Die Anwender kostenloser Multi-Cloud-Lösungen wie Dropbox oder Google drängen Unternehmen aller Branchen dazu, ebenfalls die entsprechenden Technologien einzusetzen. Insbesondere vor dem Hintergrund der DSGVO bietet die Multi-Cloud für Unternehmen aller Größen eine riesige Chance.
Die Konsumenten besitzen einen enormen Einfluss auf den weltweiten Cloud-Markt. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben wie der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erhalten Bürger eine umfassende Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten. Die Folgen dieser Verordnung sind nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt beträchtlich. Unternehmen rund um den Globus kämpfen mit umfassenden organisatorischen Veränderungen und sind gerade dabei, ihre Prozesse in Bezug auf Datenspeicherung, -zugriff und -sicherheit neu zu gestalten.
Laut einer Studie der Foresight Factory über die Zukunft der Multi-Cloud (Future of the Multi-Cloud, kurz: FOMC), die von F5 unterstützt wurde, bringen mehrere Entwicklungen europäische Unternehmen in den nächsten fünf Jahren an ihre Belastungsgrenze: Zu diesen Entwicklungen gehören vor allem die hohen Anforderungen der digitalen Transformation, eine sich ständig verschärfende Bedrohungslandschaft und das wechselnde Verhalten von Verbrauchern.
Agiler, skalierbarer, effizienter
Die Autoren der FOMC-Studie sagen, dass „eine einzige Cloud-Option nicht alle Anforderungen an die IT-Infrastruktur optimal erfüllt“. Demnach beschleunigt sich die Migration in die Cloud rasant und die „Zukunft der Multi-Cloud eröffnet Unternehmen ein breiteres Spektrum profitabler Möglichkeiten, um agiler, skalierbarer – und ganz generell effizienter zu werden“.
Das in der Untersuchung zitierte Forschungsinstitut 451 Research ermittelte, dass die IT-Zukunft aus Multi-Cloud- und Hybrid-Umgebungen bestehen wird. Dabei planen bereits heute 69 Prozent der weltweit befragten Unternehmen bis 2019 den Betrieb von Multi-Cloud-Umgebungen.
Einfluss der Verbraucher steigt
Doch nicht nur technologische Entwicklungen, auch die Konsumenten werden zunehmenden Einfluss sowohl auf die Ausgaben als auch auf die strategische Service-Bereitstellung haben. Denn sie sind bereits durch kostenlose Dienste wie Google Drive und Dropbox erfahrene Multi-Cloud-Nutzer – mit steigender Tendenz. Neue Erkenntnisse zeigen, dass Cloud-basierte Speicherdienste für Konsumenten zwischen 2017 und 2022 jährlich eine durchschnittliche Wachstumsrate von 15,59 Prozent aufweisen.
„Wir werden nicht unbedingt Kunden finden, die S3-Buckets oder Speichersysteme auf Azure nutzen, aber die Software-as-Service (SaaS)-Angebote werden weiterhin stark wachsen“, prognostiziert David Linthicum, FOMC-Experte und Chief Cloud Strategy Officer bei Deloitte Consulting. Gartner stimmt dem zu und schätzt, dass im Jahr 2018 für SaaS 73,6 Milliarden Dollar ausgegeben wurden. Damit hat sich SaaS wohl zur weltweit führenden Kategorie bei allen Public-Cloud-Ausgaben entwickelt.
Konkrete Beispiele
Laut dem FOMC-Bericht findet gerade ein „beispielloses Wettrüsten“ im Multi-Cloud-Bereich statt, bei dem niemand zurückbleiben will. So hat zum Beispiel der Einzelhandelsriese Walmart seine kundenbezogene Cloud-Strategie überarbeitet. Erst kürzlich ging Walmart eine strategische Partnerschaft mit Microsoft ein, um den Einsatz von Cloud-Technologie und künstlicher Intelligenz zu beschleunigen und zu vereinfachen.
Ein weiteres Beispiel: Der Payment-Dienstleister WEX veröffentlichte eine Studie, der zufolge die meisten befragten Führungskräfte bei der Abwicklung von E-Payments Cloud-basierten Systemen mehr vertrauen als lokal gehosteten ERP/AP-Systemen. Über 80 Prozent gaben an, dass das Verbraucherverhalten „den Einsatz von Innovationen in der Zahlungstechnologie in ihrem Unternehmen stark beeinflusst“.
