Der Klimawandel ist aufgrund der „Fridays for Future“-Demonstrationen zurzeit in der Öffentlichkeit wieder sehr präsent. Auch aktuelle Studien, wie das „WMO Statement on the State of the Global Climate in 2018“ der Weltorganisation für Meteorologie, zeigen, dass die Entwicklungen beunruhigend sind: Die Durchschnittstemperatur steigt weiter, genauso die Wärmeinhalte der Ozeane und der Meeresspiegel und weltweit sind immer mehr Menschen von außergewöhnlichen Wetterbedingungen betroffen. Deshalb ist es besonders für Unternehmen wichtig, mit verlässlichen Daten zur Wetterentwicklung zu arbeiten, um langfristig planen und neue Umsatzpotentiale erschließen zu können.
Das Wetter wird immer unberechenbarer. Durch die steigenden Durchschnittstemperaturen treten häufiger extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Stürme, Dürren und regional starke Niederschläge auf. So erklärte der Deutsche Bauernverband, dass die Getreideernte 2018 um 22 Prozent geringerer ausgefallen ist, als im vorherigen Jahr. Aber auch die Technik ist von den Wetterkapriolen betroffen: Die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit ENISA meldet, dass Naturphänomene immer häufiger der Grund für Netzwerkausfälle sind. Im Jahr 2014 hatten Unwetter einen Anteil von fünf Prozent an den Netzstörungen und im Jahre 2017 lag dieser Wert bereits bei 17,2 Prozent.
Die Zahlen sprechen für sich: Global gelten die Jahre 2015 bis 2018 als die vierwärmsten Perioden seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. In Deutschland reihte sich der Sommer 2018 direkt nach dem Rekordsommer 2003 auf den zweiten Platz ein. Darüber hinaus ist hierzulande die Durchschnittstemperatur seit Anfang des 20. Jahrhunderts um knapp 1,0 Grad Celsius gestiegen.
Daten werden immer wertvoller
Vor diesem Hintergrund werden Vorhersagen für eine kurzfristige Wetterprognose bis hin zur langfristigen Klimaentwicklung immer wichtiger. Nutzer sind nicht nur Menschen, die ihr Wochenende oder ihren Urlaub planen, sondern auch Organisationen wie der Katastrophenschutz und Unternehmen aus der Versicherungs- und Windenergiebranche, dem Transportwesen und der Landwirtschaft. Beispielsweise helfen agrarmeteorologische Informationen den Landwirten, die Erträge und die Qualität zu sichern, während detaillierte Vorhersagen zu Stürmen und Hochwasser den Menschen dabei helfen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Auch autonome Fahrzeuge werden künftig Wetterdaten nutzen, um den Zustand der Straßen zu erkennen und bei Nebel oder Eis die Kontrolle an den Fahrer zu übergeben.
Weiterhin sind Manager darauf angewiesen, langfristige Investitionsentscheidungen auf Basis valider und aktueller Daten abzusichern. Zum Beispiel sind urbane Räume aufgrund ihrer hohen Bebauungsdichte sowie komplexer Versorgungssysteme anfällig gegenüber wetterbedingten Extremereignissen. Laut Umweltbundesamt kann es in der Stadt bis zu sechs Grad wärmer werden als im Umland; Millionenstädte heizen sich stellenweise sogar um bis zu 15 Grad mehr auf. Eine vorausschauende Stadtentwicklung blickt mindestens zehn Jahre, aber meist deutlich länger, in die Zukunft. Daher müssen Planer heute schon die Auswirkungen des Klimawandels bis Mitte dieses Jahrhunderts berücksichtigen.
Ein weiteres Beispiel liefert die Versicherungsbranche: Der Rückversicherer Munich Re verarbeitet mit der Cloud größte Datenmengen aus Klimamodellen im Rahmen seiner Risikoanalyse und hilft seinen Kunden damit, das finanzielle Risiko von Schäden aus Naturkatastrophen abzufedern.
