Krypto-Versicherungen: So lässt sich das Trading am Kryptomarkt absichern
Versicherungsprodukte rund um das Kryptotrading sind noch jung am Markt und noch in der Entwicklung. Bislang gibt es noch sehr beschränkte Möglichkeiten, um das Trading mit Kryptowährungen gegen Verluste abzusichern.
Der Bedarf ist zwar groß, aber Versicherer tun sich bislang noch etwas schwer damit, entsprechende Produkte anzubieten, für die sie auch das Risiko tragen können und die in ein sinnvolles Preis-Leistungs-Modell zu fassen sind. Dieser Artikel soll darauf eingehen, welche Möglichkeiten es bereits gibt, welche Risiken Anlagern und Trader im Speziellen versichern lassen können und wie viel Krypt
Bedarf an Krypto-Versicherungen wächst
Kryptotrading hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und etliche Krypto Broker haben sich erfolgreich am Markt etabliert. Auch in Banken und im E-Commerce wächst die Relevanz der digitalen Währungen. Im Jahr 2022 waren mehr als 19 Millionen Bitcoin im Umlauf. Neben der zahlreichen Vorteile, die die Kryptowährungen bieten, gibt es natürlich immer auch potenzielle Risiken wie starke Kursschwankungen und Lücken im Sicherheitssystem, woraus ein wachsendes Bedürfnis nach geeigneten Versicherungsprodukten entstanden ist.
Während in den USA bereits Versicherungsprodukte für Kryptowährungen getestet werden, trauen sich deutsche Versicherer bislang nur zögerlich an das Thema heran. Versicherungsspezialist Christian Achillius von der BavariaDirekt sieht im Interview mit transparent-beraten.de das Problem vor allem bei den nicht versicherbaren Kursschwankungen und dem damit einhergehenden schwer einzuschätzenden Risiko:
„Grundgedanke einer Versicherung ist ja die Schätzbarkeit des zufälligen Risikos. Insbesondere bei Kryptowährungen lässt sich dies aber nur schwer bis gar nicht einschätzen, um daraus eine Prämie zu kalkulieren. Insbesondere das Kumulrisiko – der Schadeneintritt bei mehreren Versicherten auf Grund eines Ereignisses – ist im Gegensatz zu anderen Schadenereignissen um ein Vielfaches höher. Damit ist ein Risikoausgleich im Kollektiv, was ja dem Grundgedanken der Versicherungswelt entspricht, nicht möglich. Insbesondere Kursschwankungen werden damit auch weiterhin sicher nicht versicherbar sein.“
Um gute Versicherungsprodukte für das Kryptotrading zu entwickeln, sieht Achillius die Chance vor allem bei Lösungen, die mit eingeschränkten Limits arbeiten, ähnlich, wie es bei klassischen Kreditkarten geregelt ist. Während die Absicherung von Kursschwankungen und Verlusten kaum machbar sein wird, da diese Risiken nicht kalkulierbar sind, könnte eine Versicherung gegen das Diebstahlrisiko eine mögliche Option darstellen. Insgesamt ist es sinnvoll, vorsichtig mit dem Blockchain-Hype umzugehen.
Hackerangriffe auf Krypto Börsen und Broker
Zu den Risiken, gegen die sich Krypto-Trader bereits jetzt absichern können, gehören Hackerangriffe auf Krypto Börsen und Broker, durch die sensible Daten und Vermögenswerte verloren gehen können. Wie häufig Hackerangriffe auf Krypto-Handelsplätze vorkommen, zeigen Meldungen in den Medien. Das beliebteste Ziel für Cyberkriminelle sind etablierte Krypto Broker mit einem möglichst großen Kundenstamm. Die Sicherheitshürden sind bei den namhaften Anbietern zwar extrem hoch, versierte Hacker beweisen jedoch immer wieder, dass sie mit ihren Herausforderungen wachsen und auch die besten Sicherheitssysteme stetig weiterentwickelt werden müssen.
