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Wearable-Technologien verändern die Gesundheitsbranche

Als ein 62 Jahre alter Bauunternehmer auf einmal Grippe-ähnliche Symptome bekam, schaute er zufällig auf seine Smartwatch. Diese zeigte einen deutlichen Anstieg der Herzfrequenz von 60 auf 210 Schläge pro Minute. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, wo die Ärzte die Verstopfungen in seinen Arterien beseitigten. Das Wearable sowie die digitale App halfen dabei, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um einen lebensbedrohlichen Herzinfarkt zu vermeiden.

Dies ist nur eine von vielen Geschichten aus dem wahren Leben, wo Technologie Menschenleben rettet. Sie lässt uns auch in der aktuellen COVID-19 Situation hoffen. In verschiedenen Ländern der Welt herrscht ein Mangel an Testkits zum Nachweis einer Coronavirus-Infektion. Können Wearables hier eventuell Abhilfe schaffen oder unterstützen?

Forscher der University of California experimentieren bereits, ob sie Daten aus vorhandenen tragbaren Oura Smart-Ringen mit dem notwendigen Algorithmus zur Vorhersage einer Infektion bei einer Person ausstatten können. Das Scripps Research Translational Institute in San Diego registriert Nutzer von Wearables, um Daten zur Prognose der Pandemie-Hotspots zu sammeln. In Europa kombiniert das schweizer Unternehmen Ava sein Wearable zum Fertilitäts-Tracking mit der Symptomatik, um die am besten geeigneten Kandidaten für Tests zu ermitteln.

Bis vor kurzem mussten Patienten Termine bei einem Gesundheitsdienstleister organisieren, Scans und Tests durchführen lassen, dann die Berichte abwarten, um mit der Behandlung zu beginnen. Heute sind Patienten jedoch mit viel mehr Informationen ausgestattet – und zwar nicht nur mit generischen Informationen, sondern auch mit Details, die auf ihrer persönlichen Gesundheit und Fitness basieren, die ihre smarten Wearables erfassen.

Die digital vernetzten Verbraucher sind bereit, sich stärker in die Selbstpflege und die Verbesserung ihres eigenen Lebensstils einzubringen – ein wichtiger Aspekt, der der aktuellen Gesundheitsrevolution noch mehr Auftrieb geben sollte. Im Rahmen dessen begreifen sie zunehmend den Mehrwert vernetzter Systeme, was zu einer enormen Nachfrage nach Wearable-Technologien oder „Wear Tech“ geführt hat. Tatsächlich wird der Markt für Wearables bis 2022 auf etwa 1,1 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Jeder einzelne sollte die Potenziale von Daten in einer daten-gestützten Welt nutzen

Im Laufe der Jahre haben sich Wearables vom reinen Schrittzähler und der Verbrennung von Kalorien zu Einsichten in wertvolle biologische Daten wie die Vitalfunktionen einer Person entwickelt – dabei werden Herzfrequenz und Blutdruck am häufigsten von den Wearables gemessen.

Technologieunternehmen arbeiten eng mit Forschern zusammen, um Wearables immer raffinierter und präziser zu gestalten und Verbrauchern damit mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu geben. So entwickeln die Wissenschaftler beispielsweise E-Haut-Sensoren, um die Gesundheitsüberwachung zu verbessern. Die damit vernetzten Geräte erkennen das Stress-Level und geben direkt Tipps zur Bewältigung von Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Angstzuständen.

Da diese Geräte eine Überwachung in Echtzeit signifikant erleichtern, spielen sie sowohl bei der Erkennung als auch bei der Behandlung chronischer Erkrankungen eine wichtige Rolle. Bei der Diagnose von Alzheimer eröffnen digitale Lösungen ganz neue Möglichkeiten, beispielsweise indem sie verschiedene Faktoren wie Gehgeschwindigkeit, Motorik, Sprache, Herzfrequenz und Schlafmuster aufzeichnen. Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen verringern sich auf diese Weise unter anderem die Anzahl der Wiedereinweisungen in ein Krankenhaus sowie die Kosten für die Gesundheitsversorgung.

