Big Brother bei Ebay?

Obwohl das Geschäft im Internet-Auktionshaus Ebay nur so brummt, brodelt es hinter den Kulissen offenbar gewaltig.

Obwohl das Geschäft im Internet-Auktionshaus Ebay nur so brummt, brodelt es hinter den Kulissen offenbar gewaltig. Bereits vor einigen Monaten waren die Arbeitsbedingungen der deutschen Ebay-Niederlassung bei Potsdam in die Schlagzeilen geraten, jetzt droht durch eine anonyme Umfrage unter den Mitarbeitern neues Ungemach. Das Ergebnis für den Arbeitgeber ist teilweise verheerend – vor allem die Kontrolle der Mitarbeiter durch eine spezielle Software bringt die Angestellten auf die Palme.
Der Ärger entzündet sich am sogenannten ‘Activity-Manager’, der offenbar minutiös den Arbeitsalltag der Mitarbeiter überwacht. Wie die Berliner TAZ bereits im November berichtet hatte, dokumentiert das Programm detailliert, was die Kundenbetreuer den ganzen Tag machen. Alle Aktivitäten werden erfasst, vom Telefonieren, Mailen und Chatten bis zu persönlichen Gesprächen mit Kollegen, Zigarettenpausen und den Gang zur Toilette. Laut der anonymen Umfrage fühlen sich dadurch 62 Prozent der Mitarbeiter sehr stark kontrolliert. Genauso viele fürchten, dass die Geschäftsführung die Daten als Überwachungsinstrument missbraucht. Allgemein stark überwacht fühlen sich 77 Prozent der Ebay-Angestellten.

Ebay-Sprecher Nerses Chopurian verteidigte gegenüber Spiegel Online den ‘Activity Manager’. ‘Es geht hier um ein Call Center, in dem leistungsbezogen gezahlt wird. Wir messen die Kundenzufriedenheit und auch quantitative Elemente wie die Zahl beantworteter Anrufe oder E-Mails’. Man gehe davon aus, dass die Umfrage eine Aktion einzelner Mitarbeiter ist, die frustriert sind, so Chopurian. So etwas komme vor, es sei jedoch eine ungewöhnliche Art, sich anonym zu äußern.

Die Initiatoren der Umfrage fürchten jedoch nach eigenen Angaben, dass sie ihren Job verlieren würden, würden sie ihre Identität lüften. So wurden die Mitarbeiter auf Zetteln, die in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgelegt wurden, dazu aufgefordert, ihre Meinung über die Internetseite www.epay.tv abzugeben. Laut der Homepage kamen 162 der insgesamt 400 Mitarbeiter der Aufforderung nach. Vom Arbeitsplatz war das aber nicht möglich. Ebay habe den Zugang zu epay.tv innerhalb des Firmennetzes gesperrt.

Unterdessen wurde der Prozess gegen ein Ebay-Betriebsratsmitglied, der am Freitag vor dem Potsdamer Landgericht verhandelt wurde, ausgesetzt. Auf Anregung der zuständigen Richterin bemühe sich die Geschäftsführung zur Zeit um eine außergerichtliche Einigung, heißt es bei epay.tv. Die Angestellte hatte im vergangenen Jahr in einem Zeitungsinterview über die Arbeitsbedingungen bei dem Erfolgsunternehmen geplaudert und damit den Zorn der Geschäftsführung auf sich gezogen.