Qimonda: Noch näher am Abgrund
Die wochenlangen Verhandlungen zwischen der Qimonda-Mutter Infineon und dem Freistaat Sachsen über eine Rettung von Qimonda sind vorläufig gescheitert. Die Infineon-Spitze lehnte einen Vorschlag der sächsischen Landesregierung ab.
Sachsen hatte Qimonda ein Darlehen über 150 Millionen Euro zu marktüblichen Konditionen angeboten. Bedingung dafür war nach Infineon-Angaben, dass Infineon Qimonda einen “unkonditionierten dauerhaften Beitrag in Höhe von 150 Millionen Euro in bar” zur Verfügung stellt.
Infineon wies diesen Vorschlag zurück. Diese Forderung übersteige bei weitem die Möglichkeiten, wie sie Infineon in den Verhandlungen mit dem Freistaat frühzeitig und deutlich zum Ausdruck gebracht habe. “Wir bedauern außerordentlich, dass unsere Vorschläge vom Freistaat Sachsen nicht berücksichtigt werden konnten”, sagte Peter Bauer, Sprecher des Infineon-Vorstands.
Infineon habe trotz der angespannten Lage der Halbleiterindustrie einen Kredit angeboten – in Verbindung mit dem Verkauf eines substantiellen Qimonda-Aktienpaketes an den Freistaat. “Wir sind mit dem Angebot an die Grenze der noch vertretbaren Belastungen gegangen.” Infineon suche jedoch weiter das Gespräch mit dem Freistaat.
Auch die sächsische Landesregierung hofft auf weitere Verhandlungen. Eine Lösung ohne Infineon sei “europarechtlich nicht möglich”, sagte Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) der Süddeutschen Zeitung. Sachsen sei mit seinem Angebot an die Grenze des Vertretbaren gegangen.
Qimonda hat seit Jahren mit dem Preisverfall auf dem Markt für Speicherchips zu kämpfen. Experten rechnen damit, dass der Speicherchip-Hersteller das Geschäftsjahr 2008 mit einem Defizit von 1,9 Milliarden Euro beenden wird. Qimonda hatte angekündigt, 3400 Stellen abzubauen, die Hälfte davon in Deutschland. Findet der Hersteller nicht schnell neue Geldquellen, droht bereits im ersten Kalenderquartal 2009 die Insolvenz.
Bauer: “Suchen weitere Gespräche” Bild: Infineon |
Jurk: “Lösung nur mit Infineon” Bild: Sachsen |