Tiscali plant eigenes Breitbandnetz in Deutschland
Mittelfristig will Tiscali ein Drittel von Deutschland mit seinem “eigenen Netz” abdecken und dafür 60 bis 70 Millionen Euro investieren.
Der italienische Internetanbieter Tiscali will ein eigenes Breitbandnetz in Deutschland aufbauen. Das neue Netz werde sowohl Internet- wie auch Telefonangebote umfassen, sagte der Chef von Tiscali Deutschland, Carl Mühlner. Dabei ist besonders das neue DSL-Angebot direkt gegen die traditionellen TK-Anbieter und Kabelnetzbetreiber gerichtet und wird von Tiscali als “erstes von der Deutschen Telekom unabhängiges DSL-Angebot seiner Art” angepriesen.
Das erklärt sich aus der Entbündelung. ULL(Unbundled Local Loop; entbündelter Endkundenzugang) ist eine Möglichkeit dafür. Eine andere ist Line Sharing, wobei nur der DSL-Frequenzbereich der Teilnehmer-Anschluss-Leitung (TAL) angemietet wird. Nur DSL kann dabei angeboten werden, der Telefonanschluss bleibt bei der T-Com, einer Telekom-Tochter für Festnetz. Beim Full Unbundling ist das anders: “Tiscali mietet von der T-Com die komplette Teilnehmer-Anschluss-Leitung, das heißt, Leistungen können völlig unabhängig von der T-Com angeboten werden”, so Mühlner. Angestrebt ist aber ein eigenes Netz, das Tiscali jetzt für ganz Deutschland anstrebt, um Kunden Telekom-freie Dienste anzubieten.
Die erste Stadt ist Frankfurt am Main, mittelfristig will Tiscali aber ein Drittel von Deutschland mit einem “eigenen Netz” abdecken und dafür 60 bis 70 Millionen Euro investieren. “Das ist ein Ziel, das man in drei Jahren erreicht haben muss, sonst steht man hinten an”, so der Tiscali-Manager.
Derzeit hat Tiscali Deutschland nach eigenen Angaben 235.000 DSL-Kunden unter Vertrag und liegt damit weit hinter Konkurrenten wie T-Online und United Internet zurück. Die Kosten für das Netz in Frankfurt bezifferte Mühlner auf 2 Millionen Euro. Pro Monat würden mit dem neuen Netz voraussichtlich zusätzliche 1000 DSL-Kunden in Frankfurt gewonnen.
Mit dem Aufbau einer eigenen Infrastruktur setzt Tiscali nach der Neuausrichtung des Konzerns wieder stärker auf Expansion. Die italienische Muttergesellschaft hat in der Vergangenheit eine Reihe von Landesgesellschaften verkauft und sich auf die Kernmärkte Italien, Großbritannien, Deutschland und Niederlande konzentriert.