Sicherheitslücken in Smart Contracts
Smart Contracts sind die Weiterentwicklung der Blockchaintechnologie und ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Dabei entstehen für Nutzer aber immer wieder Sicherheitslücken, durch die es zu Verlust von sensiblen Daten und Vermögenswerten kommen kann. Einige Versicherer haben Produkte entwickelt, die genau gegen dieses Risiko absichern. Denn es ist wichtig, dass Sicherheitslücken in Smart Contracts erkannt und geschlossen werden, bevor sie zu finanziellen Verlusten für Anwender führen. Durch Automatisierung können die meisten Fehler vermieden werden, aber es gibt auch einige Faktoren, die man beachten sollte, um sicherzustellen, dass ein Smart Contract sicher ist.
– Eines der wichtigsten Dinge ist die Verwendung von Code-Audits. Code-Audits helfen nicht nur bei der Identifizierung von Fehlern in Smart Contracts, sondern auch bei der Behebung dieser Probleme. Ein Code-Audit untersucht den Quelltext des Smart Contracts und identifiziert mögliche Sicherheitslücken. In vielen Fällen kann der Code dann angepasst werden, um die Lücke zu schließen.
– Ein weiteres Werkzeug zur Überprüfung von Smart Contracts ist eine statische Analyse. Diese Art der Überprüfung analysiert den Quellcode des Smart Contracts, ohne ihn tatsächlich auszuführen. Auf diese Weise können potenzielle Sicherheitslücken erkannt und behoben werden. Die statische Analyse bietet auch Verbesserungsvorschläge für den Quellcode, um seine Effizienz zu erhöhen und Fehlerquellen zu minimieren.
– Formalverifikation ist ebenfalls ein nützliches Tool für die Identifizierung von Sicherheitslücken in Smart Contracts. Es überprüft den Quellcode mit mathematischen Methoden und ermöglicht es uns, Logikfehler im Code zu identifizieren und zu korrigieren. Dies bedeutet, dass schwerwiegende Probleme mit dem Code frühzeitig erkannt werden können.
– Schließlich sollten Anwender immer die bestehende Infrastruktur ihres Netzwerks überprüfen – insbesondere im Hinblick auf eventuelle Schwachstellen oder Bedrohungen. Dies hilft dabei, das Netzwerk vor unbefugten Zugriffen oder Exploits zu schützen sowie jegliche anderen potentiell gefährlichen Aktionen abzuwehren.
Tatsächlich bieten einige Versicherungsunternehmen Cyber-Versicherungen an, die Schäden aufgrund von Hackerangriffen oder Datenschutzverletzungen abdecken können, die durch Sicherheitslücken in Smart Contracts verursacht werden können.
Schutz vor Stable-Coin-De-Peg
Gegen die Entkopplung eines Stablecoins, der für seine Wertstabilität bekannt ist, wurden bereits Versicherungsprodukte entwickelt. Die Entkoppelung kann mit enormen Wertverlusten und Kursschwankungen einhergehen. Fällt der Stablecoin dann über einen bestimmten Zeitraum unter eine festgelegte Grenze, greift der Versicherungsschutz.
Darüber hinaus gibt es einige andere Möglichkeiten, sich gegen Stable-Coin-De-Peg zu schützen.
– Eine Möglichkeit besteht darin, die Verwendung von Decentralized Exchange (DEX) zu unterstützen und zu fördern. DEX sind Plattformen, auf denen Nutzer ihre Token direkt gegeneinander austauschen können. Dies bedeutet, dass dezentralisiertes Handeln stattfindet und nicht von Dritten kontrolliert wird. Dies bietet den Käufern mehr Sicherheit als bei anderen Börsentypen wie Centralized Exchange (CEX).
– Eine weitere Option ist es, neue Regulierungsmechanismen für Stable Coin einzuführen. Ein Beispiel hierfür sind die SEC-Vorschriften für Stable Coin-Börsen. Die Regulierungsbehörde hat Richtlinien erlassen, die darauf abzielen, den Schutz der Anleger bei der Nutzung solcher Plattformen zu gewährleisten. Dazu gehört auch die Erfordernis der KYC/AML (Know Your Customer/Anti Money Laundering)-Prozeduren beim Kauf und Verkauf von Stable Coins über CEX und DEX.
