Novell-Patente ohne Käufer?
CPTN, die Holding, die insgesamt 882 Novell-Patente kaufen wollte, hat nun offenbar andere Pläne. Ein entsprechendes Kaufgesuch sei nun zurückgezogen worden.
Das berichtet das Bundeskartellamt. Hinter CPTN Holdings, verbergen sich Microsoft, Apple, Oracle und EMC, wie erst Anfang Dezember bekannt wurde. Und nur wenige Wochen später, am 30. Dezember, sei der Antrag für die Übernahme der Novell-Patente zurückgezogen worden.
Auf Nachfrage des Branchendienstes ZDNet hieß es, ein erneutes Einreichen der Unterlagen sei möglich. Bis dahin gebe es für das Kartellamt in diesem Fall schlicht nichts zu tun. Berichte, das Konsortium habe die Übernahmepläne aufgrund von Protesten aus der Open-Source-Szene aufgegeben sind offenbar falsch.
Quellen bei Novell und Microsoft sagen aus, dass CPTN den Antrag erneut bei den zuständigen Behörden einreichen werde. Ein Microsoft-Sprecher erklärte dazu: “Das ist ein rein formaler Schritt, der nötig wird, um Zeit für die Durchsicht der geplanten Transaktion zu schaffen.”
Dennoch hat die Open Source Initiative (OSI) das Bundeskartellamt schriftlich aufgefordert, “diese Transaktion sorgsam zu untersuchen”. Die Organisation, die sich der Verbreitung quelloffener Software verschrieben hat, meldet Bedenken an, da “der Interessent für Novells Patentportfolio, CPTN, eine ernsthafte Bedrohung für die wachsende Nutzung von Open-Source-Software in der Privatwirtschaft, der öffentlichen Verwaltung, an Hochschulen und in gemeinnützigen Organisationen darstellt, denn die Gründer und Leiter von CPTN können eine lange Geschichte vorweisen, in der sie den Wert von Open-Source-Software häufig fehlrepräsentiert und geschmälert haben.” Solche Schreiben mögen bei Behörden Gehör finden. Weltkonzerne, wie Apple, Oracle oder Microsoft, werden sie jedoch nicht abhalten können.
Möglicherweise hängt der Rückzug mit Finanzierungsschwierigkeiten zusammen, die Attachmate laut Bloomberg beim Versuch hat, verbleibenden Unternehmens-Assests von Novell für 2,2 Milliarden Dollar zu übernehmen. Offenbar hilft Microsoft auch bei diesem Teil der Übernahme kräftig mit. Um die Finanzierung zu regeln und Zeit zu gewinnen, hat Attachmate laut Practical-Tech.com die Kaufanträge während der Feiertage zurückgezogen.
Allerdings könnte CPTN letzten Endes auch dann Novells Patente kaufen, wenn Attachmates Novell-Übernahme scheitert. Darauf weist Jurist Andrew Updegrove von Gesmer Updegrove hin: “Wenn der Attachmate-Deal fehlschlägt, hat CPTN immer noch das Recht, sich die Rosinen aus Novells Patentportfolio herauszupicken.”
Sollte es wie erwartet neue Übernahmeanträge geben, müssen sie außer dem Bundeskartellamt auch die US-Handelsbehörde FTC und die Börsenaufsicht SEC absegnen. Erst durch eine Veröffentlichung auf dem Webserver des Bundeskartellamts war übrigens bekannt geworden, wer neben Microsoft noch hinter der mysteriösen Neugründung CPTN Holdings LLC steckt.