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Willkommen in der dritten Dimension: Wie 3D-Drucker die Lieferketten verändern werden

Wird der 3D-Druck eine “dritte industrielle Revolution” auslösen und das Ende der Massenproduktion einläuten? Auf jeden Fall ist die Idee attraktiv, sich selber benötigte Ersatzteile, etwa für den Kühlschrank, “auszudrucken” anstatt sie zu bestellen. Allein dies wird zahlreiche heutige Lieferketten deutlich verändern.

Die Vorteile des neuen Verfahrens liegen auf der Hand: Gerade im Prototyping werden die Entwicklungszyklen deutlich verkürzt, es entstehen deutlich weniger Abfälle und gleichzeitig wird die Herstellung individualisierter Produkte deutlich vereinfacht. In Feldern, in denen Personalisierung vor Masse geht, wird sich 3D-Druck durchsetzen. Gerade für kleinere Serien und mittelgroße Unternehmen bieten sich hier große Chancen.

In einigen Industrien, etwa dem Flugzeugbau, kommt die Technik heute schon zum Einsatz. Die Anwender müssen (eventuell) benötigte Ersatzteile nicht vorhalten, sondern können diese bei Bedarf selbst produzieren. Dies reduziert nicht nur Lagerkosten, sondern beschleunigt auch die Prozesse. Noch steckt – bei aller Euphorie – die Entwicklung in den Kinderschuhen und die “gedruckten” Teile weisen häufig (noch) nicht die gleichen Qualitätsstandards auf wie “konventionell” hergestellte. Doch dies dürfte angesichts der rasanten Entwicklung nur eine Frage der Zeit sein.

An die Stelle der Lieferkette der Produkte (hin zum Konsumenten) tritt dann eine Supply Chain der Rohmaterialien. Gleichzeitig werden die Handelsströme regionaler. Klar, die benötigten Rohstoffe werden weiterhin global beschafft, aber die daraus hergestellten Teile kommen womöglich eben aus der 3D-Druckerei am Stadtrand.

Eine noch größere Umwälzung wird die Digitalisierung der Supply Chain sein. Damit ist nicht der technologische Schritt vom Fax zum digitalen Datentransfer von Bestellungen und Lieferbestätigungen gemeint. Vielmehr wird in Zukunft vielfach anstelle von Produkten eben Intellectual Property “bewegt”. Ähnliches erleben wir ja bereits in der Unterhaltungsindustrie: Früher wurden Musik, Filme und Bücher noch als greifbare Gegenstände verkauft, heute tritt an diese Stelle eher eine Art Lizensierung: Menschen kaufen zunehmend eben nicht mehr das Buch, das sie lesen und später in ihr Regal stellen, sondern im Grunde ein Nutzungsrecht auf ihren Geräten.

Eine wesentliche Frage wird dabei sein, in wieweit Hersteller bereit sind, ihr Know-how und ihr geistiges Eigentum zu teilen. Und auch Fragen der Haftung sind weitestgehend ungeklärt: Wer haftet für fehlerhafte Teile? Das Unternehmen, das es entwickelt und das Design bereitgestellt hat? Oder derjenige, der es “druckt”?

Letztlich bietet der 3D-Druck (sowohl für die Hersteller als auch für die Kunden) große Chancen und große Herausforderungen, aber auch (noch) große Fragezeichen.

Und während wir uns hier noch Gedanken über den 3D-Druck machen, steht schon der 4D-Druck vor der Tür: Der Erfinder Skylar Tibbits arbeitet an einer Technologie, bei der sich Objekte im Laufe der Zeit verändern, also beispielsweise selbst aufbauen. Über dessen Auswirkungen auf die Lieferkette werde ich dann eingehen, wenn die vierte Dimension, die Zeit, ein wenig vorangeschritten ist.

Redaktion

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