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Es bedarf der Selbstverständlichkeit von Geschlechtergleichstellung

Aktuelle Studien zeigen, dass der Frauenanteil in der IT weiterhin unter 20 Prozent liegt. Welche Gründe gibt es dafür? Ist es die Männerdominanz, die es Frauen schwer macht, in der IT Fuß zu fassen?  Haben Frauen weniger Interesse an der IT? Wir haben Susanne Zach von EY Österreich gefragt.

Wie beurteilen Sie die Rolle der Frauen in MINT-Berufen im DACH-Raum, insbesondere im Technologiesektor?

Als weibliche Führungsperson im Tech Consulting bei EY sehe ich die Rolle der Frauen in MINT-Berufen, insbesondere im Technologiesektor, als immer noch herausfordernd, aber mit positiven Entwicklungen. Frauen sind in diesen Bereichen nach wie vor leider unterrepräsentiert, aber es gibt zunehmend Initiativen, um mehr Frauen für MINT-Berufe zu begeistern und zu unterstützen und viele von diesen waren in den letzten Jahren erfolgreich. Die Chance liegt besonders in diversen Teams, da gerade Frauen innovative Denkmuster, Skillsets und Herangehensweisen in den Technologiesektor einbringen und so auf wertvolle Weise dazu beitragen, sowohl Prozesstransformationen als auch Anpassungen an neue Marktbedürfnisse zu verbessern.

Was wird auf Schul- und Ausbildungsebene gut gemacht, und bei welchen Initiativen gibt es Ihrer Meinung nach noch viel zu tun?

Auf Schul- und Ausbildungsebene sehe ich Fortschritte in der Förderung von MINT-Fächern für Mädchen und jungen Frauen. Es gibt Programme, die gezielt Mädchen ermutigen, sich für technische Fächer zu interessieren. Bei EY haben wir das Fast Track Trainee Programm ins Leben gerufen, mit welchem wir bereits mehrere Frauen für den Technologie Bereich begeistern konnten. Dennoch besteht viel zu tun, um eine Balance der Geschlechter in der Branche zu erreichen, solche Einstiegsprogramme bieten aber jedenfalls gute Chancen. Darüber hinaus kooperieren wir auch laufend mit Hochschulen und bieten Praxisworkshops, Wettbewerbe und Fachinputs an, um junge Talente, unabhängig vom Geschlecht, für unsere Tätigkeitsfelder zu begeistern.

Welche Berufsbilder haben Ihrer Meinung nach das größte Potenzial und/oder die meisten Chancen für Frauen?

Als Mutter von zwei Mädchen stelle ich mir sehr häufig die Frage, welchen Rat ich meinen Töchtern in Richtung Ausbildung und Berufswahl geben kann – nicht nur in Bezug auf die Chancen für Frauen, sondern auch im Hinblick auf die Tatsache, dass künstliche Intelligenz aktuell in sehr vielen Jobs eine entscheidende Rolle spielt.

Grundsätzlich denke ich aber, dass jede:r – unabhängig vom Geschlecht – wenn sie oder er möchte, jeden Beruf ausüben und Karriere machen kann. Manche Berufsfelder erleben ein starkes Wachstum und bieten vielfältige Möglichkeiten für Karrieren junger Kolleg:innen in der Technologiebranche, bei EY sind das bspw. Data Science, künstliche Intelligenz und Softwareimplementierung.

Wie haben Sie das letzte Jahr erlebt, hat sich der Abstand verringert oder ist die Situation ähnlich?

Ich würde es über einen größeren Zeitraum betrachten, aber vor allem im letzten Jahr haben sich einige Initiativen entwickelt, an denen wir auch als EY teilnehmen. Auch intern wird das Thema mit unserem Frauenförderungsprogramm “Women. Fast Forward” stärker wahrgenommen und in den Fokus gerückt. Wir haben es geschafft, unser Women@EY Netzwerk für alle Mitarbeiterinnen, unabhängig vom Karrierelevel, Alter oder sonstigen Merkmalen, auszuweiten und auch dessen Präsenz nach außen hin durch Maßnahmen wie z.B. Instagram Take-Overs oder die externe Kooperation mit the female factor zu verstärken. Regelmäßige Events und Netzwerktreffen mit spannenden Gästen bieten die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch untereinander. Um weibliche Karrierewege bestmöglich zu unterstützen, haben wir unsere Female Leadership Journey entworfen, ein in Bausteine aufgegliedertes Trainingsprogramm, das je nach Senioritätslevel unterschiedliche Themen von der Stärken- und Schwächenanalyse bis hin zur Entwicklung der eigenen Führungspersönlichkeit fokussiert.

Sind Sie der Meinung, dass die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um diese Kluft zu verringern? Was sollte Ihrer Meinung getan werden, um dies zu erreichen?

Wie schon erwähnt tut sich glücklicherweise mehr und mehr in dem Bereich. Aber ich denke es wird noch einige Zeit und Anstrengung dauern, bis es zu einer fairen Gleichstellung kommt. Mit den bereits genannten Maßnahmen zur Vernetzung und Weiterentwicklung versuchen wir bei EY viel für die Förderung weiblicher Karrierewege zu unternehmen. Was sich aus meiner Sicht jedoch gesellschaftlich noch weiterentwickeln muss, ist die Selbstverständlichkeit von Geschlechtergleichstellung, insbesondere in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ziel ist es aus meiner Sicht, dafür zu sorgen, dass Care-Arbeit nicht zwingend Aufgabe der Frau ist, sondern beide Elternteile gleichermaßen betrifft. Um dies zur gelebten Realität werden zu lassen, muss neben einem Umdenken der Rollenbilder auch das Angebot seitens der Arbeitgeber verändert werden. Bei EY bieten wir zur besseren Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben beispielsweise eine sehr flexible Arbeitszeitgestaltung sowie im Sommer erstmalig eine geförderte Kinderferienbetreuung.

Wie hoch ist der Anteil der Frauen in deiner Organisation? Werden Maßnahmen ergriffen, um eine paritätische Vertretung zu erreichen? Worin bestehen diese?

Bei EY Österreich arbeiten mittlerweile mit über 54% etwas mehr Frauen als Männer, was uns sehr freut und oft vielleicht eher überraschend für eine Beratungsfirma erscheint. Um die weiblichen Führungskräfte von morgen zu stärken, haben wir zusätzlich zu der bereits erwähnten dieses Jahr ein internes Mentoring-Programm für Frauen ins Leben gerufen, welches großen Anklang gefunden hat und nach wie vor lebt. Im Rahmen von einer sechs- bis achtmonatigen Mentoringbeziehung finden regelmäßige Treffen zwischen Mentee und Mentor:in statt, in denen Themen wie zum Beispiel die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, darüber hinaus aber auch Leadership, persönliche Entwicklung oder das Herausarbeiten einer Personal Brand fokussiert werden. Ergänzt wird dieses interne Mentoring auch mit dem Angebot der ADA-App, einer digitalen “Mentorin in der Tasche”. Diese Microlearning-App bietet mehrfach pro Woche kleine individualisierte Lernimpulse, die eine eigenständige Weiterentwicklung auf Soft-Skill-Ebene ermöglichen.

Susanne Zach

ist Partnerin bei EY Österreich und leitet den Bereich AI & Data.

Hedy Goge

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