Datenschützer kritisieren Facebook-Werbung

Die neue Werbeoffensive des Networking-Portals Facebook sorgt für zunehmende Kritik unter Datenschützern und Nutzern.

Im Zuge der vor rund zwei Wochen gestarteten Werbeaktivitäten unter dem Titel “Facebook Ads” werden unter anderem auch so genannte “Social Ads” – Werbebotschaften auf Basis des individuellen Surfverhaltens der einzelnen User – eingesetzt. Facebook sammelt Daten auch dann, wenn sich die Mitglieder auf bestimmten Seiten außerhalb der Community, etwa auf Homepages von Werbekunden der Plattform bewegen. Wie das Wall Street Journal berichtet, macht nun die Bürgerrechtsgruppe MoveOn gegen die Marketingaktivitäten des US-Portals aktiv und hat auf Facebook eine eigene Gruppe eingerichtet, in der sich protestierende Nutzer versammeln können.

“Generell besteht das Hauptproblem darin, dass solche Plattformen häufig in den USA ansässig sind und damit nicht unter EU-Recht fallen. Es gilt somit kein EU-Datenschutzrecht, außer der Betreiber ist hierzulande mit einer Niederlassung vertreten”, erläutert der Datenschutzexperte Hans Zeger, Obmann der Arge Daten. Zumeist gelte dann nur noch, was in den allgemeinen Geschäftsbedingungen steht und der Nutzer setze sich mit der Registrierung den Vorgangsweisen des jeweiligen Portals relativ machtlos aus. “Manche US-Unternehmen sind Mitglieder von Safe Harbor. Das ist eine spezielle Datenschutzvereinbarung zwischen den USA und der EU unter der zumindest einige Bestimmungen gelten, die dem Datenschutzniveau in der Europäischen Union gerecht werden”, so Zeger. Sei das nicht der Fall, bleibe dem Nutzer nur die Eigenverantwortung und das Bewusstsein darüber, dass Informationen an andere weitergegeben werden.

Auf der Homepage von MoveOn kann nun auch eine Petition unterschrieben werden, die sich gegen die Weitergabe von Daten über das Online-Kaufverhalten der Facebook-Nutzer richtet. Denn im Zuge der neuen Werbeaktivitäten des Social Networks werden die Freunde eines Mitglieds laufend darüber informiert, wenn beispielsweise ein Buch gekauft, ein Video online ausgeliehen oder eine Kinokarte reserviert wurde. Die “Beacon”-Anzeigen werden auf Nachrichten-Bulletins geschaltet, auf denen die Nutzer Neuigkeiten aus ihrem Online-Freundeskreis nachlesen können. Offenbar lässt sich Beacon auch nicht komplett deaktivieren, sondern muss im Zweifelsfall auf jeder Partnerwebseite von Facebook extra außer Kraft gesetzt werden.

Wie Facebook-Datenschutzbeauftragter Chris Kelly gegenüber dem Wall Street Journal erläuterte, seien die Werbeaktivitäten ausreichend transparent. Einerseits würden die Nutzer bei Kauf- und Bestellvorgängen auf Partnerseiten auf die Weitergabe von Informationen hingewiesen und könnten dem per Mausklick widersprechen, andererseits erscheine auch beim nächsten Einloggen auf der Plattform eine Benachrichtigung, bei der der Veröffentlichung von Kaufinformationen erneut zugestimmt werden muss. Doch laut Datenschützern erscheine diese Nachricht nur ganz kurz als Pop-Up und könne sehr leicht übersehen bzw. infolge übergangen werden. “Es ist eine Sache, ob man Daten über sich selbst weitergibt. Sehr viel schlimmer und ein wirklich ernstes Problem ist es, wenn Daten über Dritte weitergeleitet werden”, meint auch Zeger.

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