Vista sperrt illegale Nutzer aus
Im Kampf gegen Software-Piraterie legt Microsoft härtere Bandagen an. Vista sperrt Nutzer aus, die ihr Betriebssystem nicht rechtzeitig registrieren und eine gültige Lizenz nachweisen können.
Nicht registrierte Betriebsysteme schalten nach einer Periode von 30 Tagen in den “Reduced Functionality Mode”. Der Anwender kann dann, nachdem er verschiedene Warnschilder weggeklickt hat, noch rund eine Stunde im Netz surfen, bevor Microsoft den Hahn zudreht. Auch bei Longhorn, der Server-Variante von Windows, will Microsoft eine ähnliche Strategie fahren. Zudem schafft Redmond Volumen-Lizenzen für Unternehmen in ihrer bisherigen Form ab.
Kopien, die in den Augen von Microsoft nicht legal sind, verweigert die ‘Software Protection Platform’ auch andere Funktionen. So wird Aero, die neue grafische Oberfläche des Betriebssystems, nicht verfügbar sein. Neben häufigen Warnungen und Aufforderungen, das Betriebssystem zu registrieren, verweigern auch das Speicher-Feature ‘ReadyBoost’ und das Anit-Spyware-Tool ‘Defender’ ihre Dienste.
Zudem wird der Bildschirm des ‘Piraten’ ständig die Warnung “This Copy of Windows is not genuine” ausgeben. Vista wird zudem den Start von Outlook und das Öffnen von Dokumenten direkt auf dem Desktop verhindern. Auch der Mediaplayer werde dann deaktiviert, heißt es von Microsoft. Ganz wird der Rechner seine Dienste jedoch nicht versagen. Zudem hat Microsoft angekündigt, auch nichtlegitime Systeme mit kritischen Aktualisierungen zu versorgen.
Damit verschärft Microsoft die Aktionen gegen Softwarepiraten. Bei Windows XP hatte die umstrittene Technologie ‘Windows Genuine Advantage’ bei Windows und Office dafür gesorgt, dass nur noch sicherheitsrelevante Updates an nichtlizenzierte Systeme ausgeliefert wurden. Nachdem laut der Business Software Alliance 35 Prozent der weltweit installierten Software illegal ist, versucht nun Microsoft dem Problem mit drastischeren Mitteln beizukommen.
Anwender, die einen neuen PC mit einer OEM-Version von Vista erwerben, werden von diesen Maßnahmen nichts zu spüren bekommen. Anders diejenigen, die Vista selbst installieren. Wenn der Anwender nach 30 Tagen Vista noch immer nicht registriert hat, bekommt er vier Optionen zur Auswahl.
Die erste ist die Aktivierung über das Web, die zweite ist der Betrieb mit reduziertem Funktionsumfang. Als dritte Möglichkeit stellt Microsoft die Eingabe eines gültigen Produkt-Keys zur Auswahl. Wahlweise lässt sich das Betriebssystem auch telefonisch registrieren.
Auch den Missbrauch von Volumen-Lizenzen in größeren Unternehmen will Microsoft nun stärker eindämmen. Künftig wird es keine solchen Schlüssel mehr geben, mit denen sich beliebig viele Rechner ‘lizenzieren’ lassen. Mit den neuen Voraussetzungen wird auch Mehrarbeit auf die Administratoren zukommen.
“Wir glauben, dass rund 50 Prozent der Software-Piraten Produktschlüssel verwenden, die für Volumenlizenzen verteilt wurden”, kommentiert Cori Hartje, Director der Initiative Windows Genuine Advantage. Daher ändere Microsoft hier die Lizenzen.
Künftig werde es zwei Arten von Schlüsseln geben. Die Version für Unternehmen mit weniger als 25 Arbeitsplätzen wird der ‘Multiple Activation Key’ (MAK) sein. Der wird auf einem Rechner installiert und kann dann online registriert werden. Wahlweise lassen sich über einen MAK auch mehrere Rechner über einen lokalen Proxy frei schalten.
Für Organisationen mit mehr als 25 Arbeitsplätzen und mindestens fünf Servern sieht Microsoft ‘Key Management Services’ (KMS) vor. Dazu muss innerhalb des Unternehmens ein KMS-Dienst installiert werden, der dann die Aktivierung der einzelnen Rechner vornimmt. Diesen Prozess starten die Vista-Rechner eigenständig, wie es von Microsoft heißt.
Eine Erleichterung für Unternehmen könnte der Service ‘Volume Activation 2.0’ sein. Hier können Lizenzen online auf dem Microsoft Activation Server angelegt, erneuert oder geändert werden. So will Microsoft zusätzlich erschweren, dass sich solche Volumenlizenzschlüssel verselbständigen.
Ob Microsoft sich mit dieser neuen Lizenzpolitik einen Gefallen erweist, ist indes zweifelhaft. Roger Kay etwa, Analyst bei Endpoint Technology Associates, sieht diesen Schritt zwar als legitim, jedoch: “Es wird einen Rücklauf auf XP geben”, so der Analyst gegenüber dem Wall Street Journal. “Die Anwender werden an XP festhalten, um all das zu vermeiden.”