Geldnot bringt Galileo ins Trudeln
Nach einem europäischen Interessensstreit über das Weltraum-Projekt Galileo tritt Deutschland finanziell auf die Bremse.
Nach einem europäischen Interessensstreit über das Weltraum-Projekt Galileo tritt Deutschland finanziell auf die Bremse – das Satellitensystem ist dadurch in eine ernsthafte Krise geraten, berichtet das Handelsblatt. Demnach blockierte Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe die Bewilligung zusätzlicher Mittel für die Entwicklung des Systems. Zuvor war der Rat der europäischen Raumfahrtorganisation ESA in Paris ohne Ergebnis und im Streit auseinandergegangen.
Die Deutschen seien mit rund 500 Millionen Euro der größte Beitragszahler für das Projekt, so der Minister. Insgesamt umfasst die ESA 15 europäische Mitgliedsstaaten. “Wir wollen eine faire Lösung für alle Beteiligten”, so Stolpe. “Deutschland wird aber nicht mit seinem Beitrag nur die Luft- und Raumfahrtindustrie in Südeuropa und Frankreich finanzieren.” Deutschland verlange auch die Aufnahme eines deutschen Unternehmens in das künftige Betreiberkonsortium für Galileo, sowie eine Beteiligung deutscher Unternehmen am Systemaufbau.
Unterdessen wächst in der Industrie die Besorgnis. “In spätesten drei Woche geht uns das Geld aus”, heißt es aus Kreisen von Galileo Industries, in der führende europäische Raumfahrtfirmen zusammengeschlossen sind. Zwei Testsatelliten stehen dort kurz vor der Fertigstellung – sie sollen in wenigen Monaten in den Weltraum geschickt werden. Experten schätzen, dass bis zu 150.000 Jobs in der europäischen Raumfahrtindustrie von Galileo abhängen.
Die Bundesregierung nutzt nun die Finanzierungsfrage als Faustpfand. Das Bundesverkehrsministerium blockiert den Anteil Deutschlands an den zusätzlichen Kosten, weil vor allem die italienischen und französischen Partner klare Aussagen für die Auftragsvergabe verweigert hätten, hieß es aus Berlin. Der Präsident der italienischen Weltraumbehörde ASI, Sergio Vetrella, hatte Deutschland dagegen kürzlich Verzögerungstaktik vorgeworfen.