Die IBM Connect (ehemals Lotusphere) hat vergangene Woche in Orlando ein deutliches Zeichen gesetzt: IBM investiert in die Social-Business-Division der IBM und stellt diese breiter auf. Dabei hat man Rückenwind durch Ginni Rometty, die “Social CEO” der IBM, die das Unternehmen zum führenden Social Business machen will und das Unternehmen auf der einen Seite konsequent auf die Kunden ausrichtet, andererseits betont, wie wichtig die Mitarbeitern und derer Qualifizierung für die Leistung des Unternehmens ist. Das Brainstorming, wie man die Ziele erreichen und sich verbessern will, wird in der IBM intern natürlich “social” geführt.
Der Fokus auf den Kunden und den Mitarbeiter steht im Zentrum der Neuausrichtung der Social-Business-Division. Nur zu logisch, dass man den lieb gewonnenen Markennamen Lotus aufgegeben hat, denn das Portfolio ist deutlich breiter und geht über das klassischen Kollaborationsspektrum hinaus. Dies wird auch durch die Übernahme des HR-Spezialisten Kenexa deutlich, dessen Expertise und Lösungen in die Smarter-Workforce-Initiative der Division eingehen. Kenexa hat nicht nur Lösungen, um das beste Personal zu finden, an Bord zu nehmen, laufend auszubilden und zu motivieren. Das Unternehmen bietet daneben Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit an und verfügt über einen riesigen Erfahrungs- und Datenpool zum Thema Human Resources, der analysiert und genutzt werden kann.
Alistair Rennie, General Manager von IBM’s Social Business Division, brachte es auf den Punkt: “A Smarter Workforce is the single most important investment businesses make.” Rennie bezieht sich unter anderem auf IBMs CEO-Studie, nach der 70 Prozent der CEO’s Humankapital (ich mag dieses Wort nicht) als den größten Beitrag für anhaltenden ökonomischen Wert sehen. IBM kombiniert deshalb nun die Lösungen, Services und die Expertise der Kenexa-Lösungen mit der IBM Social-Business-Plattform.
Immer wieder betont wurde auf der IBM Connect, wie wichtig eine vernünftige Einführung von Social Software im Unternehmen ist. Dabei handelt es sich nicht primär um eine technische Aufgabe. Vielmehr geht es darum, die erfolgversprechenden Einsatzgebiete für Social Software zu identifizieren, deren Einführung zu begleiten, die Mitarbeiter an die Nutzung heranzuführen und sie entsprechend zu motivieren. In Orlando wurde eine entsprechende Methodik von der bekannten Social Business Agenda bis zu Dienstleistungen der IBM Global Business Services und neuen Social Business-Zentren an Universitäten vorgestellt.
Auf der einen Seite konzentriert man sich auf die Smarter Workforce, auf der anderen Seite auf die Customer Experience, den Kunden und dessen Erfahrung mit dem Unternehmen. Hier integriert IBM die Produkte mit den Smarter Commerce- und Analytics-Angeboten, um Kunden den best möglichen Service zu bieten. IBM hat die Technologien, die zu einer besseren Customer Experience und Smarter Workforce führen in entsprechenden Suites gebündelt. Die technologischen Bausteine sind in den Suites die gleichen: Social Software, Analytics, Content Management und Integrationskomponenten. So will man Unternehmen auch einen Investitionsschutz bieten, da Komponenten intern für die Mitarbeiter und extern im Kundenkontakt eingesetzt werden können.
Eine besondere Rolle spielen in den beiden Suites das Thema Analytics. Analyse-Komponenten dienen dazu, das Verhalten und Klickverhalten der Kunden im Netz zu betrachten, und auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse den Kunden möglichst zielgerecht die Informationen und Produkte anzubieten, die sie interessieren. Dies sind Funktionen die besonders für Marketingabteilungen und deren digitale Strategien wichtig sind. Doch auch in der Smarter-Workforce-Initiative spielt Analytics eine zentrale Rolle und differenziert das IBM-Angebot vom Wettbewerb. Hier wird die tägliche Arbeit der Mitarbeiter unterstützt und ihnen im Kontext die notwendige Information zur Erledigung ihrer Aufgaben angeboten. In der nächsten Iteration werden die Daten und Erkenntnisse, die Kenexa in Jahren gewonnen hat, mit Analytics kombiniert, um so im Personalbereich noch gezielter agieren und fördern zu können. Mehr als nur der Geruch von Watson lag immer in der Luft der Konferenzhallen der IBM Connect.
IBM Connect markiert einen Meilenstein in der Geschichte der Social Business, ehemals Lotus-Division der IBM. Und das nicht nur, weil es die zwanzigste “Lotusphere” war oder wegen der Umbenennung des Events. Die Lotusphere war traditionell eine Veranstaltung, die primär auf IT-Abteilungen und CIOs fokussiert war. Für die Techies wurde auf der IBM Connect 2013 weiterhin ein umfangreiches Vortrags- und Workshopprogramm geboten. Jedoch hat die IBM die Konferenz auch massiv für Fachabteilungen geöffnet, insbesondere für Personaler, Marketing und Vertrieb, die sich in den Themen Smarter Workforce und Customer Experience wiederfinden. Dies ist gelungen, wie man an den Inhalten, der Teilnehmerzahl und -verteilung sehen konnte.
Zu wünschen wäre aber noch ein stärkerer, sich befruchtender Dialog zwischen IT, HR, Marketing und Vertrieb. Hier war doch hier und da noch etwas Kontaktscheu der alten “Lotis” und der neuen Besucher zu beobachten. Das wichtigste Signal aus Orlando ist aber meiner Meinung nach, dass IBM massiv in seine Social-Business-Division investiert, was man an den Produktneuerungen, dem verstärkten Lösungsangebot für Personal, Marketing und Vertrieb und am Kauf von Kenexa zu sehen ist. Der Fokus auf den Mitarbeiter einerseits und den Kunden andererseits ist ermutigend und macht neugierig, was da in den kommenden Monaten noch kommen mag.
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