Warenwirtschaft wird für den Mittelstand attraktiv
Lange hofiert wurde der Mittelstand durch ERP-Hersteller. Letztere scheinen jetzt das richtige Rezept gefunden zu haben – und die Nachfrage steigt.
Es wird langsam ernst für die Anbieter von Warenwirtschaftssystemen und ihre mittelständische Klientel. Mag es an der allgemein besser werdenden Stimmung in der Industrie liegen oder an der Tatsache, dass Hersteller wie SAP jetzt auch auf die Bedürfnisse der ‘Kleinen’ hören, fest steht dass die Nachfrage rapide steigt. “Ein ähnlich dynamisches Neukundengeschäft bestand seit zwei Jahren nicht mehr”, bestätigt Dr. Joachim Hertel, Vorstandsvorsitzender von Infor Business Solutions. Der auf ERP-Lösungen für die mittelständische Fertigungsindustrie spezialisierte Anbieter konnte allein in den letzten beiden Monaten 18 neue Kunden gewinnen.
Von einer richtigen Trendwende mag Hertel zwar noch nicht sprechen, denn er ist sich nicht sicher ob seine Erfolge mit einer allgemein besseren Marktlage oder nur mit seinen Produkten zu tun haben. Doch er kann sich zumindest darauf einstellen, dass ERP (Enterprise Resource Planning) die nächste Zeit wieder ein Modethema sein wird – und zwar genau bei seiner Zielgruppe, dem Mittelstand. Dafür wird schon Marktführer SAP mit seinen Mittelstandsaktivitäten sorgen.
Das renommierte Softwarehaus als Walldorf hat nämlich viel vor. In zwei Jahren soll sich der Anteil durch das Mittelstandsgeschäft im SAP-Umsatz verdoppeln, von jetzt knapp 7 Prozent auf 15 Prozent. Dazu soll nicht ein besserer Zuschnitt seiner lange Zeit nur für Großunternehmen tauglichen Produkte auf die Bedürfnisse kleinerer Kunden sorgen. Das SAP-Management scheint begriffen zu haben, dass es nicht ausreicht, abgespeckte Versionen seiner Software anzubieten. Eine ganze Reihe flankierender Maßnahmen und Partnerschaften soll dafür sorgen, dass das gesamte Instrumentarium aktiviert wird, das für die richtige Ansprache des Mittelstands nötig ist.
Business One, die kleinste Variante der SAP-Software, soll durch Module ergänzt und angereichert werden, die traditionell im Mittelstand weit verbreitet sind. Für die Personalverwaltung beispielsweise sollen die Produkte von ADP Employer Services und Novaline integriert werden. Die Seeburger AG ist im Bereich Business-to-Business- und EDI-Kommunikation mit ihrem Business Integration Adapter dabei. W-Concept und Weber Datentechnik tragen Projekt- und Produktionsplanungslösungen für die Fertigungsbranche bei.
Das alles passiert im Rahmen eines so genannten Solution Partner Programms, nach dem unabhängige Softwareanbieter die Möglichkeit haben, mit Hilfe eines Software Development Kits (SDK) integrierbare Zusatz- und Branchenlösungen zu entwickeln. Dabei unterstützt das SDK gängige Entwicklungssprachen wie Java und Dotnet. Es umfasst vordefinierte Schnittstellen, Programmierbeispiele, Routinen und Entwicklungswerkzeuge. Auf der Plattform des SDK können sowohl Erweiterungen wie auch Schnittstellen für Business One entwickelt werden. Nach Informationen von Dr. Michael Schmitt, Leiter des Geschäftsbereichs Mittelstand in Deutschland, sind bereits 60 solcher Partner in Deutschland rekrutiert worden, weltweit sind es 240. Der Support ist bereits in 16 Ländern eingerichtet, weitere sechs Länder sollen bis Ende des Jahres dazu kommen.
Damit die als teuer verschrieene SAP-Software auch von der wirtschaftlichen Seite für Mittelständler attraktiv erscheine, lancierte SAP zur Systems ein Programm für Leasing und Finanzierung – allerdings nur für Schnellentschlossene, denn es läuft blos bis Ende des Jahres. Inhalt des Finanzierungsangebots ist das zinsfreie Leasing von Software, Hardware sowie Implementierungs- und Beratungsdienstleistungen über einen Zeitraum von drei Jahren. Das Angebot wird von Fujitsu Siemens, Hewlett Packard und IBM sowie den teilnehmenden SAP-Partnern umgesetzt.