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Wie wir das Gesundheitswesen mit einer gesunden Dosis Daten verbessern können

Nun zeichnet sich ein zweiter Strom ab, der sich auch das gesamte Gesundheitssystem auswirken dürfte, sowohl in Bezug auf die Ergebnisse als auch auf die Wirtschaft: bevölkerungsbezogene Daten. Die Quellen für diese Daten können unter anderem Aufzeichnungen aus Volkszählungen oder verschiedene Gesundheitsunterlagen von Regierungsbehörden und Gemeinden sein. Die damit generierten Informationen umfassen unter anderem Nachbarschafts- und Wohnverhältnisse, wirtschaftliche Stabilität, Bildungsstand, soziale und kommunale Bedingungen sowie die Verfügbarkeit der Gesundheitsversorgung. All dies trägt zu einer dreidimensionalen Sicht auf den Patienten bei und gibt Einblicke in die Behandlungsmöglichkeiten und das Management chronischer Erkrankungen. Tatsächlich deuten Forschungsergebnisse (über die National Academy of Medicine) darauf hin, dass soziale Einflussfaktoren 80 bis 90 Prozent der „veränderbaren Beiträge zu gesunden Ergebnissen“ ausmachen.

Diese Zahl ist mehr als eine interessante Statistik – sie hat nachweislich reale Konsequenzen. Zum Beispiel konnte mithilfe eines Programms in Maricopa County (Arizona),das soziale Faktoren berücksichtigt, die Suizidrate in den ersten drei Monaten nach Implementierung eines entsprechenden datenbasierten Programms um 67 Prozent reduziert werden. Die dort gesammelten Daten berücksichtigen Faktoren wie Armut, Nahrungsmittel- und Wohnungsunsicherheit sowie Umweltbelastungen, darunter Häuser mit bleihaltiger Farbe. Darauf basierend werden die identifizierten Herausforderungen adressiert, beispielsweise durch die Bereitstellung von Mahlzeiten oder die Installation von Klimaanlagen – und den betroffenen Menschen geholfen.

Die Menge der Gesundheitsdaten ist riesig und wächst stetig. Laut Research and Markets wuchs die Datenmenge zwischen 2013 und 2017 auf 700 Exabyte – und hat sich damit mehr als vervierfacht – und wird sich bis 2020 voraussichtlich auf 2.314 Exabyte nochmals verdreifachen. Der Mehrwert für Unternehmen ist signifikant: So schätzt EY beispielsweise den Wert der Datensätze des britischen National Health Service (NHS) auf etwa 6,4 Milliarden Dollar pro Jahr. Patienten könnten „durch potenzielle betriebliche Einsparungen für den NHS, verbesserte Patientenergebnisse und die Generierung eines größeren wirtschaftlichen Nutzens für Großbritannien“ etwa 5,9 Milliarden Dollar zugutekommen.

Neue Quellen für Patientendaten

Die Menge der patientenbezogenen Daten wächst auch aufgrund neuer technologischer Entwicklungen. Wearables sind eine der wichtigsten Quellen für diese neuen Daten. Die Apple Watch zum Beispiel kann den Herzrhythmus auf einem Niveau überwachen und verfolgen, das noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wäre. Glukosemonitore lassen sich mit Smartphones vernetzen, um Verhaltensänderungen bei Patienten zu unterstützen, die Hilfe bei ihrer Diabetes-Behandlung benötigen. Und auch die genomische Sequenzierung ist kostengünstiger geworden. Der Prozess kostete bisher mehr als 1.000 Dollar und wurde vor Kurzem von einem Unternehmen für 199 Dollar angeboten. Der Zugang zu diesen Daten ist eine sehr wichtige Entwicklung für die personalisierte Medizin, insbesondere für Krebspatienten, bei denen gezielte Therapien auf der Grundlage der Genomanalyse den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten könnten.

Datenzentrierte Geschäftsmodelle

Der Anstieg der Gesundheitsdaten hat zu einer Vielzahl von Daten-basierten Geschäftspartnerschaften geführt. Pfizer arbeitete beispielsweise mit Flatiron Health zusammen, um reale Daten in einem Antrag auf Zulassung eines Medikaments durch die FDA zu verwenden. Darüber hinaus entwickelte ein Versicherungsanbieter eine Anwendung für Smartwatches. Diese unterstützt Versicherungsnehmer dabei, ihre Aktivitäten zu tracken – Aktivitäten, die das Wohlbefinden und die Gesund verbessern, können dann von der Versicherung „belohnt“ werden. Es gibt zudem auch einen Marktplatz für anonyme Daten. Der Cloud-basierte HealthVerity Marketplace beispielsweise ermöglicht es Kunden, Daten von über 50 Milliarden anonymisierten Transaktionen zu durchsuchen und zu lizenzieren. Weitere Partnerschaften und vertikale Marktplätze folgen in Kürze.

Künftige Herausforderungen

Die Idee der Daten-basierten Gesundheitsversorgung ist zwar weit verbreitet, deren Umsetzung in die Praxis ist allerdings komplex. Die weit verbreitete Nutzung statistischer Daten als neue Waffe im Kampf gegen Krankheiten steht einer Reihe von Herausforderungen gegenüber.

Die technischen Herausforderungen bei der Erhebung und Analyse von Gesundheitsdaten sind nicht trivial. Eine Umfrage aus dem Jahr 2010 (via PR Newswire), durchgeführt für ein webbasiertes Unternehmen für elektronische Patientenakten, ergab, dass der durchschnittliche amerikanische Patient während seines Lebens Datensätze von 18 verschiedenen Anbietern sammelt – dabei können diese in inkompatiblen Formate vorliegen. Regierungen sammeln diese Daten oftmals in Silos. Bevor sie sich überhaupt analysieren lassen, müssten sie auf einer Plattform integriert werden – angesichts der Menge an Daten und deren unterschiedlicher Quellen eine zeitintensive Aufgabe.

Bedenken in Sachen Privatsphäre und Sicherheit sind darüber hinaus eine große Herausforderung für den Datenaustausch. Im Allgemeinen sind Patienten bereit, ihre Gesundheitsdaten weiterzugeben, sofern dies einem guten Zweck dient, etwa bessere Ergebnisse für andere. Es besteht jedoch immer die Gefahr, dass diese Daten zur Diskriminierung von Menschen mit gesundheitlichen Problemen verwendet werden. Hinzu kommt das Thema Sicherheit: Allein im Jahr 2018 waren Berichten zufolge über 13 Millionen Gesundheitsunterlagen Bestandteil von Datenschutzverletzungen. Darüber hinaus scheuen viele Anbieter den Austausch, um Wettbewerbsvorteile zu generieren und zu erhalten.

Diese Herausforderungen stellen jedoch kein unüberwindbares Hindernis dar. Digitale Daten verfügen über ein enormes Potenzial, Ergebnisse zum Besseren zu beeinflussen und den Geschäftswert zu steigern. Dieses Potenzial wird nicht ungenutzt bleiben. Patientendaten sind nach wie vor äußerst wichtig und werden künftig noch durch Daten aus externen Quellen in einem Win-Win-Modell ergänzt.

Redaktion

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