EMI verklagt Bertelsmann wegen Napster
Von wegen gezähmt
Der weltweit drittgrößte Musikkonzern EMI hat den deutschen Medienkonzern Bertelsmann wegen der Finanzierung der Online-Tauschbörse Napster verklagt. EMI bezieht sich in der Klageschrift darauf, dass Napster unabhängig von der jetzigen Verwendung und dem neuen, legalen Geschäftsmodell unter der Bertelsmann-Ägide eine “illegale Firma sei, die auf dem ungesetzlichen Verbreiten von urheberrechtlich geschützten Inhalten” beruhte. Somit seien auch die Finanzierung und die Folgeinvestitionen von Bertelsmann ungesetzlich.
EMI erklärte, der Medienkonzern habe somit groß angelegte Urheberrechtsverletzungen gefördert. Mehrere Musikkonzerne hatten bereits im Februar eine 17-Milliarden-Dollar-Klage gegen Bertelsmann eingereicht, der sich vor EMI auch Vivendi Universial im vergangenen Monat angeschlossen hatte. Eine Bertelsmann-Sprecherin nahm zu der Klage zunächst nicht Stellung.
Der Vorstoß der Musikindustrie geschieht, wie es aussieht, im Rahmen einer konzertierten Aktion. Gestern erst hatten sich die italienischen Behörden auf die Seite der Industrie gestellt und neue Maßnahmen gegen “illegalen Datentausch” angekündigt. Sicherheitsunternehmen wie Macrovision bieten Software an, die getauschte Musiktitel unbrauchbar machen soll und Tauschbörsen wie Morpheus werden immer mehr bedrängt.
Allerdings rechnet die Branche auch in diesem Sommer nicht damit, dass sich durch ein etwaiges Gerichtsurteil – unabhängig von dessen Inhalt – eine Lösung der Streitigkeiten zwischen Nutzergemeinde und Musikindustrie abzeichnen werde.