Nach Angaben der Weltbank fehlt mehr als einer Milliarde Menschen ein offizieller Identitätsnachweis. Ohne den…

4 Jahre ago

Nachhaltigkeit wird zu einem der Schlüsselkriterien in der Tech-Industrie

Das Thema Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren fester Bestandteil des Selbstverständnisses vieler Unternehmen. Wenig verwunderlich,…

4 Jahre ago

Chief Data Officer: Garanten für eine stärkere Datennutzung in Unternehmen

Unternehmen sammeln eine Vielzahl von Daten. Doch IDC Analysten fanden in ihrer aktuellen Studie „IDC‘s…

4 Jahre ago

Ethik, Regulierungen, Cloud: Der Nebel lichtet sich

COVID-19 hat 2020 sowohl Gesellschaft als auch Wirtschaft bestimmt. Unbestritten ist auch die katalytische Wirkung,…

4 Jahre ago