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Frauen können besonders gut perfektionistisch arbeiten und generalistisch denken

Aktuelle Studien zeigen, dass der Frauenanteil in der IT weiterhin unter 20 Prozent liegt. Welche Gründe gibt es dafür? Ist es die Männerdominanz, die es Frauen schwer macht, in der IT Fuß zu fassen?  Haben Frauen weniger Interesse an der IT? Wir haben Barbara Klinka-Ghezzo von Confare gefragt.

Wie beurteilen Die die Rolle der Frauen in MINT-Berufen im DACH Raum, insbesondere im Technologiesektor?

Speziell im DACH-Raum ist der Anteil an Frauen in MINT Berufen sehr niedrig, da erzähle ich nichts Neues.

In meiner Position als Geschäftsführende Gesellschafterin von Confare, habe ich durch unsere IT Events und unsere DACH-weite Plattform viel mit Frauen und Männern aus dem IT-Bereich zu tun. Hier ist schon auffällig, dass unsere Ansprechpartner mehrheitlich Männer sind. Und das, obwohl wir durch unsere Arbeit für die Female-IT Community, Frauen sehr gezielt ansprechen und viel Wert darauf legen, Frauen in unsere ganze Wissensarbeit zu integrieren.

Jedem ist klar, dass bei dem technischen und gesellschaftlichen Wandel, der gerade passiert, Diversität das Um und Auf ist. Trotzdem entwickelt sich der Frauenanteil in der IT nur langsam. Dabei sind gesellschaftliche Stereotype ein riesen Thema. Das beginnt schon bei der Ausbildung. Hier werden Mädchen teilweise überhaupt nicht angesprochen.

Was wird auf Schul- und Ausbildungsebene gut gemacht, und bei welchen Initiativen gibt es Ihrer Meinung nach noch viel zu tun?

Mädchen und Buben ticken anders und brauchen andere Anreize um sich für das eine oder andre zu interessieren. Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass Mädchen, die sogar offensichtlich mathematisches Talent und ein gutes Technikverständnis haben, darin nicht weiter gefördert werden. Man gibt ihnen gerne Rollen, die mehr zu einer „sogenannten“ Frauenbiografie passen.

Unsere Schulbildung verfehlt tendenziell das Ziel die Kinder für die Zukunft auszurüsten. Mit völlig veralteten Lehrplänen, absurder Wissensvermittlung, zum Beispiel in Informatik lehrt man nicht das Handwerkszeug, das die jungen Erwachsenen brauchen, um am Ende einer Schullaufbahn in Mint-Berufe einsteigen zu können. Außer, man hat von vorne herein eine technisch höherbildende Schule gewählt, in denen Mädchen dann wieder eher die Ausnahme sind.

Welche Berufsbilder haben Ihrer Meinung nach das größte Potenzial und/oder die meisten Chancen für Frauen?

Ah meine Lieblingsfrage: ganz klar, IT hat so ein breites Angebot, das auch viele Frauen anspricht, dass hier ganz klar ein riesen Potential liegt!

Frauen können zwei Dinge besonders gut: perfektionistisch arbeiten und generalistisch denken. Was will man mehr.

In der IT beständiges Lernen angesagt. Technik entwickelt sich laufend weiter. Es gilt Prozesse zu verändern, Perspektiven zu erweitern und breite Erfahrungen zu sammeln.

Es gibt auch eine Menge Chancen, wenn Frauen aus anderen Bereichen in die IT-Welt einsteigen wollen, also klassisch den Quereinstieg wagen. Es ist gut machbar, die nötigen technischen Skills zu erlernen, während die Erfahrungen, die solche Quereinsteigerinnen aus einem anderen Umfeld mitbringen, in der IT wertvolle Impulse leisten. Ein Gewinn für alle.

Wie haben Sie das letzte Jahr erlebt, hat sich der Abstand verringert oder ist die Situation ähnlich?

Ich bemerke keinen Sprung nach vorne! Die Bewegung ist zäh und alleine das lässt Frauen daran zweifeln, dass es sich lohnt den Schritt in die Welt der Technik zu wagen.

Wir bräuchten einen progressiven Anstieg um das Vertrauen zu schaffen, dass Frauen in MINT- Berufen gut aufgehoben sind. Da spielt das Thema Führung mithinein. Wenn Frauen wieder nur im unteren, oder maximal mittleren Management Platz finden, dann ist das für die zukünftige Entwicklung alles andere als positiv.

Frauen müssen gesehen werden, führen und Vorbilder für andre Frauen sein können, damit eine positive Aufwärtsbewegung stattfinden kann!

Sind Sie der Meinung, dass die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um diese Kluft zu verringern? Was sollte Ihrer Meinung getan werden, um dies zu erreichen?

Ich sehe wenig Maßnahmen, außer das Quotenregulativ. Das ist für Frauen oft gar nicht so sinnvoll, denn keiner will eine „Quotenfrau“ sein!

Es gibt natürlich einige Unternehmen, die sich wahnsinnig um Diversität bemühen, Mentoring- Programme haben, Förderungen wenn es um Ausbildung geht und sehr flexible Arbeitsmodelle, um den Spagat Familie und Beruf zu ermöglichen. Für einen gesellschaftlichen Wandel reicht das nicht.

Aus meiner Sicht ist es notwendig vom Kindergarten, über die Schulausbildung, die weiterbildenden Ausbildungen bis hin zum Einstig in den Beruf, Frauen sichtbarer, zu machen, besser auszusprechen, mehr zu ermutigen und nicht mehr in Stereotypen zu denken und zu handeln. Das ist eine große Aufgabe und erfordert die Zusammenarbeit aller!

Hebel sind also Ausbildung und ein gutes Leadership in den Unternehmen!

Die Flexibilisierung der Arbeit zeigt uns schon jetzt auf, dass Arbeitszeitmodelle sehr frei gestaltet werden können. Darin liegt sehr viel Potential Arbeit so zu gestalten, dass z.B.: Familienarbeit partnerschaftlich gelebt werden kann und Frau und Mann sich beide im Beruf hervorragend entwickeln können. In Zukunft wird es wichtig sein Wissensarbeit so zu organisieren, dass ich von Knowhow und Erfahrung all meiner Mitarbeitenden profitiere und so effizient und zielgerichtet für den Erfolg des Unternehmens sorgen kann!

Insgesamt werden wir von vielen Dingen, die sich eingeschleift haben, Abschied nehmen müssen, um den Anforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. Dazu gehört vor allem der egalitäre Umgang mit Frauen und Mädchen, der unsere gesamte Gesellschaft positiv weiterentwickelt!

Barbara Klinka-Ghezzo

ist Geschäftsführende Gesellschafterin bei Confare und Initiatorin von “CONFARE FEMALE IT-MENTORING”Geschäftsführende GesellschafterinConfare.

Hedy Goge

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