Jetzt also doch: Konzernumbau bei der Telekom
Die erst vor wenigen Jahren unter viel Kritik eingeleitete Konzernstruktur bei der Deutschen Telekom AG wird nun trotz aller Dementis aus Bonn doch noch obsolet.
Die erst vor wenigen Jahren unter viel Kritik eingeleitete Konzernstruktur bei der Deutschen Telekom AG (DTAG) wird nun trotz aller Dementis aus Bonn doch noch obsolet. Konzernchef Kai-Uwe Ricke will weniger Vorstandsposten und dafür mehr Konzernsäulen. Das soll eine bislang problematische Überschneidung der Kundengruppen und damit den so genannten wirtschaftlichen Kannibalismus zwischen den einzelnen Abteilungen verhindern.
Wie das Handelsblatt weiter erfuhr, soll so auch die weitgehende Autonomie der einzelnen Abteilungen Festnetz, Mobilfunk, IT-Services und Internet abgelegt werden. Es habe sich als schädlich herausgestellt, so ein führender Manager gegenüber der Zeitung, dass die Top-Manager mit weitgehend unabhängiger Verantwortung auch vom Konzern unabhängige Entscheidungen getroffen hätten, ohne die restlichen DTAG-Interessen im Blick zu behalten. Dieses Verhalten soll durch eine neue Struktur – von fünf Bereichen ab 2005 ist die Rede – abgestellt werden.
Die größten Probleme dieser Art habe es zwischen den Bereichen Festnetz und Internet gegeben, beispielsweise bei der Zuständigkeit für die attraktiven und gewinnträchtigen Wachstumssektoren webbasierte Musikplattform oder beim WLAN (Wireless Local Area Network). Festnetz und IT-Services seien ebenfalls oft gleichzeitig an einem Auftrag bei ein und demselben Kunden interessiert. Daher wolle Ricke diese Felder vermischen und die Einheit ‘Flächenvertriebe Deutschland’ mit den Aufgaben der zwei Säulen betrauen.
Hier sollen vor allem Geschäftskunden betreut werden und zwar im Festnetz- wie auch im IT-Services-Bereich. So sollen die letzthin aus den genannten Gründen etwas verschreckten Kunden aus dem Mittelstand und Kleinunternehmen wieder zur Telekom zurückgelockt werden. Der bisherige Festnetzbereich soll sich ausschließlich um die Privatkunden zu kümmern haben. Die T-Systems, die sich erst vor einigen Jahren das etablierte Debis Systemhaus einverleibt hatte, soll sich nunmehr allein um die 60 größten Geschäftskunden kümmern.
Mit der Neustrukturierung soll auch eine Entmachtung der bisher im Vorstand vertretenen Säulen-Chefs einhergehen. Nicht mehr sieben, sondern nur noch sechs Mitglieder soll der neue Vorstand haben. Hier treffen sich dem Bericht zufolge ab 2005 nur noch Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke, Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick, Personalchef Heinz Klinkhammer und drei Bereichsleiter für Geschäftskunden, Mobilfunk und Breitband/Festnetz.
Möglich geworden ist diese Absicht offenbar auch dadurch, dass sich der Bund bis 2006 von allen Telekom-Aktien (sichtbar sind das 26 Prozent direkt und 17 Prozent bei der staatsnahen Kreditanstalt für Wiederaufbau) und auch denen der Post trennen will. Die ehemaligen staatlichen Betriebe, die von einem eigenen Ministerium geleitet worden waren, sollen nun bis 2006 ganz in private Hände kommen.