Aktuelle Studien zeigen, dass der Frauenanteil in der IT weiterhin unter 20 Prozent liegt. Welche Gründe gibt es dafür? Ist es die Männerdominanz, die es Frauen schwer macht, in der IT Fuß zu fassen? Haben Frauen weniger Interesse an der IT? Wir haben Priska Altorfer, Group CEO von wikima4 AG gefragt.
Im Technologiesektor der MINT-Berufe hat sich in den letzten Jahren der Frauenanteil nach wie vor konstant zwischen 15 und 18 Prozent gehalten. Von der Zielmarke 25 Prozent sind wir leider weit entfernt. Dieses Niveau wäre jedoch notwendig, damit das Risiko eines Rückschritts gebannt wäre. Auf diesem heutigen Niveau ist das Thema immer noch kein Selbstläufer. Aktive Massnahmen zur Steigerung oder Haltung des Frauenanteils sind notwendig.
Trotzdem ist ein Wandel festzustellen. Die Akzeptanz von Frauen im Technologiesektor im beruflichen Alltag und in der Gesellschaft ist gestiegen, und Frauen sind auch auf oberster Executive-Stufe im Technologiesektor zu finden. Es ist unklar, inwiefern der regulatorische Druck zu diesem Trend beigetragen hat.
In allen DACH-Ländern gibt es öffentliche und private Initiativen zur Förderung der Informatik-Ausbildung, für Jungen und Mädchen. In der Schweiz z um Beispiel beginnt die Informatik-Ausbildung bereits ab der 4. Klasse, und ist kein Wahlfach mehr. Auf diese Weise wird Technologie für alle Schüler gelehrt, und reduziert den Gender-Gap in diesem Bereich.
Leider wird Informatik auf Ausbildungsstufe oft mit technischem Fokus gelehrt. Die Förderung von sozialen Kompetenzen, wie z.B. Kommunikation, vernetztes Denken und gezielte Kreativitätsförderung, sind oft im Hintergrund. Diese Kompetenzen sind für den Erfolg in der Informatik genauso wichtig. Kritischer Erfolgsfaktor in diesem Bereich sind die Lehrer. Einerseits braucht es auch weibliche Vorbilder und andererseits muss auf dieser Stufe die Begeisterung für dieses Fach geweckt werden.
Sämtliche MINT Berufe bieten ein grosses Potenzial bzw. Chancen für Frauen. Die Förderung von Frauen kommt denjenigen zu Gute, die sich von ihren Neigungen her in einem immer noch männlich domminierten Umfeld wohl fühlen. Junge Frauen werden sehr gut gefördert – bestimmt nicht in allen Unternehmen – aber es gibt viele die explizit Frauen suchen und fördern.
Die letzten Jahre waren geprägt vom gesellschaftlichen und auch regulatorischen Druck zur Veränderung. Junge, gut ausgebildete Frauen im Technologiebereich erfuhren nahezu keine Einschränkungen gegenüber ihrer männlichen Kollegen. Erst auf der Karriereleiter ist in gewissen Situationen ein Unterschied zu erkennen, bis das berühmt gläserne Dach in Sichtweise kommt.
Der Regulatorische Druck ermöglicht es nun auch talentierten Frauen, die generell weniger über einflussreiche Netzwerke verfügen, in Positionen zu gelangen, weil das Unternehmen dazu «verpflichtet» ist. Es sind denn auch erfolgreiche Frauen, die wir in diesen Bereichen sehen.
Unternehmen müssen bereit sein, Frauen auf allen Stufen und Bereichen zu fördern. Einseitige Programme wie «Little Scientist», oder «Girls in Coding» wirken nicht seriös. Ein Unternehmen sollte Aus- und Weiterbildungsprogramme anbieten, die alle Hierarchiestufen, Fach- und Management-Bereich einschliessen. Smarte Unternehmen nutzen diese Initiativen zur Erhöhung der Chancen auf dem Recruiting-Markt als attraktiver Arbeitgeber.
Beispielsweise bietet die Verbandsorganisation CEPIS (Council of European Professional Informatics Societies) mit ihrem DiversIT Charter für Unternehmen eine validierte Zertifizierung an, die die nachhaltige Frauenförderung bestätigt und sichtbar macht.
Wir sind stolz und glücklich. Bei wikima4-Gruppe haben wir einen Frauenanteil von 50%.
Wir haben das Ziel mitunter mit folgenden Massnahmen erreicht:
Ich habe mein Leben lang in Männer dominierten Berufen gearbeitet. Vor der Informatik war ich internationale Rohstoffhändlerin. Mein Glück war es, dass ich international arbeiten durfte – und da ich eine der wenigen Frauen war, konnte man mich «nicht vergleichen». Natürlich habe ich weniger verdient als meine männlichen Kollegen. Da das Gehalt jedoch damals höher war, als dasjenige meiner Kolleginnen, ging ich den Deal ein. Als Frau habe ich im Berufsleben Vor- und Nachteile. Bei Geschäftsabschlüssen im Handel war ich im Vorteil. In der Informatik hingegen musste ich zu Beginn als Frau meine Kompetenz immer stärker unter Beweis stellen als meine männlichen Kollegen. Heute ist das besser. Ob diese Entwicklung am Umfeld oder an mir selber liegt, kann ich selber nicht abschliessend beurteilen.
Ich denke, dass es die Mischung macht: Wenn Menschen am richtigen Ort sind, dann blühen sie auf.
Priska Altorfer
ist Group CEO wikima4 AG.
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