Markenmissbrauch im Projektgeschäft: HP wehrt sich
Das Projektgeschäft mit falschen Zertifizierungen und Marken-Qualifizierungen der Hersteller blüht offenbar so sehr, dass erste IT-Konzerne gerichtlich vorgehen.
Das Projektgeschäft mit falschen Zertifizierungen und Marken-Qualifizierungen der Hersteller blüht offenbar so sehr, dass erste IT-Konzerne gerichtlich vorgehen. Hewlett-Packard aus Palo Alto, Kalifornien, will aber auch durch einen noch engeren Kontakt mit den Partnern den Missbrauch der eigenen Marke verhindern. Ein Programm zur Aufklärung von Kunden und Geschäftspartnern soll Transparenz in den undurchsichtigen Graumarkthandel und seine Gefahren bringen.
“Wir wollen faire Wettbewerbsbedingungen unter den Händlern schaffen und für unsere Endkunden die Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte sicherstellen”, erklärt Jos Brenkel, Vice President Solution Partners Organization von HP EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika). “Wir ergreifen alle nötigen Maßnahmen, um die Marke HP zu schützen.” Unternehmen, die auf dem Graumarkt tätig sind, bekommen dies auch schon dadurch zu spüren, dass HP sie vor den Richter holt.
Zu den Maßnahmen gegen die betrügerischen Aktivitäten gehört die verstärkte Kontrolle von Projekten durch HP, vor allem wenn Preisnachlässe verhandelt wurden: HP verlangt von Großhändlern und Händlern Endkundennachweise oder überprüft sie im Rahmen von Audits. Außerdem wird der Weg der verkauften Produkte nachverfolgt, um zu verhindern, dass Produkte außerhalb des autorisierten Verkaufskanals gehandelt werden.
In einigen Fällen hat HP bereits Klagen gegen Händler angestrengt. Das Unternehmen kündigt weltweit noch mehr solche Schritte an, sollte sich ein Verdacht erhärten. Dabei behält sich HP selbstverständlich auch vor, die Autorisierung zu entziehen. In Europa hat HP in den vergangenen Monaten bereits drei Klagen angestrengt: In Österreich fordert der Hersteller gerichtlich von einem ehemaligen Distributor die Rückerstattung von Preisnachlässen in Höhe von sechs Millionen Dollar. In Großbritannien wurde Paradise Computer Corporation eine Verletzung des Markenrechts vorgeworfen, da das Unternehmen bestimmte Produkte ohne die Zustimmung von HP im britischen Markt vertrieben hatte. Vor einigen Monaten entschied ein britisches Gericht in einem Fall von Vertragsbruch zu Gunsten von HP. Das Unternehmen erhielt eine richterliche Entschädigung in Höhe von 2,3 Millionen US-Dollar.
In den USA verlangt HP im aktuellen Fall gegen Capital City Micro und P & E Distributing mehr als 8,6 Millionen US-Dollar Schadenersatz wegen Betrugs, Vertragsbruchs und Falschangaben. Laut Klageschrift hat HP Preisnachlässe exklusiv für einen bestimmten Endkunden gewährt. Statt die Produkte an diesen Endkunden zu verkaufen, hat Capital City Micro sie jedoch entgegen den Vertragsbestimmungen über den Graumarkt vertrieben.
HP weist im Rahmen der Kampagne aber auch darauf hin, dass stark reduzierte Preise im nicht autorisierten Verkaufskanal ein Indiz dafür sein können, dass es sich bei diesen Produkten um illegale Importe in die EU handelt oder aber um Produkte, bei denen ein so genannter Approval-Mißbrauch vorliegt. Das sind unlautere Projektgeschäfte wie sie im Fall von Capital City Micro geprüft werden.
HP empfiehlt den Großhändlern und Handelspartnern daher, die Seriennummern der Produkte auf allen Verkaufs- und Lieferunterlagen zu dokumentieren. So lassen sich Verdachtsfälle leichter untersuchen. Die Eindämmung des Graumarkts hat auch die AGMA zum Ziel, die Alliance for Gray Market and Counterfeit Abatement, die HP im September 2001 zusammen mit anderen Technologieunternehmen gegründet hat und die über die illegalen Vertriebswege aufklärt, über die Produkte auf den Graumarkt gelangen können.