Die Regierung hat einen Plan
Die deutsche Bundesregierung reagierte auf die sich abzeichnende Klimaveränderung im Jahr 2008 mit der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) sowie mit Aktionsplänen zur Anpassung (APA). Eine Aktualisierung auf Basis neuer Daten erfolgte im Jahr 2015 mit einem Fortschrittsbericht. Für die Regierung geht es zum Beispiel darum, die Verbreitung exotischer Stechmücken zu überwachen, die bis dahin in Deutschland unbekannte Krankheitserreger übertragen könnten. Außerdem wird die Zunahme hitzebedingter Todesfälle analysiert, um bestehende Hitzewarnsysteme sowie Informationsdienste zur UV-Strahlung und zur Pollen- und Ozonvorhersage effizienter zu gestalten. Dies erfolgt vor einem realen Hintergrund, denn mit der Temperatur steigen auch die Sterbezahlen, wie das hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen beobachtet hat. An einem normalen Sommertag erwartet die Statistik etwa 150 Sterbefälle, während an heißen Tagen zwischen 200 und 450 zusätzliche Sterbefälle allein in Hessen registriert werden. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig aktuellen Daten rund um die Klimaentwicklung für die Gesellschaft und die Wirtschaft sein können.
Wetterdaten frei verfügbar machen
Die Open Government-Initiative der Bundesregierung führte dazu, dass heute viele Wetterdaten als Open Data verfügbar sind und sich somit von Unternehmen kostenfrei nutzen lassen. So stellt zum Beispiel der Deutsche Wetterdienst (DWD) seit dem Jahr 2017 zahlreiche aktuelle Wetter- und Klimadaten in dem Portal opendata.dwd.de kostenfrei bereit. Darüber hinaus liefert das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) in ihrem Datenportal mcloud.de umfangreiche Datenquellen zu den Themen Verkehr, Klima & Wetter, Luft- & Raumfahrt sowie Infrastruktur. Diese sind in maschinenlesbarer Form in verschiedenen Formaten abrufbar und eignen sich damit ideal, um sie in eigenen Projekten weiterzuverarbeiten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche kommerzielle Anbieter von Wetterdaten. International bekannt ist zum Beispiel das Unternehmen The Weather Company, das eine Vielzahl branchenspezifischer Datenlösungen anbietet.
Mit dem Wetter die Effizienz steigern
Mit aktuellen Wetterdaten ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, Abläufe zu optimieren und Produkte gezielter zu vermarkten. Beispielsweise könnten Online-Shops automatisiert je nach Temperatur und Wetter dem Kunden Kaufempfehlungen anbieten, angefangen von Sonnenbrillen und Badehandtüchern über Regenschirme bis hin zu Streusalz, wenn Nachtfrost erwartet wird. Dies ist sogar regional steuerbar, falls der Standort des Kunden bekannt ist. Bierbrauereien und die Lieferanten der benötigten Rohstoffe setzen bereits auf Wettervorhersagen, denn wie die Erfahrung zeigt, steigt der Bierabsatz in Abhängigkeit der Temperaturen. Natürlich sind auch für Landwirte meteorologische Daten extrem wichtig, um Aussaat und Ernte zu planen: Lösungen für Digital Farming integrieren dafür Wetterdaten und Klimamodelle und erhöhen so die Planungssicherheit in der Landwirtschaft. Weiterhin können Transportunternehmen auf Basis aktueller Vorhersagen automatisiert entscheiden, ob ein Kühlfahrzeug notwendig wird, weil die Temperaturen auf einem Teil der Strecke über einem Grenzwert für Lebensmittel oder für Chemikalien liegen.
Die neuen Möglichkeiten für die Integration von Wetterdaten in das eigene Geschäftsmodell sind praktisch unendlich. Auf technologischer Seite stehen dafür mit der Cloud die benötigten IT-Ressourcen schnell und unkompliziert zur Verfügung. Als zentrale Schaltstelle für die Datenintegration wird nur noch eine Lösung für das Datenmanagement benötigt, mit der Unternehmen verschiedene Datenquellen verbinden, die Datenqualität sichern sowie Prozesse für Data Governance abbilden. Ein Beispiel hierfür ist die Talend Cloud Real-Time Big Data Platform. Mit dieser Lösung integrieren und verarbeiten Unternehmen auch Streaming-Daten aus Sensornetzwerken wie Wetterstationen in Echtzeit und stellen die Ergebnisse in der Cloud für eine Weiterverarbeitung in den Fachabteilungen zur Verfügung.
Fazit
Manager sollten trotz steigender Temperaturen einen kühlen Kopf bewahren und analysieren, wie sich durch Integration von Wetterdaten die Abläufe im eigenen Unternehmen optimieren lassen. Da viele Wetterdaten ebenso wie Testzugänge der Cloud-Anbieter sowie Open Source-Lösungen für die Datenintegration kostenfrei verfügbar sind, lassen sich erste Schritte in wettergestützte Geschäftsprozesse risikofrei realisieren.
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