Krise und Cloud – keine Themen für Infor
Interview mit dem Infor-Chef für Zentraleuropa Wolfgang Kobek über den aktuellen Megatrend Cloud-Computing, die Auswirkungen der Finanzkrise auf den ERP-Anbieter sowie seine Ziele für das laufende Kalenderjahr.
silicon.de: Hallo Herr Kobek – wir haben uns zuletzt im Herbst vergangenen Jahres unterhalten. Schon damals war das heißeste Thema der IT-Industrie das Cloud Computing beziehungsweise Software-as-a-Service (SaaS). Damals erklärten Sie, dass unter Ihren Kunden kaum Nachfrage nach diesen Themen besteht – hat sich daran etwas geändert? Schließlich lesen wir jeden Tag von neuen Studien, die von einem explosiven Wachstum in diesem Segment berichten…
Die Situation hat sich eigentlich nicht wesentlich verändert. Zwar stellen auch wir fest, dass das Thema “heiß” ist – es kommen ständig An- und Nachfragen dazu rein -, allerdings haben wir zum Beispiel in Deutschland nicht einen großen ernsthaften Interessenten. SaaS und Cloud Computing ist in Deutschland also durchaus ein Thema, aber die Bereitschaft, den letzten Schritt zu tun, hält sich in engen Grenzen. In den USA oder Schweden mag das anders aussehen…
silicon.de: Was sehen Sie als Hauptargument gegen diesen letzten Schritt? Sind es nach wie vor die Sicherheitsbedenken?
Kobek: Ja, der deutsche Mittelstand hat nach wie vor eine große Scheu davor, seine Daten außer Haus zu geben. Da muss noch viel geschehen, dass hiesige Firmen akzeptieren, dass ihre Daten und/oder Applikationen auf einem Server in London, Frankfurt oder Chicago liegen. Sie wollen ihr Rechenzentrum lieber im eigenen Keller wissen.
Möglicherweise gibt es aber auch noch einen weiteren Grund: Die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, ist hierzulande nicht so ausgeprägt wie beispielsweise in den USA. Deutschland verfolgt da einen konservativeren Ansatz. Man wartet erst einmal die Erfahrungen in den englischsprachigen Ländern ab – wenn es beim Nachbarn funktioniert, dann kann man es ja auch mal versuchen…
silicon.de: Neue SaaS-Anwendungen sind von Infor also in nächster Zeit eher nicht zu erwarten? Andere Anbieter überbieten sich aktuell ja mit Cloud-Ankündigungen.
Kobek: In unserem Portfolio finden sich ja bereits seit einem halben Jahr sechs oder sieben gehostete Angebote. Meines Wissens wird in diesem Kalenderjahr kein weiteres Produkt folgen.