Qimonda gibt es scheibchenweise
Der insolvente Chiphersteller Qimonda wird vorrausichtlich keinen Investor finden, erklärte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Michael Jaffé. Eine Zerstücklung des Unternehmens wird nun immer wahrscheinlicher.
Insolvenzverwalter Jaffé informierte am 16. Juni die Gläubiger in München über die wirtschaftliche Lage und die Aussichten für den Chiphersteller. Zu den Gläubigern zählen unter anderem die HypoVereinsbank, die Deutsche Bank New York und der Pensions-Sicherungsverein. Jaffe machte deutlich, dass es nur für einzelne Teile der Infineon-Tochter Hoffnungen auf Rettung gebe, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Den ehemals viertgrößten Hersteller von Drams wird es in seiner einstigen Größe sicher nie mehr geben. Nachdem bereits eine Beteiligung an einer Solarfabrik in Portugal aufgelöst wurde und auch eine chinesische Forschungstochter verkauft wurde, werde es in den kommenden Wochen weitere Beteiligungsverkäufe geben, erklärte Jaffé. “Auch für Betriebsteile an den Standorten München und Dresden sind Fortführungslösungen in Verhandlung.” Laut Jaffés Aussage hätten sich mehrere Interessenten für Betriebsteile gemeldet.
Die Verhandlungen für den Verkauf der Grafikchipentwicklung mit rund 100 Arbeitsplätzen stünden kurz vor dem Abschluss. Diese Geschäftssparte entwickelt Chips für die Spielekonsolen von Sony, Nintendo und Microsoft. Außerdem soll es noch Gespräche mit einem Interessenten für Büros und einen Reinraum in Dresden geben. “Unsere Bemühungen, Dresden als Technologiestandort zu erhalten, laufen weiter unter Hochdruck und, zumindest was Teilbereiche angeht, durchaus mit Aussicht auf Erfolg”, erklärte Jaffé.
Wenn kein Investor mehr gefunden wird, stehe bereits fest, dass der Jurist versuchen wird, Qimonda weiter in Einzelteilen zu verkaufen. Der Sprecher Jaffés bekräftigte am vergangenen Montag zwar, dass die Tür für Investoren weiter offen stehe. Doch trotz intensiver Suche gebe es bislang keinen ernsthaften Interessenten, der das gesamte Geschäft weiterführen wolle, berichtet das Handelsblatt. Die Hoffnung auf eine Rettung von Qimonda als eine Einheit hatte sich bereits spätestens Ende Mai zerschlagen, als der favorisierte chinesische Staatskonzern Inspur als Gesamtinvestor absagte. “Wir suchen weiter das Gespräch und werden den Investorenprozess aufrechterhalten, solange bis die wesentlichen Vermögensteile verwertet sind”, sagte Jaffé. Die Gesamtsumme der Gläubigerforderung ist noch offen, da bei der Versammlung am Dienstag neue Forderungen angemeldet wurden, die jetzt noch geprüft werden müssen.
Aus Branchenkreisen heißt es, dass Jaffé nun passende Pakete plane, um die Einzelteile der Ex-Infineontochter gewinnbringend verkaufen zu können. Analysten gehen davon aus, dass sich die Wettbewerber die besten Bereiche aus dem Halbleiterhersteller heraussuchen werden. “Ohne Spezialisten-Know-how lässt sich mit Patenten und Verfahren nicht viel anfangen. Für Unternehmen mit eigenen Fabriken und spezialisierten Leuten ist das jedoch interessant”, sagte Rüdiger Spies, Analyst beim Marktforscher IDC. Vor allem die sogenannte “Buried Wordline”-Technologie sei für die Konkurrenten sehr interessant. Mit diesem Verfahren werden DRAM-Speicher kleiner, billiger und energieeffizienter.
Allerdings soll es sehr schwierig sein, Qimonda in einzelne Bereiche aufzuteilen, heißt es aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen. So müssten die Patente den jeweiligen Produktbereichen zugeordnet werden, was sehr aufwendig sei.
Am 23. Januar 2009 hatte Qimonda Insolvenz beantragt und am 1. April dieses Jahres wurde das Verfahren dazu eröffnet. Grund für die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens war der weltweite massive Einbruch der Speicherchippreise und der damit verbundenen hohen Verluste. Von den 4600 Mitarbeitern an den deutschen Standorten Dresden und München sind inzwischen rund 2500 in Transfergesellschaften gewechselt. Ein kleine Mannschaft von Mitarbeitern kümmert sich noch um den Stand-by-Betrieb der Fabriken, falls sich im letzen Moment doch noch ein Investor findet und so die Produktion schnell wieder hochgefahren werden kann.
Der Qimonda-Standort in Dresden (linkes Gebäude). Gleich nebenan befindet sich der ehemalige Mutterkonzern Infineon.
Foto: Qimonda