Eine wichtige Hürde im Gesundheitswesen ist der schnelle und einfache Zugang zu medizinischen Diensten – Wearables wirken diesem Problem entgegen. Die Verlagerung des Schwerpunkts auf die häusliche Gesundheitsversorgung spielt gerade für Menschen in ländlichen Gebieten, bettlägerige Patienten oder solche, die durch das Fehlen eines zuverlässigen Netzwerks von medizinischen Fachkräften benachteiligt sind, eine große Rolle. Mittlerweile gibt es eine Fülle an digitalen Apps für die vernetzten Gesundheitshelfer. Damit entstehen nicht nur ganz neue Möglichkeiten in Sachen Gesundheit, sondern auch aus kommerzieller Sicht.

Nicht nur die Patienten profitieren von den Wearables. Auch Ärzte erhalten im Notfall sofortigen Zugriff auf die medizinische Historie ihrer Patienten und können schneller handeln. Mithilfe der Daten sind Ärzte in der Lage, Muster in den biologischen Vitalwerten zu erkennen und so Krankheiten rechtzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln bzw. sogar zu verhindern.

Dank der Wearables können Pharmaunternehmen die Einführung digitaler Praxen anstreben und den Übergang zu virtuellen oder dezentralisierten klinischen Studien vollziehen. Patientenzentrierte Studien führen zu Lösungen, die sich auf modernste Technologien stützen, um maßgeschneiderte Modelle des Pflegemanagements zu ermöglichen.

Auf der anderen Seite denken Versicherungsunternehmen darüber nach, eine Art Prämien- und Belohnungsprogramm einzuführen, das auf dem Engagement des Versicherungsnehmers basiert, die eigene Gesundheit zu verbessern

Wearables als Teil des Mainstream-Gesundheitssystems

Die Zukunft der Wearables sieht rosig aus – der Ausbau der mobilen und kabellosen Konnektivität spielt dabei eine wichtige Rolle. In 2020 gibt es bereits über 400.000 Gesundheits- und Fitness-Apps zum Download. Dies bedeutet, dass immer mehr Verbraucher bereit sind, ihre Gesundheitsdaten aufzuzeichnen und zu teilen.

Um die Potenziale der Wearables im Gesundheitsbereich vollkommen auszuschöpfen, sollten die Technologien in das Versorgungssystem integriert werden. Dies erfordert, dass die einzelnen Player der Gesundheitsbranche zu einem miteinander verwobenem Netzwerk werden, das alle Beteiligten im Ökosystem – einschließlich Patient, Arzt, Kostenträger und Pharmabranche – zusammenbringt und durch eine zuverlässige Datenplattform unterstützt wird.

Eine der transformativsten Veränderungen, die das Gesundheitswesen derzeit erlebt, ist der Aufstieg des Internet of Things (IoT). Durch die einfachere Datenerfassung von sensorgestützten Geräten und die unmittelbare Verfügbarkeit von Informationen hilft das IoT in Kombination mit intelligenten Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning dem Wearable die nächstbeste Aktion vorherzusagen. Laut Allied Market Research erreicht das MIoT (Medical IoT) bis 2021 voraussichtlich einen Nettowert von 136,8 Milliarden Dollar weltweit – dies entspricht etwa 40 Prozent des gesamten IoT. Die künstliche Intelligenz trägt weiter dazu bei, die Punkte innerhalb des Gesundheitsökosystems miteinander zu vernetzen, indem sie Erkenntnisse aus den ganzheitlichen Patientendaten zieht, um Präventionsmaßnahmen vorzuschlagen.

Bei so vielen kritischen Daten werden auch Anwendungen benötigt, die Patientendaten speichern und gemeinsam nutzen, um neue Systeme für Datensicherheit und Compliance zu entwickeln. So müssen beispielsweise die Datenschutz- und Sicherheitsstandards des HIPAA (Health Insurance Portability and Accountability Act) durchgesetzt werden. Da sich die Branche an die Veränderungen durch Wearables anpasst, benötigt es strenge Infrastrukturen, um eine durchgängige Datensicherheit zu gewährleisten.

Mit dem anhaltenden Paradigmenwechsel hin zu einem patientenzentrierten, ergebnisorientierten Ansatz könnten Wearables eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der eskalierenden Gesundheitskosten, der Alterung der Bevölkerung und der Bedrohung durch chronische Krankheiten spielen. Digital ausgestattete Mediziner können ihre Patienten, ausgerüstet mit einer Fülle von Gesundheitsdaten, behandeln, während die Beziehungen zwischen Patient und Arzt offener, transparenter und persönlicher werden.

Redaktion

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