Schutz vor Provider-Ausfällen
Auch Ausfälle auf Providerseite können zu Verlusten führen. Hierfür gibt es bereits Produkte bzw. sind Produkte in Arbeit. Eine weitere Möglichkeit, sich selbst gegen das Risiko von Provider-Ausfällen zu schützen, ist es, als Anleger mehrere Wallets zu besitzen. Mit mehreren Wallets können Anleger ihre Kryptowährungen auf verschiedene Weise schützen und Provider-Ausfälle vermeiden. Es gibt verschiedene Arten von Wallets:
– Desktop-Wallets sind die sicherste Option für den Schutz vor Provider-Ausfällen bei Kryptowährungsinvestitionen. Sie bieten einen guten Schutz vor Datendiebstahl und Hackingangriffen, da die Wallet auf dem Computer des Benutzers installiert ist und somit gut geschützt ist. Daher ist es ratsam, die Desktop-Wallet als primäres Speichermedium für die Kryptowährungsinvestition zu verwenden.
– Online-Wallets sind wesentlich unsicherer als Desktop-Wallets, da sie im Internet gehostet werden und somit einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Allerdings bietet ein Online-Wallet den Vorteil der Bequemlichkeit: Es ermöglicht den direkten Zugriff auf das Konto über jeden Webbrowser oder über mobile Geräte. Daher sollten Anleger Online-Wallets nur als Backup ihrer Desktop-Wallets verwenden, um Provider-Ausfällen vorzubeugen.
– Mobile Wallets bietet den Nutzern die Möglichkeit, Zahlungsmittel mit ihnen zu tragen – ähnlich wie Bargeld oder Kreditkarten – ohne physische Gegenstände mit sich herumtragen zu müssen. Mobile Wallets ermöglichen es den Nutzern auch, unterwegs finanzielle Transaktion über das Mobiltelefon abzuwickeln. Mobile Wallets stellen jedoch keine große Sicherheit gegen Provider-Ausfälle dar; daher sollten Anleger diese lediglich als Ergänzung zu anderen Speichermedien nutzen, um ihre Investition zu schützen.
Cold-Wallet-Verluste absichern
Versicherer arbeiten auch bereits an Möglichkeiten, um Cold Wallets abzusichern, also die physische Form der gespeicherten Daten. Alina Sucker, Underwriting Manager Art Private Clients bei Hiscox Deutschland, sieht die Lösung vor allem bei dem 26- bis 32-stellingen alphanumerischen digitalen Schlüssel, der als Zugang zum Krypto-Vermögen dient: Dieser Schlüssel sollte gesichert und auch Offline gespeichert werden, um einen Hackerangriff zu vermeiden. Der Fachbegriff dafür lautet „Cold Storage“.
Absicherung gegen Kursschwankungen für das Kollektiv nicht tragbar
Der Schutz, den sich Trader am meisten wünschen, nämlich den gegen Verluste durch Kursschwankungen, wird mittelfristig sicher nicht machbar sein, da das Risiko für das Kollektiv der Versicherungsnehmer nicht tragbar ist. Darauf geht auch Christian Achillius im oben genannten Interview ein:
„Grundgedanke einer Versicherung ist ja die Schätzbarkeit des zufälligen Risikos. Insbesondere bei Kryptowährungen lässt sich dies aber nur schwer bis gar nicht einschätzen, um daraus eine Prämie zu kalkulieren. Insbesondere das Kumulrisiko – der Schadeneintritt bei mehreren Versicherten auf Grund eines Ereignisses – ist im Gegensatz zu anderen Schadenereignissen um ein Vielfaches höher. Damit ist ein Risikoausgleich im Kollektiv, was ja dem Grundgedanken der Versicherungswelt entspricht, nicht möglich. Insbesondere Kursschwankungen werden damit auch weiterhin sicher nicht versicherbar sein.“
Somit bleibt nur die Möglichkeit, den Kurs der Kryptowährungen aufmerksam zu verfolgen und bei einer positiven Entwicklung mit etwas Risikofreude zu investieren.