Laut IDC ist der Fertigungssektor der größte Einzelkonsument der Public Cloud (19,7 Milliarden US-Dollar), gefolgt von professionellen Dienstleistungen (18,1 Milliarden US-Dollar) und Banken (16,7 Milliarden US-Dollar). Die verarbeitende Industrie und der Einzelhandel werden in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 10 Milliarden US-Dollar dafür ausgeben.
Sinkende Preise
Eine weitere interessante Entwicklung ist der Einfluss der Konsumenten auf die Cloud-Gebühren. Unabhängige Cloud-Service-Broker nutzen beispielsweise neue Geschäftsmodelle zur Preisoptimierung. Sie bieten den Verbrauchern einen Mehrwert, indem sie verschiedene Public-Cloud-Dienste bereitstellen. Die Konsumenten können flexibel und transparent zwischen den Anbietern hin- und herwechseln. Dadurch profitieren sie von vielen Einsparpotenzialen.
FOMC hat auch radikale Veränderungen festgestellt in der Art und Weise, wie Verbraucher ihre Daten sehen und bewerten. Daten sind heute eine Ware und ihre Sicherheit und ihr Wert waren noch nie so wichtig wie heute. Diese neue Sichtweise deutet auf eine mögliche Zukunft hin, in der die Verbraucher für Cloud-Dienste mit ihren persönlichen Daten bezahlen könnten.
Hohe Sicherheit gewährleisten
Durch die Anforderungen der Konsumenten und den wirtschaftlichen Wettbewerb können Unternehmen heute nicht mehr auf die Cloud verzichten. Sie wird mit Hilfe einer geeigneten Bereitstellungsstrategie zu einem praktischen und sicheren Werkzeug.
Wichtig ist dabei, dass die Multi-Cloud nicht zu einem Sicherheitsalptraum wird. Natürlich gibt es Herausforderungen und Komplexitäten, die zu bewältigen sind. Aber diese bleiben größtenteils zeitlich beschränkt. Gartner schreibt in einem kürzlich erschienenen Blogbeitrag, dass CIOs „ihre Fragestellung von “Ist die Cloud sicher?” besser auf “Benutze ich die Cloud sicher?” ändern sollten“.
Glücklicherweise tragen bereits bestehende, fortschrittliche Security-Lösungen dazu bei, dass sich Anwendungen sicher in ein Cloud-Modell übertragen lassen. Dieses Modell sollte für eine bestimmte Strategie oder einen bestimmten Anwendungsfall bestmöglich geeignet sein. Zudem sind alle geografischen oder infrastrukturellen Einschränkungen zu vermeiden. So umgesetzt, wird die Multi-Cloud zu einem ganz neuen Spiel.
Vertrauen bilden
Grundsätzlich möchten IT-Entscheider Dienste, die Anwendungen in der Cloud bereitstellen, so verwalten und schützen, wie sie es im eigenen Rechenzentrum gewohnt sind. Das Vermeiden chaotischer Multi-Cloud-Nutzung und die Reduktion der Komplexität sind entscheidend, um Anwendungen in der richtigen Umgebung und mit hohem Vertrauen betreiben zu können. Das bedeutet, dass die Anwendungsbereitstellung und die Sicherheitsfunktionen der einzelnen Cloud-Provider sowie die immer wieder auftretenden Probleme im Zusammenhang mit mangelnder Transparenz und Kontrolle zu berücksichtigen sind.
Vertrauen ist dabei ein zweiseitiger Prozess. Auf der einen Seite stehen anspruchsvolle Konsumenten, die ihre Identität und Informationen wertschätzen und sich zunehmend für entsprechende Provider entscheiden. Auf der anderen Seite müssen die Anbieter ihren Kunden Sicherheits- und Datenmanagement garantieren sowie über die Fähigkeit verfügen, neue Services schnell zu entwickeln. Wie das FOMC abschließend feststellt, werden die meisten Unternehmen innerhalb der nächsten fünf Jahre aus Gründen „der Compliance, der Sicherheit, des Kundendienstes und der grundlegenden Wettbewerbsfähigkeit“ über mehrere Clouds verfügen.