Mozilla-Chef lobt Google
Im Interview in Berlin gesteht Mozilla-CEO John Lilly, dass ihm der Google-Browser Chrome das Leben schwer macht. Auch sonst ist er nicht so gut auf die Suchmaschine zu sprechen.
Die Erfolgsgeschichte des Open-Source-Browsers Firefox ist beispiellos. Ursprünglich von gerade einmal zwei unbekannten Web-Enthusiasten auf Schiene gebracht, kann der größte Konkurrent des Internet Explorers mittlerweile Tausende freiwillige Entwickler, mehr als 200 Millionen Nutzer und einen Marktanteil von bis zu 30 Prozent in Europa vorweisen. Das Business-Modell ist ebenfalls einzigartig. Anders als Google, Microsoft und Co. versteht sich die dahinter stehende Mozilla-Foundation weiterhin als rein gemeinnütziges Unterfangen. In Berlin sprach pressetext mit Mozilla-CEO John Lilly über die Zukunft des Webs und warum man Google trotz seiner kostenlosen Webservices keinesfalls mit einer Non-Profit-Organisation verwechseln soll.
Frage: Sie sind seit Anfang des Jahres CEO bei Mozilla. Welchen persönlichen Zugang haben Sie zum Thema Internet und wie sehen Sie Mozillas Rolle bei der Weiterentwicklung des Webs?
John Lilly: Das Internet ist die wichtigste Innovation in unserem Leben und führt zu einer viel intimeren Vernetzung von Menschen, als es früher der Fall war. Mozilla und Firefox sind aus der Frustration heraus entstanden, dass ein globaler Player die Weiterentwicklung des Webs behindert hat. Unser Zugang damals war ein radikal anderer. Wir konnten zeigen, dass man kein kommerzielles Geschäftsmodell braucht, um Innovation voranzutreiben.
Frage: Ungeachtet des idealistischen Zugangs konkurriert Mozilla mit seinen Produkten dennoch mit Branchengiganten wie Google, Microsoft oder Apple. Kann das auf Dauer gutgehen?
John Lilly: Unser Umsatz, etwa durch die Integration der Google-Suche in Firefox, betrug 2006 rund 66 Millionen Dollar. Wir beschäftigen weltweit gerade einmal 200 Leute. Dass man mit diesen Strukturen Dinge anders angehen muss, ist klar. Bei Mozilla funktioniert der Großteil über Partizipation der Nutzer. 42 Prozent des Programmcodes von Firefox stammen von freiwilligen Entwicklern. Auch der Großteil der 6000 Erweiterungen und über 60 lokalisierte Versionen gehen auf den Einsatz der Community zurück.
Frage: Googles überraschender Launch des eigenen Browsers Chrome hat in der Mozilla-Community für Aufregung gesorgt, zumal Google über die Such-Einbindung in Firefox auch wesentlich zur Finanzierung des Projekts beiträgt. Droht der gemeinsame Weg auseinanderzugehen?
Lilly: Natürlich wäre das Leben für uns ohne Google Chrome einfacher. Gleichzeitig muss man aber sehen, dass Google und Mozilla trotz einiger gemeinsamer Ziele immer grundverschieden waren. Google war und ist keine Non-Profit-Organisation. Es will die Welt zum Guten verändern, aber im Hintergrund sind da natürlich immer auch die Aktionäre. Bei Mozilla geht es hingegen einzig und allein darum, das Web und den Umgang damit zu verbessern. Dieser Unterschied wird jetzt vielleicht stärker wahrgenommen als früher.