SCO sichert sich kräftigende Geldspritze
Tatsächlich haben viele darauf gehofft, dass SCO finanziell bald die Puste ausgehen werde. Jetzt hat sich ein potenter Geldgeber gefunden, der auf einen Erfolg gegen IBM setzt.
Die SCO Group, klagefreudiges Softwareunternehmen aus Utah mit einer Unix-Lizenz, hat über ein massives Investment informiert. Nach übereinstimmenden Angaben hat Bay Star Capital sich mit 50 Millionen Dollar bei SCO eingekauft. Noch im Mai hatte CEO Darl McBride von “mehreren Investmentangeboten” gesprochen, die allesamt abgelehnt worden seien, um die Anteile der Aktionäre nicht zu verwässern.
Damit hat SCO seine bisherige Strategie um 180 Grad gedreht. Die 50 Millionen Dollar Barmittel sollen zunächst in die Kasse fließen, in der SCO nach eigenen Angaben bereits 11 Millionen Dollar Cash angesammelt hat. Verwenden will SCO die Gelder zum einen für die eigene Softwareentwicklung sowie zur Abdeckung der Anwaltskosten, die wegen der zahlreichen Prozesse anfallen.
Bisher habe man von den Profiten aus der Sparte SCO Source gut leben können, erklärte Unternehmenssprecher Blake Stowell. “Aber wenn man wirklich Großes vorhat wie SCO es tut, dann ist es eben sehr hilfreich, wenn man die entsprechenden Mittel flüssig hat.”
Lawrence Goldfarb von Bay Star Capital begründete das Engagement mit den außerordentlich guten Wachstumschancen des Softwareherstellers. “SCO ist Eigentümer der wichtigsten UNIX-Software-Rechte in der IT-Industrie und bietet vertrauenswürdige Softwarelösungen für Endnutzer an”, so Goldfarb.
Mit den 50 Millionen Dollar von Bay Star, so McBride, habe sich SCO “die notwendigen Mittel für ein langfristiges Wachstum gesichert. All diejenigen, die uns langwierige Prozesse um unsere Urheberrechte nicht zugetraut haben, können sich jetzt entspannen”, so McBride weiter.
Ob SCO sich selbst wirklich entspannen darf, bezweifelt zumindest Gartner-Analyst George Weiss. “Für den Softwarehersteller gibt es kein zurück mehr. Wenn SCO den Prozess gegen IBM verliert, dann werden sie sich davon nicht mehr erholen. Es geht also um alles oder nichts”. Bisher verkauft SCO hauptsächlich zwei Versionen von Unix, zum einen Unix-Ware, zum anderen Open-Server. Außerdem arbeitet das Unternehmen an einem Webservices-Angebot unter dem Namen ‘SCOx’.
Schon seit der ersten Klage gegen IBM warnen Mitglieder der Open-Source-Gemeinde wie auch beteiligte Hersteller vor einem Image-Verlust vor allem für Linux im Unternehmenseinsatz und vor einer schleichenden Verunsicherung. Das aber scheint sich nicht zu bestätigen. Einer Umfrage der US-Bank Credit Suisse First Boston (CSFB) unter weltweit 100 CIOs zufolge, halten drei Viertel der Unternehmen an ihren bisherigen Linux-Plänen fest. Rund 12 Prozent der Befragten machen sich demnach Sorgen über mögliche Lizenzforderungen oder Schadenersatzansprüche seitens SCO. Nach Angaben von CSFB setzen 23 Prozent der Unternehmen Linux bereits im Datenbankbereich ein, 29 Prozent haben offenbar keine Bedenken, auch in unternehmenskritischen Bereichen auf Open-Source-Software zu setzen.
Analysten der Deutschen Bank empfehlen die Aktie der SCO Group inzwischen sogar zum Kauf. Es sei zwar ein Papier mit “hohen Risiken”, sollte aber SCO mit seiner Klage gegen IBM Erfolg haben, dann werde dies den Wert des Unternehmens stark steigern.