SAP: Desaster ByDesign?

Die SAP AG hat am Mittwoch ihre neue, speziell für mittelständische Unternehmen konzipierte Software SAP Business ByDesign – Codename A1S – in New York vorgestellt.

Pro Anwender und Monat kostet die On-Demand-Lösung 133 Euro ($149) und soll die bisherigen Produkte ‘Business One’ und ‘Business All-in-One’ ergänzen. Sie richte sich an Unternehmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern.. Darüber hinaus bietet SAP Gruppenpreise für Anwender, die nur selektive Funktionen von SAP Business ByDesign nutzen. Bis zum Jahr 2010 will Konzernchef Hernning Kagermann rund 10.000 Neukunden für das Produkt gewinnen. Das ist von einiger Bedeutung für den Walldorfer Konzern. “Zu sagen, der Erfolg des Produkts sowie des neuen Geschäftsmodells ist wichtig für SAP, wäre eine Untertreibung”, erklärten etwa die Analysten der Gartner-Gruppe. Allgemein zeigten sich die verschiedenen Analystenhäuser sehr angetan vom Walldorfer Vorstoß. Doch nur wenige Stunden nach der Präsentation jubeln auch die Konkurrenten. Business ByDesign sei ein evidentes Armutszeugnis für Europas größten Softwarekonzern.

“SAPs Business-ByDesign-Ankündigung erinnert mich eher an Desaster ByDesign. Keine Verfügbarkeitsaussage aber 20 Kunden live, landesspezifischer Rollout, Partnerkonflikte, keinerlei Wachstums- oder Migrationsaussagen für schnell wachsende Unternehmen, die leistungsfähigere Lösungen benötigen – all das macht dieses Angebot für die von uns adressierten Mittelstandsunternehmen unattraktiv”, sagte Friedbert Schuh, General Manager Lawson Central Europe.

“Wir sehen SAPs Business ByDesign als Ersatz für das bisherige Business-One-Paket. Unsere Zielkunden wollen keine Software aus dem Internet laden, die nur minimalen Gestaltungsraum lässt. Das ist gut für den Handwerksladen um die Ecke, aber nicht für den international agierenden Mittelstand”, so Schuh weiter. “Business ByDesign sehen wir als Mogelpackung bei der schnell mehr als 200.000 Euro auf fünf Jahre gesehen zusammenkommen, und das bei limitiertem Funktionsumfang.”

Alastair Sorbie, CEO von IFS, sieht in SAPs Business ByDesign gar einen klaren Indikator für eine ernsthafte Krise in Walldorf: “Die zuletzt von SAP verkündete A1S-Saga ist ein weiteres Zeichen der Identitäts­krise des Unternehmens. In dem Versuch den Mittelstandsmarkt zu erobern, hat SAP eine Reihe von Angeboten generiert, von denen das Jüngste mit den eigenen laufenden Aktivitäten auf dem Markt extrem konkurriert. Keines davon wird jedoch den Anforderungen der Unternehmen gerecht, die SAP als Kunden gewinnen will.”

Die Börsenanalysten der Citigroup haben übrigens positiv auf die jüngste Ankündigung von SAP reagiert. Sie vergaben das Rating “buy” für die Aktie der Walldorfer. Business ByDesign sei “einzigartig” und genau passend für den Mittelstandsmarkt mit seinen mindestens 600.000 Unternehmen. Die Analysten lobten zudem die einfache Preisstruktur. Schwierigkeiten könnte es allerdings beim Akquirieren von passenden Partnerunternehmen geben, so die Citigroup.

Auch die Experton Group zeigte sich beeindruckt: “Konzept und Produkt sind absolut beeindruckend und treffen den Bedarf der Anwender. Damit wird sich dieses Konzept zumindest mittelfristig durchsetzen und einen Paradigmenwechsel im Segment der Business Software einläuten”, sagte Andreas Zilch, Lead Advisor bei Experton. Er schränkt ein: “Enttäuschend ist allerdings, dass SAP bei einem solch großen Announcement keine festen Verfügbarkeitsdaten nennen kann. Hier zeigt sich die noch immer bestehende Verunsicherung innerhalb von SAP. Wenn SAP aber die noch notwendigen Schritte konsequent durchsetzt, werden die Wettbewerber in diesem Markt massiv unter Druck geraten.”

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